zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Sauberes Wasser

Bis auf Apollinaris waren alle Flaschen keimfrei

Neulich beim Italiener um die Ecke. Die Pizza schmeckt wie immer fantastisch, und günstig ist sie auch noch. Auch am hauseigenen Rotwein gibt es für den Preis nichts auszusetzen. Einzig das Wasser sticht auf der Rechnung ins Auge: Mehr als vier Euro für nicht mal einen Liter, fast genauso teuer wie der kleine gemischte Salat. Dabei ist es bloß Wasser. Aber es kommt original aus Italien, wo es den Tiefen der Alpen entspringt. Schon Leonardo da Vinci soll den Ort San Pellegrino besucht haben, um das „Acqua Miracolosa“ zu kosten.

Zu welchem Ergebnis er kam, ist nicht überliefert. Der Stiftung Warentest hat San Pellegrino überhaupt nicht geschmeckt. Sensorisch mangelhaft, lautet das Urteil. Die Tester fanden zu viel Acetaldehyd. Der Stoff entsteht bei der Herstellung von PET-Flaschen und geht ins Wasser über, wenn diese längere Zeit warm und hell gelagert werden. Gesundheitlich bedenklich ist das nicht, aber es verändert den natürlichen Geschmack des Wassers und macht ihn zitronig. Dieselbe Kritik übte die Stiftung Warentest an der österreichischen Marke Vöslauer sowie am Mineralwasser vom Supermarkt Netto. Insgesamt wurden 30 Wasser mit viel Kohlensäure geprüft, die meisten in PET-Flaschen.

Gute sensorische Noten bekamen fast alle Hausmarken von Aldi, das Wasser von Lidl und Penny, die Bioladen-Marke Adelholzener sowie der Sprudelklassiker Gerolsteiner. Auch Apollinaris darf sich mit einem sensorischen Gut schmücken, hat allerdings auch einen Schönheitsfehler: Die Marke, die zum Coca-Cola-Konzern gehört, enthielt als einziges Wasser im Test einen Keim, der Essigsäurebakterien ähnelt. Als gesundheitlich bedenklich gilt er nicht. „Der Hersteller muss prüfen, ob das ein Fall für die Betriebshygiene ist oder natürliche Ursachen hat“, schreibt die Stiftung Warentest.

Getestet wurden nicht nur Geschmack und mikrobiologische Qualität, sondern auch der Mineralstoffgehalt des Sprudels. Schon im Boden können sich Kalzium, Magnesium und andere Mineralstoffe auf natürliche Art im Wasser anreichern. Richtig viele Mineralstoffe enthielten nur Apollinaris, Gerolsteiner und Tip Tiefenfels Quelle von Real. Die Hälfte der Wässer war mineralarm, andere enthielten zumindest von einem Stoff eine höhere Menge (siehe Kasten). Viel Kalzium und Magnesium stecken zum Beispiel in dem Sprudel von Norma. Die 1,5-Liter-Flasche kostet dabei nur 19 Cent, San Pellegrino ist neunmal so teuer.

Anders als die regionalen Brunnenbetriebe haben die Discounter einen riesigen Absatz, eine ausgeklügelte Logistik und billigere, leichtere Plastikflaschen. Das sind einige Gründe dafür, dass die Eigenmarken so günstig sind. Mittlerweile beherrschen die Discounter die Hälfte des Marktes für Mineralwasser.

Nur den Italiener haben sie noch nicht überzeugt. Wäre aber ja auch seltsam, wenn der zur Pizza plötzlich ein Tip Tiefenfels servieren würde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false