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Wirtschaft: Ryanair stürzt sich auf Buzz

Billigflieger kauft seinen Konkurrenten zum Schnäppchenpreis – und bestellt noch 100 neue Maschinen dazu

Berlin (hop). Der zweitgrößte europäische Billigflieger Ryanair kauft seinen Konkurrenten Buzz. Das teilte Ryanair am Freitag mit. Das irische Unternehmen verabschiedet sich so zum ersten Mal von seiner Grundregel, im Gegensatz zu seinen Konkurrenten nur organisch zu wachsen. Buzz kostet Ryanair rund 24 Millionen Euro. Den Kauf könne das Unternehmen aus eigenen Mitteln finanzieren, hieß es in einer Mitteilung.

Buzz, die Billigflugtochter der niederländischen Gesellschaft KLM, fliegt vom britischen Flughafen LondonStansted 21 Ziele in den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Deutschland an. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet die Gesellschaft einen Umsatz von 140 Millionen Euro – und einen zweistelligen Millionenverlust.

Ryanair-Chef Michael O’Leary begründete den Kauf von Buzz mit dem extrem günstigen Preis. „Netto kostet Buzz weniger als fünf Millionen Euro“, schrieb O’Leary. Denn Ryanair übernimmt auch die Finanzreserven von Buzz. Die betragen etwa 19 Millionen Euro. „Buzz ist ein Schnäppchen, wenn wir es schaffen, die Linie innerhalb eines Jahres profitabel zu machen.“

Allerdings hat die 1999 gegründete Buzz seiner bisherigen Muttergesellschaft KLM nur Verluste eingebracht. Und Ryanair hat noch nie ein bestehendes Unternehmen in den Konzern integriert. O’Leary hatte bisher selber gesagt, er hasse nichts mehr als „Übernahmen und Golf“. Trotzdem will O’Leary die Zahl der Buzz-Passagiere innerhalb von einem Jahr auf mehr als vier Millionen pro Jahr steigern.

Gleichzeitig mit der Buzz-Übernahme gab Ryanair bekannt, 100 neue Boeing-Maschinen vom Typ 737-800 für sechs Milliarden Dollar zu kaufen. In den nächsten acht Jahren soll die Ryanair-Flotte auf 250 Maschinen wachsen. Zurzeit befördert die Gesellschaft 15 Millionen Passagiere pro Jahr. Ziel sind 50 Millionen.

Die traditionellen europäischen Fluggesellschaften haben Probleme, eine Billiglinie zu führen. KLM ist die zweite der traditionellen europäischen Fluggesellschaften, die sich von ihrer Billigtochter nach anhaltenden Verlusten trennt. Auch British Airways hatte ihren Ableger Go im Sommer 2001 nach nur vier Jahren wieder verkauft. Auch von der deutschen Tochter Deutsche BA will sich British Airways trennen. Die britische Easyjet hat bis Ende März 2003 eine Kaufoption für das Unternehmen, macht eine Ausübung allerdings davon abhängig, dass es gelingt, die Deutsche BA bis dahin zu einem Billigflieger umzubauen.

Im Gegensatz dazu ist die Lufthansa gerade in den Markt für Billigflieger eingestiegen. Über ihre Beteiligung Eurowings hat sie im vergangenen Jahr die eigene Gesellschaft Germanwings gegründet. Auch der Reisekonzern Tui versucht seit wenigen Monaten, mit seiner Tochter Hapag-Lloyd Express bei den Billiglinien mitzumischen. Durch die zunehmende Konkurrenz geraten auch die Pioniere unter den Billigfliegern unter Druck. Der europäische Marktführer Easyjet kündigte Anfang Januar an, in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres in die roten Zahlen zu rutschen.

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