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Wirtschaft: SAP schafft 4500 neue Jobs

Softwarekonzern will weltweit mehr Mitarbeiter einstellen als bisher geplant – Deutschlandgeschäft schwächelt wegen Neuwahl

Berlin - Die Zahlen waren stark – und trotzdem reagierte die Börse enttäuscht: Dank des anhaltend starken US-Geschäftes hat der Softwarekonzern SAP Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal zweistellig steigern können. Wie Unternehmenschef Henning Kagermann am Donnerstag in London bekannt gab, konnte das Unternehmen in allen Regionen Marktanteile gegenüber den Hauptwettbewerbern hinzugewinnen. SAP will nun deutlich mehr Jobs schaffen, als bisher geplant, auch in Deutschland. Doch der Börse reichte das immer noch nicht. Sie hatte auf einen verbesserten Ausblick für das Gesamtjahr gehofft. Der Kurs der SAP-Aktie verlor bis Börsenschluss 1,3 Prozent auf 145,5 Euro und war damit der schwächste Wert im Dax.

Das Walldorfer Unternehmen, das auch in Berlin-Mitte eine Vertriebsniederlassung mit rund 300 Mitarbeitern hat, gehört zu den Weltmarktführern in der Unternehmenssoftware. Auch der Hauptkonkurrent Oracle hatte im abgelaufenen Quartal bei Umsatz und Gewinn deutlich zulegen können. Als Grund gab das US-Unternehmen eine starke Nachfrage nach seiner Datenbank-Software an. Oracle hatte sich zuletzt heftige Bieterkämpfe um den US-Wettbewerber Peoplesoft und den Spezialsoftwarehersteller Retek geliefert – und beide gewonnen.

Vor diesem Hintergrund zeigten sich Analysten erstaunt über die positive Entwicklung von SAP in den USA, wo die Walldorfer im zweiten Quartal dank hoher Lizenzerlöse stark gewachsen sind. „Ich bin überrascht, dass sie so lange so gute Geschäfte machen“, sagte die Analystin Alla Gorelova von der Privatbank Sal. Oppenheim. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Softwarelizenzumsatz in den USA nach Angaben von Konzernchef Kagermann um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert. Hier war es SAP gelungen, große neue Kunden wie den Biotechnologiekonzern Amgen zu gewinnen, der vorher Software der Konkurrenz verwendet hatte.

Die Lizenzerlöse sind für Unternehmen wichtig, weil Lizenzen oft Folgeaufträge etwa für die Wartung und Schulung von Mitarbeitern bei den Kunden nach sich ziehen – und darum einen Hinweis auf die künftige Umsatzentwicklung liefern.

Insgesamt steigerte SAP den Umsatz im zweiten Quartal weltweit um 13 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro, das Ergebnis nach Steuern stieg um 16 Prozent auf 289 Millionen Euro.

Das Geschäft auf dem Heimatmarkt Deutschland war dagegen schwach. Die Softwarelizenzerlöse brachen im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 93 Millionen Euro ein. Als Grund nannte Kagermann verzögerte Kaufentscheidungen von Kunden aufgrund der Unsicherheit vor möglichen Neuwahlen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Investitionsstau in Deutschland nach der Wahl im September auflösen wird“, sagte SAP-Vertriebsvorstand Léo Apotheker. Allerdings ist der Konzern in Deutschland schon jetzt gut aufgestellt. Diese zunehmende Sättigung erschwert nach Ansicht von Analysten das weitere Wachstum im Heimatmarkt.

SAP hat angekündigt, die Zahl der Mitarbeiter in diesem Jahr um 4500 zu steigern – das sind 1500 mehr als bisher angekündigt. Die meisten Jobs sollen aber im Ausland entstehen, sagte ein Sprecher. Bisher hatte SAP angegeben, dass es bis Jahresende 600 neue Jobs in Deutschland geben wird, daran hält das Unternehmen fest. Ob auch in Berlin neue Arbeitsplätze entstehen, sei noch nicht abzusehen, sagte der Sprecher. Von den 1900 Jobs, die SAP seit Jahresbeginn geschaffen hat, entfielen nur 166 Stellen auf Deutschland.

Maren Peters

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