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Wirtschaft: Scania-Eigentümer wollen mehr Geld von MAN

Großaktionäre VW und Investor lehnen Übernahmeofferte in Höhe von 9,6 Milliarden Euro ab – sie pokern offenbar um mehr

Frankfurt am Main/Stockholm - Der Versuch des Münchener MAN-Konzerns, seinen schwedischen Rivalen Scania zu übernehmen, stößt auf unerwarteten Widerstand. In einer ersten Reaktion haben die beiden Großaktionäre VW und Investor, hinter dem die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg steht, das Übernahmeangebot von MAN zurückgewiesen. Eine Scania-Sprecherin bezeichnete das Angebot als feindlich. Nun beginnt offenbar das Poker um eine höhere Bewertung. Denn ohne die Unterstützung der beiden Aktionäre, die zusammen 53 Prozent der Stimmrechte halten, wird der Deal nicht zu Stande kommen.

MAN-Chef Håkan Samuelsson zeigte sich dennoch zuversichtlich, Investor und VW von der „Logik des Zusammenschlusses“ zu überzeugen. Nachdem der Konzern in der vergangenen Woche sein Interesse an einer Übernahme von Scania bekundet hatte, hatte er gestern sein Angebot vorgelegt. MAN bietet für jede Aktie des Konkurrenten 48 Euro – bewertet nach Schlusskursen vom Freitag. Das macht einen Gesamtübernahmepreis von 9,6 Milliarden Euro. Fast drei Viertel der Summe will MAN als Barzahlung leisten. Finanzieren will das Unternehmen den Deal mit einer Kapitalerhöhung um maximal 20 Prozent, Mitteln aus dem Cash-Flow sowie neuen Schulden.

An der Börse führte das Angebot zu einem Kursrutsch von fast fünf Prozent bei den MAN-Aktien, die Scania-Papiere legten in der Spitze um bis zu sechs Prozent zu. Grund ist nach Meinung von Analysten, dass Scania-Anleger bereits auf eine Aufstockung des Angebots spekulieren.

Ein Sprecher von Investor sagte, die Finanz-Holding der Familie Wallenberg, die über eine Stiftung über weitere Anteile an Scania verfügt, schätze den Unternehmenswert von Scania höher ein als die gebotenen 9,6 Milliarden Euro. MAN-Chef Samuelsson und sein Finanzchef Karlheinz Hornung wollten gestern von einer Aufstockung des Angebots nichts wissen. „Wir sind zuversichtlich, dass unser industrielles Konzept überzeugt und wir eine breite Zustimmung für das Angebot finden werden“, betonten sie und kündigten weitere Gespräche mit den beiden Großaktionären an.

Analysten gehen davon aus, dass Investor prinzipiell zu einem Verkauf bereit ist, „wenn der Preis stimmt“. Auch VW steht Unternehmenskreisen zufolge einer Ehe von MAN und Scania grundsätzlich positiv gegenüber, würde aber lieber einen höheren Aktienanteil bekommen. Bei Annahme der Offerte würde VW mit einem Anteil von mehr als zehn Prozent zum größten Aktionär aufsteigen.

Falls die Übernahme gelingt, will MAN die Marken getrennt führen. Die Scania-Zentrale soll in Schweden bleiben, der Sitz des neuen Konzerns, der eine „Europäische Aktiengesellschaft“ werden soll, wird München sein. Das Unternehmen hätte einen Gesamtumsatz von 18,5 Milliarden Euro.hof/hst/HB

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