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Wirtschaft: Scharfe Handys, schnelle Rechner, schicke Autos

Auf welche Produkte die Unternehmen im kommenden Jahr setzen – und welches alte Versprechen auch 2003 nicht eingelöst wird

Autos

Die großen Automobilkonzerne haben sich viel vorgenommen. Mit einer Vielzahl neuer Modelle werden sie im kommenden Jahr um die Gunst der Kunden werben. Im Mittelpunkt des Autojahres steht die Internationale Automobilausstellung IAA im Herbst in Frankfurt (Main) , wo unter anderem der neue Golf vorgestellt wird. Bereits im Frühjahr kommt der VW Touran auf den Markt, mit dem der Wolfsburger Konzern dem Erfolg des OpelZafira nacheifern will. Mit dem Minivan kommt VW allerdings ein paar Jahre zu spät, wichtige Wettbewerber verdienen seit langem Geld in diesem Fahrzeugsegment. Deshalb hat auch Ford einen Focus Van für den Spätsommer angekündigt, der unterhalb des Ford Sharan liegt und um die 20000 Euro kosten dürfte. Das Ford StreetKa ist ein Spaßauto für zwei Personen und soll knapp 17 000 Euro kosten. Die Adam Opel AG wird auch 2003 noch keine schwarzen Zahlen einfahren. Allerdings geht es langsam aufwärts, wozu im kommenden Jahr der Meriva beitragen soll, sozusagen der kleine Bruder des Erfolgsmodells Zafira. Für rund 14000 Euro ist der Meriva bemerkenswert preiswert. Mit dem Signum kommt ein Opel-Oberklassemodell im Frühsommer auf den Markt, das jedoch für das Unternehmen weniger wichtig ist als der Vectra-Kombi (ab Herbst) und der Astra (voraussichtlich im Dezember und damit vermutlich einige Monaten später als der neue Golf). BMW bringt den neuen Rolls-Royce heraus und die 5er Reihe. Für die richtig wohlhabenden Autofreaks kommt der Mercedes SLR mit 600 PS für 375000 Euro ins Angebot. Vergleichsweise günstig wird dagegen das T-Modell der E-Klasse und das CLK Cabrio für gut 40000 Euro. Smart-Roadster und -Coupé stehen ab Januar bei den Händlern und kosten nur knapp 15000 Euro.

Computer

Auch in der Computertechnik wird es Neuerungen geben. Vor allem die Prozessoren, die rechnenden Herzen der Computer, werden noch schneller. Das neue Topmodell des weltweit größten Prozessorherstellers Intel arbeitet mit einer Geschwindigkeit von 3,06 Gigahertz. Dank einer verbesserten Technologie können die neuen Pentium-4-Chips mehrere Programme oder Anfragen des Computers gleichzeitig ohne Verzögerung ausführen. Mitte 2003 soll dann der Nachfolger des Pentium 4 kommen, der den Namen Prescott trägt und weitaus schneller als drei Gigahertz sein soll. Der neue Prozessor von Konkurrent AMD soll im März auf den Markt kommen.

Bei den Geräten muss sich zeigen, ob sich die Tablet-PC-Technik von Microsoft bei den Notebook-Computern durchsetzen wird. Der Tablet-PC kann ohne eine Tastatur bedient werden. Die Eingabe erfolgt per Stift direkt über den Bildschirm. Auch bei den Klein-Computern, den Organizern, verstärkt sich ein bereits vorhandener Trend. Die Welt der Handys und der Organizer wächst zusammen und heraus kommt dann ein Smartphone. Mit den aufgerüsteten Organizern können Technikfans dann auch auch telefonieren und Daten übertragen.

In der Unterhaltungselektronik wird auch 2003 die DVD der Renner bleiben. Etabliert haben sich die stationären DVD-Player, künftig werden aber mehr tragbare Geräte verkauft. Ein Boom könnte die neuen DVD-Rekorder erleben. Im kommenden Jahr sollen die Preise für die Geräte auf unter 500 Euro fallen.

Medikamente

Das wohl bekannteste Medikament der Welt, das Potenzmittel Viagra, bekommt 2003 Konkurrenz: der Pharma-Konzern Bayer bringt Levitra auf den deutschen Markt, Eli Lilly führt Cialis ein. Dass den neuen Mitteln Aufmerksamkeit sicher ist, liegt in der Natur der Sache: Eine Studie sagt, dass 22 Prozent aller Männer zwischen 20 und 75 Jahren in Deutschland ein Potenzproblem haben. Dauerhafte Heilung bringen die Mittel zwar auch im kommenden Jahr nicht, aber sie helfen kurzfristig.

