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Sanierung: MAN verlagert Busfertigung nach Polen

Nach wochenlangem Ringen haben sich MAN und IG Metall auf einen Kompromiss zur Sanierung der ertragsschwachen Bussparte Neoman in Salzgitter geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen konnten zwar vermieden werden, aber "die Kuh ist noch nicht ganz vom Eis", so IG-Metall-Bezirkschef Meine.

Die vereinbarten Eckpunkte sehen vor, dass die Fertigung von Stadtbussen nach Polen verlagert wird. Im Gegenzug wird die Lkw-Fertigung in Salzgitter ausgebaut und die Chassis- und Teilefertigung "optimiert". Die Beschäftigten sollen zudem einen Beitrag zur Kostenreduzierung leisten. Einzelheiten dazu wurden nicht genannt. Noch offen ist zudem, in welchem Umfang Neoman-Zentralfunktionen nach München verlagert werden. Dazu gehören etwa Forschung und Entwicklung, Vertrieb oder der Bau von Prototypen.

MAN erklärte, mit der Einigung würden die Voraussetzungen geschaffen, um die Bussparte insgesamt wieder rentabler zu machen und gleichzeitig betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Das Unternehmen wolle bis 2012 rund 60 Millionen Euro in den Standort investieren und ihn damit langfristig sichern. "Wir sind froh, dass wir damit allen Mitarbeitern eine tragbare Lösung anbieten und die notwendigen strukturellen Verbesserungen erreichen", sagte Neoman-Geschäftsführer Joachim Dürr einer Mitteilung zufolge.

Zentrale Frage noch offen

Die Gewerkschaft sieht mit dem Eckpunkte-Papier ihr Hauptziel erreicht. "Wir konnten betriebsbedingte Kündigungen verhindern", sagte der niedersächsische IG Metall-Bezirkschef Hartmut Meine. "Die Kuh ist aber noch nicht ganz vom Eis." Eine zentrale Frage sei noch offen, nämlich die Verlagerung von Zentralfunktionen der Bussparte nach München. Dies solle bis zum nächsten Freitag geklärt werden. "Ich halte die Verlagerung von Zentralfunktionen nach München für falsch, andererseits sind wir aber in bestimmten Zwängen, um unsere Leute vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren."

Der bisher erzielte Kompromiss sei "unbequem und schmerzhaft", sagte Meine. "Wir haben das kleinere Übel gewählt." Die Alternative zu den erzielten Eckpunkten seien ein Interessenausgleich und ein Sozialplan für 900 Beschäftigte gewesen. "Nun haben wir den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, den Ausgleich durch zusätzliche Arbeitsplätze im Lkw- und Logistik-Bereich und damit auch eine Stärkung des Lkw-Standortes Salzgitter."

Mit dem Ausbau der Achs- und Kurbelwellenfertigung im LKW-Bereich und dem Aufbau eines Logistikzentrums könne rund 450 Beschäftigten der Bussparte ein adäquater Arbeitsplatz angeboten werden, hieß es von der Gewerkschaft, MAN sprach von rund 470 Beschäftigten. Mit der "Optimierung" der Chassis- und Teilefertigung sollen nach übereinstimmenden Angaben von Gewerkschaft und Unternehmen rund 500 Arbeitsplätze abgesichert werden.

IG Metall will keine Arbeitszeitverlängerung akzeptieren

Wieviele Stellen insgesamt von der Verlagerung der Stadtbus-Fertigung betroffen sind, ließ das Unternehmen offen. Insgesamt hat MAN in Salzgitter rund 2600 Arbeitsplätze, die meisten davon im Lkw-Bereich. Zum geplanten Beitrag der Beschäftigten zur Kostenreduzierung sagte Meine: "Die IG Metall wird aber keine Arbeitszeitverlängerungen mitmachen." Der komplette Sanierungs-Vertrag solle bis Ende November fertig sein.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach mit Blick auf die Eckpunkte von "Verhandlungserfolgen" von Politik und Gewerkschaften. "Die Landesregierung hätte allerdings die Erhaltung der Komplettbusfertigung am Standort Salzgitter besser gefunden". Aus Sicht von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), der seinen Wahlkreis in Salzgitter-Wolfenbüttel hat, ist das "Allerwichtigste" erreicht worden. "Die geplante Entlassung von 900 Beschäftigten bei Neoman in Salzgitter ist vom Tisch." Gabriel und Wulff hatten sich in die Sanierungs-Verhandlungen eingeschaltet.

Die Bus-Sparte von MAN, die bereits seit langem als großes Sorgenkind der Nutzfahrzeugsparte des Konzerns gilt, hatte im ersten Halbjahr 2007 rote Zahlen geschrieben. MAN will die Sparte bis 2010 in die Nähe der Renditen im boomenden Lkw-Geschäft bringen. Bei Neoman hatte es bereits vor einigen Jahren Restrukturierungen gegeben, dazu zählten Produktionsverlagerungen nach Polen und in die Türkei sowie ein Stellenabbau (mit dpa)

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