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Traumhafte Rendite. Gasprom kommt auf eine Nettomarge von 25 Prozent. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Wirtschaft: Russische Konzerne verdienen prächtig

In keinem anderen europäischen Land sind die Gewinne und Margen höher

Düsseldorf - Radikale Kostensenkungen und Personalabbau helfen den russischen Firmen, glänzend aus der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte herauszukommen. In keinem anderen europäischen Land erwirtschaften heute die Top-Konzerne höhere Gewinne und Margen als in Russland. Nicht wenige Experten hatten den russischen Konzernen den Untergang vorausgesagt, wenn die Welt weniger Energie braucht und die Preise in den Keller fallen. Doch es kam anders.

Insgesamt brachen bei den 500 größten Firmen in 27 europäischen Ländern die Umsätze um durchschnittlich 9,6 Prozent ein. Unter dem Strich verdienten die Konzerne im abgelaufenen Geschäftsjahr 26 Prozent weniger als 2008. Der unverhältnismäßig starke Gewinneinbruch verringerte die wichtige Marge empfindlich: Durchschnittlich blieben pro 100 Euro Umsatz nur noch 4,90 Euro hängen – 18 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Das belegt die „Handelsblatt“-Rangliste der nach Umsatz 500 größten börsennotierten Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen. In den vergangenen Tagen präsentierten die letzten großen Konzerne ihre Bilanz für 2009. Größte Überraschung: Russlands junge börsennotierte Konzerne umschifften die Krise besser als alle anderen. Während das Bruttoinlandsprodukt um 7,9 Prozent abstürzte (doppelt so stark wie in der Euro-Zone), erwirtschaften die Unternehmen eine stattliche Marge von durchschnittlich 13,7 Prozent. Das sind sogar zwei Prozentpunkte mehr als 2008. Zum Vergleich: Deutsche Unternehmen erreichten auf dem Höhepunkt vergangener Boomzeiten nicht einmal halb so viel.

Dabei ist die fundamentale Ausgangslage für die russischen Unternehmen schlechter als für die Deutschen. Der Öl- und daran gekoppelte Gaspreis notierte im Bilanzzeitraum ein Drittel niedriger als ein Jahr zuvor. Deshalb brachen bei den vielen rohstofflastigen Unternehmen die Umsätze durchschnittlich um 13 Prozent ein, also deutlich stärker als in Gesamteuropa. Beim landesweiten Stromversorger Mosenergo sank der Umsatz sogar um 25 Prozent. Große Teile der Industrie lagen während der Krise brach und fragten deshalb weniger Energie nach.

Insgesamt beschäftigen die 30 im Ranking untersuchten russischen Firmen 111 705 Mitarbeiter weniger als ein Jahr zuvor. Das ist ein Rückgang von 5,5 Prozent. Europaweit reduzierte sich die Anzahl der Angestellten im Krisenjahr 2009 nur um 2,7 Prozent. Die früher staatlich kontrollierten Firmen beschäftigen immer noch viel mehr Mitarbeiter als westliche Konkurrenten. Gasprom entlohnt trotz drastischer Fluktuation immer noch mehr Angestellte als die beiden Ölmultis BP und Royal Dutch Shell zusammen.

Mit den Versorgern Gasprom, Surgutneftegaz und Rushydro sowie dem Transportspezialisten Transneft erwirtschaften gleich vier Konzerne eine Nettomarge von mehr als 25 Prozent. Das gibt es in keinem anderen Land. Drei der europaweit zehn renditestärksten Firmen sind in Russland beheimatet. Sieben Konzerne steigerten inmitten der Krise ihr Nettoergebnis um mehr als 20 Prozent.

Anders als vor dem Abschwung 2008, der einem vierjährigen Boom folgte, ist damit die Ausgangsposition für die westeuropäischen Firmen verheerend. Ihre Bilanzen erscheinen im Vergleich mit Russland als Armutszeugnis. Das gilt am meisten für die 59 deutschen in den Top 500 untersuchten Unternehmen. Zwar sanken ihre Umsätze im Krisenjahr 2009 nur unterdurchschnittlich um 8,6 Prozent. Doch die Nettogewinne fielen um glatt die Hälfte und damit stärker als bei den Firmen in allen anderen Staaten. som (HB)

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