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Wirtschaft: Russen wollen eigene Öl-Interessen im Irak durchsetzen Konflikt mit den USA um Nachkriegsordnung wird schärfer

Moskau (mbr/HB). Die russische Regierung verlangt, dass ihre Öl und Wirtschaftsinteressen im Irak nach dem Ende des Krieges berücksichtigt werden.

Moskau (mbr/HB). Die russische Regierung verlangt, dass ihre Öl und Wirtschaftsinteressen im Irak nach dem Ende des Krieges berücksichtigt werden. Das unterstrich Vizepremier Alexej Kudrin gestern am Rande der Tagung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris.

Zugleich protestierte Russlands Außenministerium offiziell gegen „versteckte Drohungen“ des US-Botschafters in Moskau. „Egal, wie die Regierung des Irak nach dem Krieg aussieht - sie muss sich an internationale Abkommen halten“, forderte Kudrin. Russland verlange, dass Bagdad seine Schulden gegenüber dem Kreml von mindestens acht Milliarden Dollar begleiche und „dass unsere Firmen die Verträge realisieren können, die sie mit dem Irak abgeschlossen haben“.

Auch Russlands Energieminister Igor Jussufow forderte unmissverständlich „die sofortige Rückkehr russischer Firmen in den Irak, wenn der Krieg vorbei ist. Sie sollen ihre Arbeit dort fortsetzen.“ Noch im Januar hatte der Ölkonzern Soyusneftegaz des früheren russischen Ölministers Jurij Schafrannik Bohrrechte auf dem Rafidain-Feld im Südirak erworben, das jetzt von britischen Truppen besetzt ist. Von den erkundeten irakischen Erdölvorkommen im Volumen von 120 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter) haben sich russische Konzerne in Vorverträgen rund 25 Milliarden gesichert. Russlands größter Ölkonzern Lukoil will etwa das größte Ölfeld des Irak, West Qurna 2, ausbeuten und soll dafür bereits vier Milliarden Dollar investiert haben.

Die mittelgroße Ölfirma Tatneft aus der islamischen russischen Teilrepublik Tatarstan hat 33 irakische Ölquellen unter Vertrag. Werden den Tataren diese Felder genommen, erleide das Unternehmen einen Verlust von einer Milliarde Dollar, sagte Tatneft-Vize Chamit Kawejew. Verträge über weitere 60 Quellen seien bei Kriegsausbruch unterschriftsreif gewesen – und sollen jetzt wohl an amerikanische oder britische Energiekonzerne gehen.

„Der Krieg zerstört russische Interessen“, sagt Schafrannik, „auf unsere Interessen will im Nachkriegs-Irak niemand mehr Rücksicht nehmen.“ Russische Unternehmen fürchten nicht nur den Verlust der Förderrechte selbst. Mit Sarubezhneft und Mashinoimport sind auch Firmen betroffen, die Ausrüstung und Bohrtechnik liefern - für die es ansonsten kaum ausländische Nachfrage gibt. Russland nahm zudem bislang im Rahmen des Uno-Sanktionsprogramms „Öl für Lebensmittel“ fast 40 Prozent des irakischen Erdöls ab und verkaufte es auf den Weltmärkten.

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