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Wirtschaft: RWE und Veba verlieren die Geduld mit Otelo

DÜSSELDORF (aho).Die Telefongesellschaft Otelo trennt sich von ihrem Chef Ulf Bohla.

DÜSSELDORF (aho).Die Telefongesellschaft Otelo trennt sich von ihrem Chef Ulf Bohla.Nachfolger als Vorsitzender der Geschäftsführung der Otelo GmbH, Düsseldorf, wird zum 15.Juli der RWE-Manager Thomas Geitner.Das teilte die Veba AG als Otelo-Muttergesellschaft am Freitag in Düsseldorf mit.An Otelo sind Veba mit 62,5 Prozent und die RWE AG zu 37,5 Prozent beteiligt.Das vergangene Jahr hatte Otelo mit einem Verlust von 1,2 Mrd.DM abgeschlossen.Beide Gesellschafter hatten dies als planmäßig bezeichnet.

Analysten begrüßten die Nachricht, da jetzt im Konzern wieder Ruhe einkehren könnte.Dagegen reagierte die Aktienbörse auf die Nachricht am Freitag nachmittag uneinheitlich: Während RWE mit 99,50 DM um 2,60 DM schwächer als am Donnerstag schlossen, konnten sich Veba von 114,30 DM auf 118,10 DM verbessern.

In den vergangenen Wochen hatte fast die gesamte Wirtschaftspresse über die Ablösung Bohlas spekuliert.In regelmäßigen Abständen tauchten Meldungen auf, daß die beiden Mutterkonzerne RWE und Veba einen Nachfolger für den glücklosen Bohla suchten.Jedoch sei keiner in der Branche bereit, den Posten zu übernehmen.Der Grund: Beide Unternehmen würden zu stark bei Otelo hineinregieren, hieß es in Analystenkreisen.

Am Freitag nachmittag gab Veba dann die neue Lösung bekannt.RWE-Vorstand Thomas Geitner übernimmt die Geschäftsführung bei Otelo; Veba-Vorstand Alain D.Bandle führt den neuen Aufsichtsrat bei Otelo und wird zum 15.Juli Vorsitzender des sogenannten Gesellschafterausschusses.

Beide sind keine Neulinge im Telekommunikationsgeschäft.Geitner ist seit 1.Juli 1997 bei RWE für das Telekommunikationsgeschäft mitverantwortlich.Er führt zugleich die Sparte Maschinen-, Anlagen- und Gerätebau und ist Vorstandsvorsitzender der RWE-Tochter Lahmeyer.Bei dem Essener Stromriesen setzt man viel auf seine Management-Fähigkeiten: Geitner organisierte die Fusion von Lahmeyer und Rheinelektra und soll deshalb die künftige Zusammenarbeit von Otelo und dem Mobilfunkanbieter E-plus verbessern.Er hat die Verhandlungen über den Einstieg des US-Telefonunternehmens BellSouth bei Otelo geführt.Bislang ist der Einstieg noch nicht perfekt, es gibt nur einen Vorvertrag.Der Abschluß soll bis zum Herbst unter Dach und Fach sein, sagte Veba-Chef Ulrich Hartmann kürzlich.Alain Bandle ist seit 1.Juni im Veba-Vorstand für Telekommunikation zuständig.

Bandle und Geitner werden viel zu tun haben.Zwar sei der Name Otelo gut bekannt in der Öffentlichkeit, nur "fehlten die Kunden", sagte ein Analyst.Den Milliardenverlust im vergangenen Jahr hatten beide Gesellschafter als planmäßig bezeichnet.Laut Veba-Chef Hartmann soll Otelo im Jahr 2002 die Gewinnzone erreichen, bis zum Jahr 2005 wollen beide Gesellschaften sieben Mrd.DM investieren.In diesem Jahr soll der Umsatz von 500 auf 700 Mill.DM steigen.

Bislang agierte das Gemeinschaftsunternehmen der Stromriesen wenig glücklich.Die Konkurrenten Mannesmann Arcor, Talk-line und Mobilcom starteten pünktlich zum 1.Januar, als der Telekommunikationsmarkt liberalisiert wurde.

Otelos Netz hingegen war erst im März einsatzbereit.Dazu hatte Bohla die Marktentwicklung falsch eingeschätzt und räumte im Mai ein, daß man im Geschäft mit Privatkunden einen "Hänger" habe.Die Konkurrenz ermöglichte Privatkunden schon früh, sich fallweise in ihr Telefonnetz einzuwählen, um den günstigsten Tarif zu nutzen.Fachleute nennen das Call-by-Call.Otelo setzte lange darauf, daß sich die Kunden zuerst registrieren lassen müßten, um bei ihnen zu telefonieren.Erst im Mai führte auch Otelo Call-by-Call-Gespräche ein.Dazu kamen Abrechnungsprobleme mit den Kunden: Bis Anfang Juni konnte Otelo noch keine Rechnungen für Privatkunden verschicken.

Analysten begrüßten die Personal-Entscheidung.Zu sehr habe das Unternehmen zuletzt unter den Spekulationen gelitten, sagten sie übereinstimmend."Hoffentlich kehrt jetzt wieder Ruhe in dem Unternehmen ein", sagte Sabine Schauer von der Metzler-Bank in Frankfurt.Ein Personalwechsel allein werde nicht ausreichen, auch die Managementstrukturen müßten verbessert werden, hieß es.

"Das Problem bei Otelo ist, daß Entscheidungen zu lange abgestimmt würden", sagte Petra Heist, Analystin der Vereinsbank.Andere Branchenkenner sahen auch Schwächen bei dem Otelo-Chef.Er sei zwar ein guter Fachmann gewesen, habe es aber nicht geschafft, die Arbeitnehmer richtig zu führen und zu motivieren.Außerdem mangele es den Muttergesellschaften an Marketingorientierung."Energiekonzerne wie RWE oder Veba fehlt einfach der Blick für den Kunden", sagte ein Analyst.

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