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Wirtschaft: Sat1 will 2003 wieder Gewinn machen

Senderchef Rohner hofft auf eine Erholung des Werbemarktes

München (cbu/jojo/HB). Urs Rohner ist alles andere als optimistisch. „Das erste Quartal wird noch einmal schlechter als im Vorjahr ausfallen“, sagte der Vorstandschef der Pro Sieben Sat1 Media AG dem Handelsblatt. Auch die gesamte Branche spricht von einem schlechten Start. „Danach sollte sich die Situation im TVWerbemarkt aber langsam wieder entspannen“, fügte der Schweizer vorsichtig hinzu. Er hofft darauf, dass es 2003 zumindest nicht zu einem weiteren Markteinbruch kommt.

Deutschlands größter TV-Konzern hatte schon im vergangenen Jahr deutlich unter der Werbekrise zu leiden. Zahlen für 2002 gibt es zwar noch nicht. Der Umsatz von Pro Sieben Sat1 Media dürfte aber um drei bis vier Prozent auf unter zwei Milliarden Euro gefallen sein. Die letzte Gewinnprognose von 140 bis 160 Millionen Euro werde möglicherweise unterschritten, musste Rohner bereits Ende Dezember einräumen. Prognosen für 2003 gibt er nicht.

Mit seiner Zurückhaltung ist der TV-Manager nicht allein. Auch die Analysten von Credit Suisse First Boston (CSFB) sehen kein Ende der Werbekrise. Im Gegenteil: Ein Krieg gegen den Irak könnte die Werbeeinnahmen kurzfristig noch einmal kräftig drücken, befürchten die Experten. Am schlimmsten würde es die TV-Sender treffen, insbesondere wenn die wichtige Osterzeit betroffen wäre. Darüber hinaus würden dieses Jahr auch die großen Produkteinführungen fehlen, die zusätzliches Geld in die Kassen der Sender spülen könnten. Erst 2004 soll es nach CSFB-Schätzungen wieder stärker bergauf gehen. Wachstumsbringer könnte die Olympiade in Athen sein.

Größtes Problem Rohners ist nach wie vor Sat1. Allein in den ersten neun Monaten 2002 machte der Berliner Sender einen Verlust von über 115 Millionen Euro. Das Minus dürfte für das Gesamtjahr zwar geringer ausfallen. Aber auch 2003 gelang kein glänzender Start. Der Marktanteil liegt in den ersten Wochen bei nur neun Prozent, weit hinter Konkurrent RTL (15,5 Prozent). Sinkende Einschaltquoten bei Sat1 sowie Probleme im Vorabendprogramm machten Sat1 zuletzt zu schaffen. Für Verluste sorgt auch die Fußballberichterstattung: Die Fußball-WM 2002 brachte ein Minus von über 25 Millionen Euro, die Bundesliga ist ebenfalls „hochdefizitär“. Derzeit zahlt der Sender etwa 80 Millionen Euro pro Saison. Die Verhandlungen über die nächste Saison laufen.

Rohner schickte im Herbst Konzernvorstand Ludwig Bauer zu Sat1 nach Berlin, der die Sanierung überwachen sollte. Sämtliche Kostenpositionen wurden überprüft. Sat1 werde aber in keinem Fall „kaputtgespart". Konzernchef Rohner geht mittlerweile davon aus, dass die Wende geschafft ist: „Unter der Voraussetzung, dass der Werbemarkt stabil bleibt, bin ich davon überzeugt, dass Sat1 im laufenden Jahr wieder in die Gewinnzone kommt.“ Analysten befürchten aber, dass die Pro Sieben Sat1 Gruppe im laufenden Jahr Marktanteile an RTL verliert, weil die sich zuletzt einige attraktive Spielfilmpakete sichern konnte.

Die Anleger sind ebenfalls skeptisch: Bei Kursen um sechs Euro kommt das Papier seit Monaten nicht vom Fleck. Für Unsicherheit sorgt dabei die nach wie vor offene Frage, wer künftig das Sagen im Konzern hat. Pro Sieben Sat1 gehört mehrheitlich der insolventen Kirch-Media, die seit mehreren Wochen über einen Verkauf ihrer Beteiligung an den Hamburger Bauer Verlag verhandelt. Die Gespräche, die bis März abgeschlossen sein sollen, laufen nach Angaben aus Bankenkreisen gut. Aber auch der US-Investor Haim Saban ist an einem Einstieg nach wie vor interessiert.

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