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Wirtschaft: SAP und Conti setzen Maßstäbe

Handelsblatt-Firmencheck: Glänzende Ertragslage

Düsseldorf - Die führenden deutschen Industriekonzerne haben in den vergangenen fünf Jahren die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Das zeigt der Handelsblatt-Firmencheck. Die Gewinne stiegen wesentlich schneller als der Umsatz. Die Ertragslage ist hervorragend. Spitzenreiter SAP erreicht eine Rekordrendite von 18 Prozent. Daran war selbst im Boomjahr 2000 nicht zu denken. Der damalige Renditekönig Infineon schaffte gerade mal 16 Prozent.

Die meisten Dax-Konzerne konnten trotz schwacher Binnenkonjunktur, explodierender Energiepreise, trotz Folgen aus Terrorismus und Krieg ihre Umsatzrenditen kräftig steigern. Im Schnitt stieg die Kennziffer von 5,5 auf sechs Prozent. Mehr noch: Die Ertragshöhen haben alle Konzerne ohne Bilanzierungstricks erklommen. „Wir haben uns alle kritischen Posten angesehen“, sagt Karlheinz Küting, Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung (IWP) an der Universität Saarbrücken. Bei keiner der 24 untersuchten Gesellschaften seien in den fünf Jahren Auffälligkeiten entdeckt worden.

Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich erstaunliche Erfolgsgeschichten: So schaffte es der Reifenhersteller Continental, binnen fünf Jahren seinen Jahresüberschuss um 354 Prozent zu steigern. Dieser Erfolg wiegt nach Einschätzung Kütings umso höher, weil der Autozulieferer aus Hannover noch 2001 einen Verlust von 260 Millionen Euro verbuchte. Sein nicht weniger beachtliches Umsatzplus von 37 Prozent nimmt sich dagegen bescheiden aus. Der einst angeschlagene Konzern entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit und im Gegensatz zu seinen großen Konkurrenten Michelin, Bridgestone und Goodyear zu einem Spezialisten für Brems- und Reifentechnik.

Conti-Konzernchef Manfred Wennemer hat sich mit seiner strikten Renditestrategie an der Börse zwar viele Freunde gemacht, nicht aber in der Belegschaft und in der Öffentlichkeit. Zuletzt sorgte Wennemer für Schlagzeilen, weil sein Plan, ein Werk in Niedersachsen zugunsten eines osteuropäischen Standortes zu schließen, auf heftigen Widerstand stieß, denn das Werk war rentabel. Gewerkschaften und Management haben erst nach langem und heftigem Streit einen Kompromiss geschlossen.

Die jüngsten Quartalsberichte der Konzerne signalisieren zwar, dass die Rendite-Party vorbei sein könnte. Doch Thomas Kautzsch, Partner bei der Unternehmensberatung Mercer Management, glaubt nicht daran. „Die Spitze ist noch nicht erreicht.“ Im Gegenteil: Kautzsch ist davon überzeugt, dass der renditeorientierte Umbau der Wirtschaft weitergehen wird. „Die Unternehmen haben gelernt zu wachsen und gleichzeitig umzubauen“, sagt Kautzsch.

Vor allem das stark anziehende M&A-Geschäft (Fusionen und Übernahmen) ist nach seiner Einschätzung ein Indiz dafür, dass die Konzerne ihre Ertragskraft noch steigern werden. „Problemfälle werden abgegeben und Profitabilität dazugekauft“, sagt Kautzsch. Die Potenziale dafür seien noch lange nicht ausgeschöpft. Das zeigten Beispiele wie Siemens, Linde oder MAN. Bei anderen Konzernen wie Daimler-Chrysler oder Continental, räumt der Berater ein, seien diese Entflechtungspotenziale allerdings weitgehend ausgereizt.

Noch nicht ausgezahlt hat sich zum Beispiel beim Münchener Elektrokonzern Siemens das rege Akquisitions- und Desinvestitionsgeschäft der zurückliegenden Jahre. Siemens zählt zu den wenigen Unternehmen in diesem Firmencheck, die an Rentabilität eingebüßt haben. Die Umsatzrendite knickte binnen fünf Jahren auf ein Drittel ein, der Jahresüberschuss lag 2005 um 70 Prozent unter dem des Geschäftsjahres 2000. fo/som (HB)

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