Weniger Aufmerksamkeit, dafür aber lebensrettende Wirkung versprechen sich Wissenschaftler von einem anderen neuen Medikament: dem Aids-Mittel Fuzeon, das der Pharmakonzern Roche und die Biotech-Firma Trimeris entwickelt haben. Fuzeon ist das erste Aids-Medikament seit 1996, das mit einem neuen Wirkmechanismus funktioniert. Es verspricht neue Hoffnung für Patienten mit Viren, die gegen herkömmliche Medikamente resistent sind. Der Nachteil: Fuzeon ist sehr kompliziert in der Herstellung und daher extrem teuer. Experten rechnen mit Kosten von 10 000 bis 15 000 Dollar pro Jahr und Patient.

Eine bessere Überlebenschance für Transplantierte soll ein neues Medikament des Pharmakonzerns Novartis bringen, das 2003 zugelassen werden soll. Certican unterdrückt nicht nur die Abstoßungsreaktion gegen das neue Organ, sondern soll auch Komplikationen wie Infektionen oder Gefäßveränderungen in dem Implantat vorbeugen.

Auch gegen die Zivilisationsbeschwerde Cholesterin (Blutfett) haben Forscher ein neues Medikament entwickelt. Crestor heißt das neue Mittel des Pharmakonzerns Astra-Zeneca. Es soll das „schlechte“ so genannte LDL-Cholesterin im Blut stärker senken als die bisher zugelassenen Blutfettsenker und dadurch die Gefahr eines Herzinfarktes minimieren. Nicht nur Patienten, auch der Hersteller Astra-Zeneca erhofft sich von dem neuen Produkt sehr viel: Der Markt der Statine, zu dem auch Crestor zählt, ist mehr als 18 Milliarden Dollar schwer – und verspricht den Pharmaherstellern dank der ungesunden Lebensweise in den Industrieländern traumhafte Wachstumsraten von 20 Prozent pro Jahr.

Mobilfunk

Einen Vorgeschmack auf die mobile Multimedia-Welt geben die neuen Handys mit Farbdisplay und eingebauter Digitalkamera, die seit einigen Wochen auf dem Markt sind. Gespannt beobachten die Netzbetreiber die Nachfrage nach den neuen Geräten, gilt sie doch als Indikator für das Interesse, dass die Kunden an den neuen UMTS-Diensten haben werden. Große Hoffnungen setzt die Branche darauf, dass Multimedia Messaging (MMS), die um Bilder und Töne erweiterte Variante der elektronischen Kurzbotschaften, ein ebenso großer Erfolg werden, wie die SMS.

Als Revolution im Mobilfunk angekündigt, soll der neue Übertragungsstandard UMTS im kommenden Jahr in Deutschland endlich Realität werden. UMTS steht für Universal Mobile Telecommunications System. Der Mobilfunkstandard der dritten Generation überträgt Datenmengen von bis zu zwei Megabit pro Sekunde. Das macht UMTS bis zu 30 mal so schnell wie ISDN. Mit UMTS kann man beispielsweise Musik oder Videoclips abspielen oder versenden. Doch von Revolution spricht heute niemand mehr. 2003 werden höchstens vier Netzbetreiber mit UMTS starten. Nennenswerte Umsätze erwarten die Netzbetreiber noch nicht. Frühestens 2005 werde UMTS zum Massengeschäft, sagen sie heute.

Im kommenden Jahr wird es die ersten Mobiltelefone für den neuen Standard geben. Und wahrscheinlich wird die nicht ganz ausgereifte Software die Geduld des Kunden arg strapazieren. Denn das Zusammenspiel von Netz und Handy funktioniert noch nicht reibungslos. Das setzt unter anderem voraus, dass die neuen Mobiltelefone sich mit UMTS und auch mit der bereits existierenden Technik verstehen. Denn UMTS wird es zunächst nur in größeren Städten geben. In den übrigen Regionen muss sich das Handy automatisch in das bestehende Netz schalten. Dabei kommt es aber immer noch zu Gesprächsabbrüchen. alf/msh/pet/vis/slo/HB

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