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Schaltergebühr: Bedienzuschlag der Bahn steht auf der Kippe

Bedienzuschläge am Schalter sollten dem Bahn-Konzern 60 Millionen Euro zusätzlich beim Ticketverkauf einbringen. Statt steigender Einnahmen hat das Unternehmen nun einmal mehr den Ärger seiner Kunden auf sich gezogen. Auch in der Politik regt sich Widerstand. Der Bahn-Vorstand berät nun über Alternativen.

Berlin - Die Deutsche Bahn will auf die Proteste gegen den geplanten Bedienzuschlag an ihren Fahrkartenschaltern reagieren und denkt über weit reichende Änderungen nach. Nach Informationen dieser Zeitung will der Vorstand des Konzerns an diesem Freitagmorgen darüber beraten, weitere Kundengruppen von der Gebühr von 2,50 Euro beim Kauf eines Tickets auszunehmen. Alternativ könne das gesamte Konzept gekippt werden. „Dem Vorstand ist klar, dass es sich nicht lohnt, für die Gebühr einen Krieg anzufangen“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person aus dem Aufsichtsrat. Ein Bahn-Sprecher lehnte einen Kommentar ab und sagte nur, die Ausgestaltung der Gebühr sei noch unklar.

Geplant war bislang, ab Mitte Dezember bei jedem Kauf eines IC- oder ICE-Fahrscheins die Gebühr zu erheben, und zwar pro Strecke. Für eine Hin- und Rückfahrkarte hätte dies also einen Aufschlag von fünf Euro bedeutet. Für Kunden, die sich am Automaten oder im Internet bedienen, sollte der Zuschlag nicht fällig werden. Vergangenen Dienstag hatte der Staatskonzern angesichts scharfer Kritik angekündigt, Menschen über 60 Jahren von der Gebühr auszunehmen – aber nur, wenn sie eine Senioren-Bahncard besitzen. Konzernchef Hartmut Mehdorn zufolge ist der Zuschlag nötig, um den bisherigen Service in den Reisezentren aufrecht erhalten zu können. Den Planungen zufolge soll die Gebühr dem Unternehmen unter dem Strich Zusatzeinnahmen von 60 Millionen Euro bringen. „Das ist zwar viel Geld, angesichts eines Umsatzes von mehr als 30 Milliarden Euro ist ein Verzicht darauf aber zu verschmerzen“, sagte der Bahn-Insider. Allerdings seien die Personalkosten in den Reisezentren bereits auf mehr als 100 Millionen Euro gestiegen. „Allen ist klar, dass man da etwas tun muss.“ Eine Möglichkeit sei, an Stelle eines Aufschlags für Schalterkunden einen Rabatt für Käufe im Internet und am Automaten einzuführen – dies werde aber womöglich erst 2009 eingeführt, hieß es weiter.

Verärgert sei man im Konzern über die Haltung der Regierung und der Gewerkschaften. Auf der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch in London „haben die nicht einmal gehustet“. Erst danach sei der Aufschrei gekommen – „das ist nicht in Ordnung“. Der Bund ist mit drei Staatssekretären in dem Gremium vertreten, die Gewerkschaften stellen zehn Mitglieder. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte am späten Mittwochnachmittag gefordert, auf den Zuschlag zu verzichten. Carsten Brönstrup

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