zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Russland lockt Ausländer

Die Regierung plant eine neue Privatisierungsrunde

Moskau - Russland will Investoren offenbar mit einer breit angelegten Privatisierungswelle locken. Das Finanzministerium hat eine Liste von Unternehmen vorbereitet, von denen sich der Staat trennen könnte, zumindest teilweise. Ministeriumskreisen zufolge sollen etwa Anteile an Rosneft, dem größten Ölproduzenten des Landes, und an dem größten Finanzinstitut Sberbank angeboten werden. „Eine solche Liste existiert, aber es ist nur ein Vorschlag“, sagte ein Pressesprecher des Ministeriums am Montag.

Ministerpräsident Wladimir Putin hatte während seiner Präsidentschaft zwischen 2000 und 2008 die Privatisierungswelle unter seinem Vorgänger Boris Jelzin in den 90er Jahren kritisiert und einiges davon rückgängig gemacht. Mit der Finanzkrise hat sich die Lage nach Einschätzung von Experten aber nun geändert: „Der Staat braucht einfach Geld“, sagte Anton Struchewski, Volkswirt bei der russischen Bank Troika Dialog. Auf der vorbereiteten Liste sollen Vermögenswerte im Umfang von umgerechnet 22,5 Milliarden Euro stehen.

So könnte sich der Staat unter anderem von 27,1 Prozent der Anteile am Pipeline-Monopolisten Transneft trennen. Außerdem sollen 24,16 Prozent des Ölförderers Rosneft sowie 9,3 beziehungsweise 24,5 Prozent der beiden größten Banken Sberbank und VTB veräußert werden. Schließlich könnte der Staat 25 Prozent minus eine Aktie an der Bahngesellschaft RZhD abgeben. Offenbar will die Regierung bei den Verkäufen die strategische Mehrheit in den Unternehmen behalten.

Mit den Privatisierungen könnte Russland das Defizit auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts senken. Putin hat versprochen, das Land zu modernisieren. Dafür braucht er Impulse aus dem Ausland. Doch die Einmischung des Staates in die Wirtschaft und Prozesse wie der gegen den Ölmagnaten Michail Chodorkowski schrecken viele Investoren ab. rtr

Zur Startseite