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Wirtschaft: Scharfe Pünktchen

Die Qualität von Digitalkameras ist deutlich gestiegen. Und sie wird nicht mehr nur an der Zahl der Bildpunkte festgemacht – auch Schnelligkeit und Komfort zählen

Noch vor ein paar Jahren war die digitale Fotografie ein teures Vergnügen. Und die Qualität stimmte nicht. Das hat sich geändert: Die Kameras sind besser und zugleich billiger geworden. Das hat auch die Nachfrage steigen lassen. 2002 wurden bereits 74 Prozent des Umsatzes auf dem 1,25 Milliarden Euro großen Markt für Amateurkameras mit digitalen Apparaten gemacht, berichtet der Photoindustrie-Verband – eine Steigerung gegenüber 2001 von mehr als 70 Prozent. In diesem Jahr sollen mit 3,6 Millionen Stück noch einmal 50 Prozent mehr als 2002 verkauft werden, erwartet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Damit boomt der Markt für Digitalkameras mehr als fast alle anderen Märkte für High-Tech-Produkte. Nur die Umsatzsteigerung von DVD-Playern war 2002 mit knapp 80 Prozent noch höher, Notebook-Verkäufe stiegen dagegen nur um 60 Prozent.

Viele Hobby-Fotografen steigen auf die digitale Technik um, weil sie so viele Möglichkeiten zur Bildverarbeitung bietet. Bei herkömmlichen Kleinbildkameras kann man gerade einmal zwischen Papierabzügen und Dias wählen, beim digitalen Verfahren ist viel mehr möglich: Die Bilder lassen sich entweder sofort auf einem Fernseh- oder Computermonitor anschauen, als E-Mail verschicken, ins Internet stellen, zu Hause ausdrucken oder sogar in einer abgespeckten Version mit dem Handy versenden.

Das Angebot an Digitalkameras umfasst inzwischen alle Preisklassen, vom Apparat für 99 Euro, der sich für Schnappschüsse zum Versand im Internet eignet, bis zur Spiegelreflexkamera für mehre tausend Euro. Wer sein Hobby ernsthaft betreiben will, sollte etwa 500 Euro einkalkulieren, raten Profis (siehe Interview). Für Einsteiger, die nur selten fotografieren, aber trotzdem auf Digitaltechnik umsatteln wollen, sind aber auch schon solide Modelle ab 300 Euro zu haben.

Als Anhaltspunkt für die Qualität einer Kamera gilt in der Werbung oft die Anzahl der „Megapixel“. Pixel sind Bildpunkte, die auf einem lichtempfindlichen Chip angeordnet sind, „Mega“ steht für eine Million. Je mehr Pixel, desto besser – suggeriert die Werbung. Aber: „Die Qualität hängt nicht nur von der Auflösung des Bildes ab“, sagt Jörg Melching, Produktspezialist beim Hersteller Minolta. Die Anzahl der Pixel ist vor allem wichtig, wenn vergrößerte Abzüge auf Papier gewünscht sind. Drei Megapixel sind für Abzüge bis zu einer Größe von 15 mal 21 Zentimetern vollkommen ausreichend.

Ältere oder billigere Kameras protzen zuweilen mit vielen Pixeln, haben aber trotzdem keine gute Bildqualität. Häufig erscheinen etwa die Farben unecht oder dunkle Bildpassagen haben wenig Kontrast. Darunter leidet etwa das Bild der „Traveller D1“ für 259 Euro mit vier Megapixeln. Sie war in der vergangenen Woche bei Aldi Süd zu haben. Verbraucherschützer raten vom Kauf zwar nicht ab, aber das Gerät hat auch nicht mehr zu bieten als andere Kameras dieser Preisklasse.

Neben der Bildqualität sollten Käufer auch auf eine vollständige Ausstattung achten. Ein TV-Kabel darf nicht fehlen. Damit kann man die Bilder gleich auf dem nächsten Fernseher anschauen. Einige Hersteller liefern sogar eine Fernbedienung mit. So kann man einen Urlaubstag mit einer privaten Dia-Show im Hotelzimmer krönen.

Akkus und Ladegerät gehören immer mit ins Lieferpaket. Wie lange der Akku hält, ist unterschiedlich und muss erfragt werden. Elektronische Chipkarten, auf denen die Bilder gespeichert werden, müssen meistens extra gekauft werden. Der Vorteil gegenüber dem Film: Sie sind lösch- und wiederverwendbar. Die Aufnahmefähigkeit wird in Megabyte gemessen. Auf 64 Megabyte passen mindestens so viele Bilder wie auf einen 36er-Kleinbildfilm, mitgeliefert werden aber meist weniger als 32 Megabyte. Je nachdem, welches der verschiedenen Kartenformate die Kamera nutzt, kosten 128 Megabyte zwischen 40 und 80 Euro. Dabei ist das günstigste System „Compact Flash“ nicht das schlechteste. Es kommt zum Beispiel beim Marktführer Canon, aber auch bei vielen anderen Herstellern zum Einsatz. Sony verwendet nur den hauseigenen „Memory Stick“, der auch in andere Geräte von Sony passt, etwa in Mini-Computer.

Viele digitale Kameras sind allerdings heute immer noch langsamer als analoge. Nach dem Einschalten sind sie – je nach Modell – erst nach zehn Sekunden einsatzbereit. Selbst nach dem Auslösen brauchen die langsamsten Apparate bis zu zwei Sekunden, bis das Bild im Speicher ist. Das scheue Rehkitz auf der Waldlichtung ist dann schon über alle Berge.

Der Wettkampf um immer mehr Pixel geht zu Ende, aber die Kameras sollen trotzdem noch besser werden – auf anderen Gebieten. „Der Trend geht in Richtung mehr Bedienkomfort, leistungsfähigere Akkus und bessere Bildqualität“, sagt Melching von Minolta. Zu viel Technik wollten die Käufer nicht. „Die Kameras müssen schick, schnell und leicht zu bedienen sein“, sagt er – und vielleicht noch etwas billiger.

Martin Uebele

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