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Wirtschaft: RWE macht gegenüber Eon Boden gut

Energiekonzern hat großen Teil seiner Schuldenlast abgetragen / Renditeziele deutlich übertroffen

Essen/Berlin Der Energiekonzern RWE hat gegenüber seinem Rivalen Eon aufgeholt: Im Geschäftsjahr 2004 übertraf RWE seine Ziele für Rendite und Schuldenabbau erheblich. „Der Konzern steht auf festen Beinen“, sagte Vorstandschef Harry Roels auf der Bilanz-Pressekonferenz in Essen. „Wir haben Kosten und Verschuldung schneller gesenkt als geplant.“ Analysten bestätigten die Einschätzung, zeigten sich aber vom verhaltenen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr enttäuscht. Der Aktienkurs gab um 3,37 Prozent nach und lag am Donnerstagnachmittag bei 45,03 Euro.

Das Betriebsergebnis war im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent auf 5,98 Milliarden Euro gestiegen. Bereinigt um verkaufte Beteiligungen wie an Heidelberger Druck und Hochtief betrug das Plus sogar zehn Prozent. Der Vorsteuergewinn stieg um 85 Prozent auf 3,94 Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte wegen der Desinvestitionen hingegen um vier Prozent auf 42,14 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet Roels für Betriebs- und Nettoergebnis mit einem Plus im einstelligen Prozentbereich.

In seiner zweijährigen Amtszeit hat der Niederländer Roels den Schuldenstand um elf Milliarden auf 12,4 Milliarden Euro gedrückt – schneller und stärker als geplant. Sein Vorgänger Dietmar Kuhnt hatte den Konzern durch milliardenschwere Zukäufe von Gas-, Strom-, und Wasserversorgern zwar ausgebaut, gleichzeitig aber einen hohen Schuldenberg angehäuft. Konkurrent Eon tätigte im selben Zeitraum ebenfalls spektakuläre Zukäufe, bewahrte sich aber eine vergleichsweise starke Finanzkraft.

„Inzwischen hat sich bei RWE aber einiges getan, der Konzern hat sehr gute Perspektiven“, sagte Analyst Matthias Heck von Sal. Oppenheim. Man müsse zwar noch die Bilanzzahlen von Eon am 10. März abwarten: „RWE hat aber deutlich aufgeholt.“ Auch bei seinen Renditezielen kommt RWE voran. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) lag bereits 2004 mit 12,8 Prozent höher als die Messlatte von elf Prozent, die sich der Konzern für 2005 gelegt hatte. Bis 2006 soll die Rendite jetzt auf 14 Prozent steigen. Auch in den kommenden Jahren hat laut Roels „stabiles Wachstum“ höchste Priorität – zulegen will der Konzern im operativen Geschäft, nicht durch Zukäufe.

Seine gestiegene Finanzkraft benötigt der Konzern in erster Linie für geplante Investitionen in Netze und Kraftwerke. Pro Jahr will der Konzern rund vier Milliarden Euro investieren, 600 Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Interessiert ist RWE dabei auch am russischen Markt. So hat sich Roels bereits zweimal mit dem Chef des weltgrößten Gaskonzerns Gazprom, Alexej Miller, getroffen. Der RWE-Chef kündigte zudem an, für eine zweite Amtszeit zur Verfügungzu stehen. Bisher galt dies nicht als sicher.

Industrielle Energieabnehmer zeigten sich über die RWE-Ziele wenig erfreut. So befürchtet der Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), der die Interessen großer Energiekunden vertritt, dass RWE weitere Gewinne nur zu Lasten der Abnehmer erreichen könne. „RWE geht es sehr gut“, sagte Alfred Richmann, Geschäftsführer des VIK, dem Tagesspiegel. „Wenn der Gewinn weiter steigen soll, geht das nur zu noch höheren Energiepreisen.“ Das sei dann nicht nur ein Problem der Industrie, sondern auch von Mittelständlern und privaten Haushalten – und damit des Standorts Deutschland. „Riesenrenditen bringen nichts, wenn die Kunden die Preise nicht zahlen können.“ Richmann kritisierte, dass RWE auf eine deutlich höhere Rendite komme als Unternehmen außerhalb der Energiebranche. awm/juf/HB

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