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Wirtschaft: SAP: Strukturreform soll Krise beenden - Bessere Einbindung der Kunden in Entwicklung geplant

Der Softwarehersteller SAP AG will seine Firmenstruktur grundlegend reformieren und hat mit der Bekanntgabe des Plans dem Kurs seiner Aktie am Freitag Auftrieb gegeben. Ein SAP-Sprecher sagte, der Kern des Konzepts sei eine Umstrukturierung der Softwareentwicklung.

Der Softwarehersteller SAP AG will seine Firmenstruktur grundlegend reformieren und hat mit der Bekanntgabe des Plans dem Kurs seiner Aktie am Freitag Auftrieb gegeben. Ein SAP-Sprecher sagte, der Kern des Konzepts sei eine Umstrukturierung der Softwareentwicklung. Diese solle in die drei Bereiche Neuentwicklung, Wartung und Verbesserung bestehender Programme sowie Unterstützung für Kunden bei Anwendungsproblemen aufgeteilt werden. Das Ziel sei ein besserer Einsatz der Ressourcen und eine stärkere Kundenorientierung. Die SAP-Vorzugsaktie, die zuletzt kräftig an Wert verloren hatte, ging um mehr als acht Prozent in die Höhe.

SAP bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland", die am Freitag von der geplanten Umstrukturierung berichtet hatte. Der Firmensprecher sagte, durch eine stärkere Aufspaltung des Entwicklungsbereichs solle es den jeweiligen Sparten ermöglicht werden, sich stärker auf ihre speziellen Fähigkeiten zu konzentrieren. Zudem sollten Anregungen von Kunden besser aufgenommen werden können. Bislang sei die Organisation des Entwicklungsbereichs eher an den Produktmodulen von SAP orientiert gewesen.

Das Vorhaben solle unmittelbar in Angriff genommen werden; die Umsetzung werde sicher ein Jahr in Anspruch nehmen, sagte der Sprecher. Zwar sei die bisherige Struktur von SAP nicht schlecht gewesen. Aber die Produktwelt ändere sich dramatisch. "Für das, was in der Zukunft wartet, müssen wir anders organisiert sein", sagte er. Die Internet-Plattform mySAP.com ermögliche den Kunden eine völlig neue Art des Wirtschaftens. Nun nutzten die Kunden dieses Produkt und hätten ihrerseits viele Anregungen für zukünftige Entwicklungen. "Da möchten wir möglichst zeitnah dran sein", so das Unternehmen.

Die "Financial Times Deutschland" zitierte aus einem Strategiepapier des Vorstandes, bis heute sei es SAP nicht gelungen, den Entwicklern regelmäßige Arbeit mit den Kunden zu ermöglichen. Wegen Überlastung stünden erfahrene Entwickler nur mit einem geringen Anteil ihrer Kapazität für Neuentwicklungen zur Verfügung. "Bei Entwicklungsprojekten bestimmt der am schlechtesten Verfügbare das Tempo", berichtete die Zeitung unter Berufung auf das Vorstandspapier. SAP will durch die Umstrukturierung die Zahl der Mitarbeiter nicht verändern. Welche Kosten für die Neuorganisation anfallen, ließ das Unternehmen offen.

SAP hatte im ersten Quartal 2000 einen Betriebsverlust von 111 (Vorjahr Gewinn 174) Millionen Euro erzielt, in dem allerdings auch Kosten für das Mitarbeiter-Prämienprogramm Star von 239 Millionen Euro enthalten waren. Die hohen Prämien waren wegen der kräftigen Kurssteigerungen der SAP-Aktie bis Anfang diesen Jahres nötig geworden. Der Umsatz des größten europäischen Softwareherstellers hatte bis Ende März um zehn Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zugenommen, auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt war der Umsatz hingegen um drei Prozent gesunken.

Analyst Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck sagte: "Das kann nur positiv sein." SAP sei etwas bürokratisch geworden, die Struktur habe noch aus einer Zeit gestammt, als SAP viel kleiner gewesen sei. Kitz verwies darauf, dass SAP in den vergangenen Jahren seine Belegschaft enorm aufgestockt habe. Ende 1999 hatte SAP 21 699 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Vergleich: Am Ende des Jahres 1996 hatte der Konzern 9202 Mitarbeiter. Kitz sagte, nach diesem enormen Aufbau müsse nun vielleicht ein wenig sortiert und die Beschäftigten an ihren richtigen Platz gesetzt werden. Kitz verwies auch darauf, dass SAP in Nordamerika einige Management-Ebenen abschaffen wolle, um straffer organisiert zu werden. Er nehme an, dass dies auch für das Unternehmen insgesamt gelte. Ein anderer Analyst sagte allerdings, durch den Umstrukturierungsplan sei die Aktie von SAP nicht attraktiver geworden.

Der Kurs der SAP-Vorzugsaktie ging am Freitag im Xetra-Handel bis zum Nachmittag um mehr als acht Prozent auf 638,50 Euro in die Höhe. Der Kurs der SAP-Aktie hatte sich zu Jahresbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelt und mit 1092 Euro im März einen Höchststand erreicht. Danach hatte die Aktie wie viele andere Technologieaktien kräftig nachgegeben und zeitweise die Hälte ihres Wertes eingebüßt. Ein Händler sagte am Freitag, nach Monaten schlechter Nachrichten reagiere der Kurs der Aktie nun sofort.

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