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Wirtschaft: Ryanair fliegt zu neuem Rekordgewinn

Billiganbieter locken mit Firmenverträgen Geschäftskunden – Privatkunden müssen draufzahlen

Berlin/Düsseldorf (fw/ebe/HB). Der irische Billigflieger Ryanair ist weiter auf Erfolgskurs. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres steigerte die Fluggesellschaft ihren Nettogewinn um 50 Prozent auf 43,2 Millionen Euro, teilte sie am Dienstag in London mit. Auch die Passagierzahlen seien kräftig gewachsen: Sie seien um 46 Prozent auf 3,9 Millionen gestiegen. Das Unternehmen macht für die Rekordzahlen vor allem die im Schnitt um acht Prozent gesenkten Preise verantwortlich. Im Oktober hatte Ryanair eine Million kostenlose Tickets auf den Markt gebracht. Die Auslastung der Flugzeuge habe sich von 79 Prozent auf 86 Prozent gesteigert. Für das gesamte Geschäftsjahr, das im März endet, hob Ryanair seine Gewinnprognose von zuvor 230 Millionen Euro auf 235 Millionen Euro an.

Am vergangenen Freitag hatte Ryanair die Übernahme des Konkurrenten Buzz von der niederländischen Fluggesellschaft KLM bekannt gegeben und beim USLuftfahrtkonzern Boeing für rund sechs Milliarden Dollar (5,6 Milliarden Euro) hundert neue Flugzeuge bestellt. Mit der Übernahme von Buzz verlässt Ryanair seinen ursprünglichen Kurs, nur aus eigener Kraft zu wachsen. Außerdem reagiert die Firma auf den Konkurrenten Easyjet, der im vergangenen Jahr den Billigflieger Go übernahm und damit zum größten Billigflieger Europas aufstieg. Zudem hält Easyjet die Option, die Deutsche BA im März zu übernehmen. Experten sehen in der neuen Fusion die frühzeitig beginnende Konsolidierung der Branche. „Im Jahr 2010 werden höchstens vier Billigflieger in Europa übrig bleiben“, sagt Dieter Schneiderbauer, Luftfahrtexperte bei der Unternehmensberatung Mercer Consulting.

Um im verschärften Wettbewerb zu bestehen, kämpfen die deutschen Billigflieger auch um den lukrativen Markt der Geschäftskunden. Bisher flogen die mit der Lufthansa, jetzt achten die Firmen aber auch verstärkt auf den Preis. Während Privatkunden wochenlang im Voraus buchen müssen, um eines der Niedrigstpreistickets zu bekommen, bieten die Deutsche BA und Germanwings den Firmenkunden Festpreise, die günstiger sind als bei der Lufthansa. Die Tickets sind für die Firmen kostenlos umbuchbar. Die Deutsche BA hat zum Beispiel Verträge mit Bayer, der Telekom oder Sun Microsystems.

Auch Germanwings arbeitet nach eigenen Angaben mit „mehreren Dutzend Firmen“ zusammen, darunter auch Bayer und Ford. Die Kölner Europa-Zentrale des US-Autokonzerns wickelt bereits 30 Prozent ihrer Flüge mit Billiglinien ab. Hapag-Lloyd-Express verhandelt einem Sprecher zufolge „intensiv“ mit mehreren Firmen, hat aber noch keine Abkommen unterschrieben.

Die verstärkte Zusammenarbeit mit Firmen heißt für die Privatkunden, dass es noch schwieriger ist, ein Ticket zum Schnäppchenpreis zu ergattern. Die genauen Kontingente für die Firmenkunden will die DBA nicht bekannt geben, bei Germanwings heißt es, dass es weder eine Mindestabnahmegarantie gebe, noch eine Höchstgrenze der Plätze, die eine Firma für ihre Mitarbeiter buchen kann. Theoretisch könne eine Firma das ganze Flugzeug buchen, sagt ein Germanwings-Sprecher. Für die Privatkunden heißt das, dass es weniger Plätze zum Niedrigstpreis gibt. „Prozentual wird der gleiche Satz an Niedrigstpreistickets verkauft wie auf einem Flug ohne Firmenkunden“, sagt eine DBA-Sprecherin. Aber je mehr Geschäftskunden auf einem Flug gebucht haben, desto weniger Tickets zum Billigstpreis gebe es dann für die Privatkunden.

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