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© dpa

Wirtschaft: Sand im Getriebe

Ägypter und Libyer suchen in Berlin Rat, um ihren Tourismus wieder in Schwung zu bringen.

Berlin - Während der arabische Frühling den Bürgern Nordafrikas einige neue politische Freiheiten gebracht hat, leidet die Tourismuswirtschaft in diesen Ländern. Zwar verzeichneten Ägypten und Tunesien im vergangenen Jahr wieder leicht steigende Gästezahlen, allerdings ist das Niveau von vor 2011 längst nicht wieder erreicht. Dieser Tage diskutieren Tourismusexperten auf der Reisemesse ITB in Berlin, wie sie einen Neustart schaffen können.

„Nach den islamistischen Anschlägen, wie dem in Luxor 1997, bei dem 61 Touristen erschossen worden waren, gab es jeweils nur relativ kurze Einbrüche bei den Gästezahlen“, erklärt die Ägypterin Heba Aziz, die als Professorin ein Tourismusinstitut im Oman leitet. Nach den jüngsten Umbrüchen aber scheine das Vertrauen der Touristen in die Sicherheit nachhaltig gestört zu sein. Unter der Diktatur Mubaraks seit der Sicherheitsapparat straff organisiert gewesen. Militär und Polizei hätten alles zum Schutz touristischer Einrichtungen unternommen – und dabei mitunter auch die einheimische Bevölkerung drangsaliert. Womöglich glaubten Touristen, dass dieser Schutz nun nicht mehr gegeben sei. „Dabei funktioniert der Apparat auch unter der neuen Führung mindestens so gut“, sagt sie – was politisch zu bedauern sei.

Der Germanist Assem El Ammary, der mit einer Deutschen verheiratet ist und hier lebt, aber auch in Kairo lehrt, wirbt bei Deutschen um Verständnis für das Chaos, das Touristen mancherorts in Ägypten erleben. „Es wird noch viele Jahre brauchen, bis das Land vollständig stabilisiert ist“, sagt er. El Ammary erinnert an die Situation in Deutschland. Wenn er als Gast-Dozent etwa in Leipzig auftrete, würde er auch merken, dass die deutsche „Einheit in den Köpfen“ bis heute noch nicht vollzogen sei. Im Jahr 2015 will Ägypten jedenfalls im Badeort Scharm el Scheich eine eigene Tourismusmesse organisieren. Die Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB) werde sein Land dabei unterstützen, teilte der ägyptische Tourismusminister Hischam Saasou am Donnerstag mit.

Etwas anders gelagert als in Ägypten ist das Problem im Nachbarland Libyen, wo es unter Diktator Gaddafi keine gut ausgebaute touristische Infrastruktur gab. Die wolle man nun erst aufbauen, sagt Tourismus-Staatssekretär Abdussamena Almahbob. Dazu sucht er Partner und lässt sich dabei von der kleinen Berliner Agentur Arken Consulting beraten. Mitgründer Dietmar Oeliger, der bei einer Motorradreise durch den Wüstenstaat vor 20 Jahren Kontakte nach Libyen knüpfte, half nun bei Kontaktaufbau zur Reiseveranstaltern oder zur Messe Berlin. „Das Potenzial des Landes ist riesig. Auch die Küste ist weitgehend unbebaut“, sagt er. „Allerdings wollen die Libyer nicht den Fehler anderer Länder machen und alles an den erstbesten Konzern verkaufen.“ Kevin P. Hoffmann

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