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Wirtschaft: Scharfe Reaktionen auf Arbeitgeberangebot

BERLIN (alf).Den Tarifparteien in der Metallindustrie bleibt nur noch eine Woche Zeit, um Warnstreiks zu vermeiden.

BERLIN (alf).Den Tarifparteien in der Metallindustrie bleibt nur noch eine Woche Zeit, um Warnstreiks zu vermeiden.In fünf Bezirken wurden die Verhandlungen am Freitag ergebnislos vertagt.Gewerkschaftsvertreter lehnten ein erstes Angebot der Arbeitgeber als "absolut unannehmbar" und "Provokation" ab und drohten mit Warnstreiks.Die Arbeitgeber hatten 2,5 Prozent angeboten, die IG Metall fordert 6,5 Prozent.

Das Angebot der Arbeitgeber sieht eine Lohn- und Gehaltserhöhung um zwei Prozent sowie einen Einmalbetrag von 0,5 Prozent vor.Diese Einmalzahlung soll jedoch wie das Weihnachtsgeld an die wirtschaftliche Lage der Betriebe gebunden werden.Die Aufteilung in Lohnerhöhung und einmalige Bezahlung stößt bei dem IG Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel auf "strikte Ablehnung".Die Gewerkschaft werde die Bildung einer Zwei-Klassen-Belegschaft nicht zulassen, die von der jeweiligen Gewinnlage und damit dem Management in den Betrieben abhängig sei.In Nordrhein-Westfalen wurde die nächste Tarifrunde für die 800 000 Beschäftigten auf den 26.Januar vertagt.Sollten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht "fundamental nachbessern", drohe "ein Theater wie lange nicht mehr", sagte der Bezirkschef der nordrhein-westfälischen IG Metall, Harald Schartau.

Demgegenüber warnten die Arbeitgeber vor einem Arbeitskampf.Für die NRW-Arbeitgeber verteidigte Martin Kannegiesser das Angebot.Einen "Abschluß um jeden Preis" werde es nicht geben.Ein Plus von zwei Prozent garantiere auch den Beschäftigten in Problemfirmen realen Lohnzuwachs.Die Lage der Branche habe sich dramatisch verdüstert.In Bayern, wo 670 000 Metaller betroffen sind, wollen sich die Tarifparteien am 29.Januar wieder treffen."Die Pläne für einen möglichen Arbeitskampf sind bereits angelaufen", warnte IG-Metall-Bezirkschef Werner Neugebauer.Bei den zweiten Tarifrunden in Hessen, Rheinland Pfalz und im Saarland sowie im Tarifbezirk Küste gab es ebenfalls keine Annäherung.Die Arbeitgeber verteidigten dort die Pläne zum Weihnachtsgeld."Nach oben und unten variables Weihnachtsgeld" beteilige die Beschäftigten am wirtschaftlichen Erfolg."Diese Kröte werden wir nicht schlucken", hieß es dagegen bei der IG Metall.Im Tarifbezirk Küste sprach IG-Metall-Verhandlungsführer Frank Teichmüller von einem "Riesenschritt in Richtung auf einen Arbeitskampf".Gespräche gab es auch im Bezirk Niedersachsen."Ab kommenden Freitag werden wir zu Warnstreiks aufrufen", kündigte der Hannoveraner IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine an.

Der IG Metall-Bezirksleiter von Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, meinte auf Anfrage, das 2,5-Prozent-Angebot sei "weit weg vom Ergebnis".Der "größte Dollpunkt" sei die ertragsabhängige Einmalzahlung."Eine Verbetrieblichung der Tarifpolitik kommt überhaupt nicht in Frage", sagte Düvel.In diesem Punkt sei kein Kompromiß möglich; "dann müssen wir uns auf einen Arbeitskampf einstellen".Die Streikbereitschaft der Gewerkschaftsmitglieder sei gut, die Stimmung in den Betrieben ähnlich aufgeheizt wie während der Auseinandersetzung um die Lohnfortzahlung.

Relativ gelassen reagierte der Geschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg, Hartmann Kleiner, auf die Stimmen aus dem Gewerkschaftslager.Vor Ablauf der Friedenspflicht in einer Woche sei durchaus noch ein Abschluß möglich, bis dahin "läuft noch viel Wasser die Spree und den Rhein herunter", meinte Kleiner auf Anfrage.Das jetzige Angebot der Arbeitgeber bezeichnete Kleiner als "mutigen Schritt, der an den Abschluß von 1998 anschließt".Im vergangenen Jahr hatte es eine Tariferhöhung um 2,5 Prozent gegeben.

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