zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Sanierung droht zu scheitern

Die bereits sicher geglaubte Sanierung der seit 1998 im Konkurs stehenden Neue Maxhütte (NMH) GmbH im bayerischen Sulzbach-Rosenberg droht zu scheitern. Schuld daran hat, glaubt man der Darstellung von Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, einzig Alteigentümer Max Aicher.

Die bereits sicher geglaubte Sanierung der seit 1998 im Konkurs stehenden Neue Maxhütte (NMH) GmbH im bayerischen Sulzbach-Rosenberg droht zu scheitern. Schuld daran hat, glaubt man der Darstellung von Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, einzig Alteigentümer Max Aicher. In einer Erklärung von seltener Deutlichkeit stellt der Minister Aicher für dessen "Verhinderungskurs" geradezu an den Pranger. Für ein endgültiges Scheitern der geplanten NMH-Übernahme durch den Industriellen Jürgen Großmann wäre Aicher voll verantwortlich, warnt Wiesheu.

Der gescholtene Freilassinger Stahlbaron sieht das ganz anders. Die Aicher-Gruppe habe in allen vereinbarten Punkten ihre Zusagen eingehalten, ließ er mitteilen. Vielmehr habe Großmann nachträglich Vereinbarungen unterlaufen, kontert der Freilassinger, der seinerseits auch von der NMH-Belegschaft heftig kritisiert wird.

Damit droht der schier unendliche Überlebenskampf der Maxhütte, die längst zum Symbol des Niedergangs einer ganzen Branche geworden ist, zur bayerischen Groteske auszuarten. Hintergrund des Hickhacks sind Forderungen in Höhe von 50 Millionen Mark, die Aicher im Zuge des NMH-Konkursverfahrens angemeldet hat. Die sind von Konkursverwalter Jobst Wellensiek laut bayerischem Wirtschaftsministerium in wesentlichen Beträgen bestritten worden.

In langwierigen Verhandlungen sei Aicher eine Abfindung von 32 Millionen Mark in Aussicht gestellt worden, was Wiesheu und Wellensiek als Entgegenkommen "bis an die Grenze des Möglichen und Zumutbaren" sehen. Bei einer Liquidation der NMH würde Aicher dagegen leer ausgehen.

Zugleich sei mit Aicher vereinbart worden, über seine Lechstahlwerke fünf Jahr lang Vormaterial für die NMH zu liefern. Auf diesem Weg versuche Aicher nun durch überhöhte Lieferpreise noch mehr Geld für sich herauszuschlagen, kritisiert Wiesheu. Der Alteigentümer habe Zusagen gemacht, die er dann nicht eingehalten habe.

"Das ist eine Verhaltensweise, die mir noch nicht begegnet ist und dabei drücke ich mich vorsichtig aus," stellte Wiesheu klar, der sich als Feuerwehrmann bei Firmensanierungen auch über bayerische und Parteigrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Aicher versuche, eine Übernahme und Fortführung der Maxhütte zu verhindern, um einen Wettbewerber zu blockieren.

Eine Fortführung der NMH nach dem Vorbild von Saarstahl sei nicht über Jahre hinweg möglich. Wellensiek sieht die Verhandlungen indessen noch nicht endgültig als gescheitert an. Möglicherweise sei ein friedlicher Übergang an Großmann aber nicht mehr machbar. Dieser zeigte sich an einer Übernahme weiter interessiert, griff aber seinerseits Aicher an. Zudem dränge die Zeit.

Eine neu eingesetzte Expertengruppe soll nun den offen ausgebrochenen Streit zwischen den Verhandlungspartnern schlichten. Gelingt das nicht, muss laut Wellensiek binnen eineinhalb Jahren eine neue Lösung gefunden werden, weil dann die Genehmigung für den Konkursbetrieb der NMH auslaufe. In diesem Fall komme nur ein Bieterverfahren zum Verkauf der Maxhütte mit ihren 1.500 Mitarbeitern in Frage, was dem Aus für das Stahlwerk gleich komme.

tmh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false