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© dpa

Schaeffler und Conti: Putsch in Hannover

Der Kampf um die Macht beim Autozulieferer Continental eskaliert. Die fränkische Schaeffler-Gruppe will als Hauptaktionär Conti-Chef Karl-Thomas Neumann durch Elmar Degenhart und damit einen Manager aus den eigenen Reihen ersetzen.

Das versicherten am Freitag zwei mit den Vorgängen vertraute Personen aus dem Umfeld der Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe. Für den 12. August hat Conti zu einer neuen Aufsichtsratssitzung eingeladen, die Neumann stürzen und Degenhart installieren soll. Die Conti-Aktie stürzte am Freitag um mehr als acht Prozent ab.

„Neumann geht mit Sicherheit nicht freiwillig“, hieß es in Hannover. Ein neuer Eklat scheint programmiert. Manager, Aktionäre und Gewerkschaften stehen sich zerstritten wie nie gegenüber. Bei der Sitzung Mitte August reicht Schaeffler im zweiten Abstimmungsanlauf gemäß Aktienrecht eine einfache Mehrheit, um Neumann abzusetzen. Schaeffler ist mit fünf Vertretern, darunter dem Vorsitzenden, im Conti-Aufsichtsrat vertreten.

In einer zwölfstündigen Marathonsitzung in der Nacht zu Freitag war der Sturz des Conti-Chefs noch am geschlossenen Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsgremium gescheitert. Neumann ist aber klar, was die Stunde geschlagen hat. „Ungewöhnliche und sehr enttäuschende Entwicklungen ... machen es mir sehr schwer, auf Dauer vertrauensvoll mit unserem Großaktionär zusammenzuarbeiten“, erklärte er am Freitag und dankte den 130 000 Beschäftigten bei Conti für ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen.

„Ein guter Mann geht vom Bord“, kritisierte Werner Bischoff, der als Vizeaufsichtsratschef für die Gewerkschaft BCE im Gremium sitzt. Er versucht – wohl vergeblich – Neumann zu halten. Auch Hannovers IG-Metall-Chef Hartmut Meine geht mit Schaeffler hart ins Gericht. „Es ist ein grober Fehler, Herrn Neumann abzusetzen“, rügte er. Dieser sei einer der besten Automanager Deutschlands und genieße das volle Vertrauen des Conti- Personals. Anders sein möglicher Nachfolger Degenhart, der noch die Kfz-Zuliefersparte von Schaeffler leitet, und bei der Conti-Belegschaft auf wenig Sympathie stoßen dürfte. Auf den Fluren von Conti ist Erschütterung spürbar. „Ein Scherbenhaufen, wir brauchen einen Schaufelbagger zum Aufräumen“, beschrieb ein Insider am Freitag die Lage. So wie jetzt könne es nicht mehr weitergehen. Schaeffler habe Conti im vergeblichen Übernahmekampf massiv geschädigt. Dem dürften die Gläubigerbanken, bei denen beide Konzerne hoch verschuldet sind, nicht tatenlos zusehen.

Conti-Chef Neumann konnte vor seinem Rauswurf noch eine umstrittene Kapitalerhöhung für Conti auf den Weg bringen. Der Aufsichtsrat genehmigte Vorbereitungen für eine Geldzufuhr von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Zugleich werde Conti mit Banken über die Refinanzierung eines im August 2010 auslaufenden Kredits über 3,5 Milliarden Euro verhandeln. Finanzielle Engpässe könnte der mit knapp zehn Milliarden Euro verschuldete Conti-Konzern damit zumindest vermeiden.

Conti sei allerdings nun vollends enthauptet, sagte ein resignierter Beschäftigter in Hannover. Als Schaeffler 2008 kam, sei der langjährige Chef Manfred Wennemer gegangen, dann Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg vertrieben worden. Schaeffler stürze einen führenden Kfz-Zulieferer mit brachialen Methoden ins Chaos. Wer unter solchen Vorzeichen eine Kapitalerhöhung zeichnen solle, sei fraglich. Zudem habe Schaeffler gegen die 2008 unterzeichnete Investorenvereinbarung verstoßen. „Es wird Klagen hageln“, droht man in Hannover. Ähnlich denkt offenbar Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Als Garant der Investorenvereinbarung hat er die Schaeffler-Gruppe jetzt zur Einhaltung der Verträge gemahnt. Beeindrucken wird sie das kaum. Einen Kommentar zur jüngsten Entwicklung lehnte Schaeffler am Freitag ab.

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