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Wirtschaft: Saddam und der Ölpreis

Mit wirklich dummer und sinnloser Geste gab Saddam Hussein kürzlich bekannt, dass der Irak aus Protest gegen Israels Vorgehen in der Westbank in den kommenden 30 Tagen kein Öl exportieren würde. Sinnlos, weil das den Palästinensern nicht hilft, und dumm, weil die Weltwirtschaft davon keinen Schaden nimmt, George Bushs Koalition gegen Saddam jedoch gestärkt wird.

Mit wirklich dummer und sinnloser Geste gab Saddam Hussein kürzlich bekannt, dass der Irak aus Protest gegen Israels Vorgehen in der Westbank in den kommenden 30 Tagen kein Öl exportieren würde. Sinnlos, weil das den Palästinensern nicht hilft, und dumm, weil die Weltwirtschaft davon keinen Schaden nimmt, George Bushs Koalition gegen Saddam jedoch gestärkt wird.

Der gestiegene Ölpreis hat wenig mit Saddam zu tun. Der Irak exportiert mit 1,5 Millionen Barrel vier Prozent der Weltproduktion und acht Prozent der US-Öl-Importe. Ein Embargo würde die USA nur schmerzen, wenn der Rest der Opec mitmachen würde. Das größte Opec-Mitglied, Saudi-Arabien, kann jeden Petro-Dollar gebrauchen und auch Kuwait hat abgelehnt. Gern werden die Saudis jedes durch den Irak entstandene Defizit durch gesteigerte Produktion beseitigen, hatten sie doch trotz dringend benötigter Staatseinnahmen weniger Öl produziert, um den Preis zu steigern. Dazu kommt der Verlust von Marktanteilen an Russland und andere neue Anbieter. Viel wichtiger für den Ölpreis sind die Vorkommnisse in Venezuela, das über 2,5 Millionen Barrel pro Tag produziert. Aber auch Förderrückgänge in Venezuela könnten die Saudis und andere Anbieter wie Norwegen, Mexiko und Russland wettmachen.

Doch der Ölpreis könnte auch ohne diese Probleme weiter steigen. Seit Anfang März ist der Barrelpreis von 21 auf mehr als 26 Dollar gestiegen. Grund ist die steigende Nachfrage wegen der sich erholenden Weltwirtschaft. Nicht zu vergessen der Anstieg des Benzinpreises in Erwartung der Urlaubssaison. All dies hilft der US-Wirtschaft keineswegs; zweifellos der Grund für Bushs besorgte Äußerungen zum Preisanstieg.

Aber auch wenn er auf kurze Sicht machtlos ist, hat er von seinem Vater gelernt, sich mit den Befürchtungen der Wirtschaft zu befassen. Auch wenn die US-Wirtschaft sich erholt, boomt sie keineswegs, und der steigende Ölpreis könnte das weiterhin verhindern. Sollte Bush in die Offensive gehen wollen, kann er immer auf die Ölreserven in Alaska zurückgreifen. Und sollte er sich wirklich Sorgen um das Embargo des Irak machen wollen, kann er zur Wurzel so vieler Sicherheitsprobleme vorstoßen, und vollenden, was sein Vater am Golf begonnen hat.

Aus dem \"Wall Street Journal\"[übersetzt]

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