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Aus der Provinz in die Welt. Die SAP-Zentrale in Walldorf. Mit der jüngsten Akquisition in Kalifornien will der Konzern künftig Smartphones mit Daten bestücken können.

© dpa

SAP: Verstärkung gegen Oracle

Der deutsche Softwarekonzern SAP sucht die direkte Konfrontation mit Oracle. Das Unternehmen kauft für umgerechnet 4,6 Milliarden Euro die US-Softwarefirma Sybase.

„Unser Ziel ist es, den Kunden Geschäftsdaten in Echtzeit jederzeit, überall und auf jedem Gerät zur Verfügung zu stellen“, kündigte SAP-Chef Jim Hagemann Snabe in der Nacht zum Donnerstag an. US-Konkurrent Oracle ist mit dem Verkauf von Datenbank-Software groß geworden, hat SAP in den letzten Jahren über Zukäufe aber zunehmend bei Firmensoftware angegriffen.

SAP spreche mit der Übernahme Milliarden von Mobilfunknutzern an, erklärte Bill McDermott, der SAP zusammen mit Hagemann Snabe führt. Mit Sybase bekommt SAP Zugriff auf wichtige Datenbanktechnik, die nicht nur, aber auch auf mobilen Plattformen wie Smartphones eingesetzt werden kann.

Derzeit laufen rund 60 Prozent der SAP-Anwendungen auf Datenbanken des Rivalen Oracle. Bereits seit einiger Zeit ist klar, dass SAP ein größeres Stück dieses Kuchens möchte, da der Stammmarkt der Firmensoftware gerade bei großen Konzernen weitgehend gesättigt ist. Zudem beweist der Rivale Oracle, dass mit Datenbank-Software eine Marge zu holen ist, die höher als 30 Prozent ist und damit höher als die von SAP.

Ein erster Schritt ist die Entwicklung von sogenannten In-Memory-Datenbanken. Statt über eigene Software die Daten aus den Speichermedien bereitzustellen, liegen die Daten hierbei im Arbeitsspeicher und sind schneller verfügbar. Vor allem SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner treibt diese Technologie voran. Sie soll nun mit den Sybase-Produkten kombiniert werden. Zudem bringt Sybase gut 10 000 eigene Kunden mit, SAP hätte dann gut 100 000 Kunden weltweit.

Aus dem Umfeld von SAP ist zu hören, dass Plattner die Übernahme angetrieben hat. Die neue Doppelspitze war zuletzt eher zurückhaltend gegenüber großen Deals aufgetreten. Umso überraschter zeigten sich gestern Investoren und Analysten. So sprachen die Experten von der Citibank von einem „interessanten Deal“. Andere lobten die Stärke, die SAP künftig bei den Daten zur Analyse von Geschäften besitzen wird.

Weniger begeistert zeigten sich die Investoren von dem Kauf. Sie schickten die SAP-Aktie am Donnerstag zeitweise mit einem Minus von fast zwei Prozent auf Talfahrt. Auch manche Analysten stufen den Kaufpreis als zu hoch ein. Das verwundert nicht, greift SAP für Sybase doch tief in die Tasche. Die Offerte von 5,8 Milliarden Dollar entspricht dem 15-Fachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Die Finanzierung war nach Angaben von SAP-Finanzchef Werner Brandt kein großes Thema. Er habe lediglich wenige Wochen benötigt, um sie zu sichern. SAP kann auf eigene Barreserven in Höhe von drei Milliarden Euro zurückgreifen. Hinzu kommen Kreditzusagen über 2,75 Milliarden Euro. (HB)

Astrid Dörner, Jens Koenen

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