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Wirtschaft: SAP macht den Märkten Mut

Software-Konzern spart sich gesund und hängt Wettbewerber ab – Aktie zieht den Dax bis auf knapp 2900 Punkte

Berlin (mot). Der Software Konzern SAP hat dank seiner Sparpolitik und guter Geschäfte in den USA seine Wettbewerber hinter sich gelassen. Trotz sinkender Umsätze konnte Europas größter Softwareproduzent den Gewinn im ersten Quartal kräftig steigern. Die Börse wertete die SAP-Zahlen als Indiz dafür, dass die großen Marktführer als Gewinner aus der Branchenkrise hervorgehen könnten. Die SAP-Aktie stieg um 5,4 Prozent und belebte damit den gesamten Handel vor den Osterfeiertagen. Der Dax schloss auf seinem Tageshoch bei knapp 2900 Punkten.

„Das Ergebnis bestätigt den eingeschlagenen Weg“, kommenteierte SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann die Quartalsbilanz. „Wir arbeiten weiter hart daran, unsere Effizienz zu steigern.“ Als Erfolg kann SAP verbuchen, dass sich die operative Umsatzrendite im Vorjahresvergleich von 14 auf 20 Prozent verbesserte. Die Kennziffer findet in der Branche große Beachtung, zumal SAP-Konkurrenten wie Oracle oder Peoplesoft bisher eine deutlich höhere Rendite erzielen. Der Vorsprung scheint allerdings zu schrumpfen. Oracle, Peoplesoft und Siebel hatten mit Beginn des Irak-Kriegs drastische Umsatzeinbrüche gemeldet und die Börse mit Gewinnwarnungen geschockt. Anders die Großen der Branche wie Microsoft, Intel und IBM, die die Krise offenbar relativ unbeschadet überstanden haben und mit ihren Quartalsergebnissen im Rahmen der Prognosen blieben.

SAP verbesserte das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis im ersten Quartal um 28 Prozent auf 304 Millionen Euro – obwohl zugleich der Umsatz um acht Prozent auf 304 Millionen Euro sank. Analysten hatten nur mit 262 Millionen Euro Gewinn gerechnet. Vor allem in den USA, dem größten Softwaremarkt der Welt, konnte der Konzern seinen Marktanteil von 26 Prozent im Vorjahr auf 29 Prozent ausbauen. Damit hat sich das im Juli 2002 aufgelegte Kostensenkungsprogramm offenbar ausgezahlt. In den ersten drei Monaten sank die Belastung um 17 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro.

Entlastet wurde SAP auch, weil das Ergebnis nicht mehr durch die Beteiligung am US-Softwarehaus Commerce One gedrückt wurde. „Als Großaktionär bin ich sehr zufrieden“, sagte Hasso Plattner, der am 9. Mai als letzter der fünf SAP-Gründer den Vorstand verlässt und Aufsichtsratschef des Konzerns wird. Nach eigenen Angaben hält SAP einen Weltmarktanteil bei Software zur Unternehmenssteuerung von 54 Prozent, was einem Anstieg von drei Prozentpunkten entspricht.

Bei seiner Prognose für das gesamte Jahr bleibt SAP gleichwohl vorsichtig. „Wir haben im ersten Quartal gute Fortschritte gemacht“, sagte Finanzchef Werner Brandt. „Aber 2003 könnte ein hartes Jahr werden.“ So bleibt SAP bei seiner Voraussage, die Marge im Gesamtjahr um einen Prozentpunkt gegenüber den 22,7 Prozent aus dem Jahr 2002 steigern zu wollen. 2004 soll der Wert dann bei 25 Prozent liegen. Bis dahin muss sich allerdings das Lizenzgeschäft in Europa wieder erholen. Während die Erlöse aus Lizenzen insgesamt um währungsbereinigt zwölf Prozent – und damit verglichen mit den Wettbewerbern moderat – sanken, brach das Geschäft in Europa um 22 Prozent ein.

An der Börse wurde allerdings der gute Gesamteindruck honoriert. Die SAP-Aktie zog den gesamten Markt nach oben und führte den Dax bis dicht an die 2900-Punkte-Marke. Charttechniker, die Rückschlüsse aus dem Kursverlauf der Vergangenheit ziehen, sehen nun gute Chancen für eine so genannte Bodenbildung. Die Commerzbank erwartet gar ein „Ende der drei Jahre währenden Talfahrt“. Vorsichtiger bleibt die DZ-Bank. Vielen Investoren sei der schnelle Kursanstieg „nicht geheuer“, Rückschläge folglich wahrscheinlich.

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