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Wirtschaft: Rupf will hart durchgreifen

BERLIN (dr).Eine weiterhin hohe Risikovorsorge sowie stark gestiegene Verwaltungsaufwendungen kennzeichnen die Geschäftszahlen der Bankgesellschaft Berlin für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 1998 und drückten das Betriebsergebnis um 2,7 Prozent auf rund 500 Mill.

BERLIN (dr).Eine weiterhin hohe Risikovorsorge sowie stark gestiegene Verwaltungsaufwendungen kennzeichnen die Geschäftszahlen der Bankgesellschaft Berlin für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 1998 und drückten das Betriebsergebnis um 2,7 Prozent auf rund 500 Mill.DM.Vorstandssprecher Wolfgang Rupf will nun Konsequenzen ziehen und den Konzern umstrukturieren.Ein Dividendenausfall ist nicht auszuschließen.

Einsparungen von rund einer Mrd.DM will die Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin, in den kommenden zwei bis drei Jahren erreichen.Dazu seinen "Einschnitte quer durch den Konzern" nötig, erklärte Rupf am Montag vor der Presse in Berlin.Dieser Schritt soll die Aufwandsrentabilität des Konzerns in die Nähe von 55 Prozent bringen.Dies ist eine der Konsequenzen, die der Vorstand des Konzerns aus den eher bescheidenen Neun-Monats-Zahlen zieht.Zwar habe die Bankgesellschaft, verglichen mit den aktuellen Ergebnissen anderer deutscher Banken, bis Ende September 1998 ein vertretbares Ergebnis erzielt, so Rupf, dennoch sei man damit keinesfalls zufrieden."Es ist uns nicht geglückt, die Kosten im Griff zu behalten", mußte Rupf eingestehen.Während die Personalaufwendungen mit einem Plus von 9,3 Prozent auf 1,4 Mrd.DM noch einigermaßen moderat stiegen, "explodierte" der gesamte Verwaltungsaufwand um 16,8 Prozent auf fast 2,8 Mrd.DM.

Auch bei der Risikovorsorge ist noch kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht.Für die ersten neun Monate belief sie sich auf netto 838 Mill.DM verglichen mit 777 Mill.DM in der anteiligen Vorjahreszeit.Im gesamten Jahr dürfte sie netto auf gut 1,1 Mrd.DM steigen.Beim Bruttowert wollen Beobachter sogar 2 Mrd.DM nicht ausschließen.Der hohe Wertberichtigungsbedarf per 30.September, resultiere aber aus Engagements der Vergangenheit, nicht aus spekulativen und fehlgeschlagenen Engagements neuerer Zeit, betonte Rupf.

Als eine Maßnahme soll die Zahl der Mitarbeiter zum Ende des kommenden Jahres um bis zu 2000 Personen gesenkt werden.De facto herrscht bereits ein Einstellungsstop."Wir wollen die natürliche Fluktuation zu nahezu 100 Prozent ausnutzen", erklärte Rupf.Betriebsbedingte Kündigungen sollen zwar vermieden werden, aber Änderungskündigungen werden wohl nicht die Ausnahme bleiben.Die Risikovorsorge, die zu etwa 35 Prozent auf das Retailbanking, zu 45 Prozent auf den Immobilienbereich und zu rund 20 Prozent auf das Auslandsgeschäft entfiel, werde im kommenden Jahr deutlich geringer ausfallen, meinte Rupf, der anfügte, sollte dies nicht erreichbar sein, werde dies auch personelle Konsequenzen - nötigenfalls auch bei Mitgliedern des Vorstandes - haben.Schließlich werden die Führungsstäbe der Berliner Bank in die Bankgesellschaft integriert.Auch das Auslandsgeschäft gibt die Berliner Bank an die Holding ab.Die Filialen der Berliner Bank (Firmenkundengeschäft) werden von der Bankgesellschaft übernommen.Lediglich im Privatkundengeschäft erhält die Berliner Bank Büros aufrecht.Die Landesbank wird für das Geschäft mit der öffentlichen Hand zuständig sein.Das Immobiliengeschäft soll von den Töchtern Landesbank und Berlin Hyp/Berliner Bank betrieben werden.

Rupf gab sich zuversichtlich, daß der Konzern sich so umorganisieren läßt, "daß er zukunftssicher wird".Die Bank habe auch die Kraft, um nach dem Scheitern der Fusion mit der NordLB noch viele Jahre alleine ihren Weg zu gehen.Kooperationen oder Fusionen kann sich Rupf erst in zwei bis drei Jahren vorstellen.

In Zukunft werde sich die Bankgesellschaft auf zwei große Säulen stützen.Zum einen wird dies das Retail-Geschäft, also das Geschäft der Filialen, sein."Wenn es uns hier gelingt, kostengünstig zu arbeiten, sind wie bei einem Marktanteil von 65 bis 70 Prozent in der Region nahezu unangreifbar", so der Vorstandssprecher.Zweites Bein soll das Geschäft am Kapitalmarkt sein.Das sogenannte Wholesale-Banking, zu dem auch noch die Geschäfte mit institutionellen Kunden und Konzernfirmen gehören, wird von der Dachgesellschaft übernommen.

Der Umbau wird das Ergebnis schon in diesem Jahr belasten.Ohne diese Aufwendungen erwartet Rupf ein Betriebsergebnis nach Risikovorsorge "etwa auf Vorjahresniveau" (670 Mill.DM).

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