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Wirtschaft: Schering legt künftig alle Vorstandsgehälter offen

Berliner Pharmakonzern kann Betriebsgewinn zweistellig steigern trotz hoher Restrukturierungskosten

Berlin - Der Berliner Pharmakonzern Schering beugt sich den Forderungen der Politik – und will künftig das Gehalt jedes einzelnen Vorstands offen legen. Der Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen, der die Forderung bisher stets zurückgewiesen hatte, begründete den Schritt am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen mit dem „öffentlichen Erwartungsdruck“. Er warnte aber davor, die Debatte um Managergehälter ausufern zu lassen. Der Pharmakonzern konnte vor allem wegen geringerer Steuerzahlungen den Gewinn im dritten Quartal deutlich steigern. Die Schering-Aktie legte um 1,40 Prozent zu und gehörte am Donnerstag zu den Gewinnern im Dax.

Schering hatte zwar als eines der ersten Unternehmen im Dax das Gehalt von Vorstandschef und Gesamtvorstand offen gelegt, eine individuelle Veröffentlichung aber abgelehnt. Nach der Drohung der Bundesregierung, die Unternehmen per Gesetz zu zwingen, hat das Unternehmen eingelenkt. Nach Auskunft der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz veröffentlichen jetzt zwölf der 30 Dax-Konzerne alle Vorstandsgehälter, zwei weitere dächten darüber nach.

Schering ist mitten in der Umstrukturierung. 2003 hatte das Unternehmen einen Gewinnrückgang verkraften müssen und daraufhin das Sparprogramm „Focus“ aufgelegt. Bis Ende 2006 sollen 2000 der rund 26 000 Stellen im Konzern wegfallen und die Hälfte der 24 Produktionsbetriebe geschlossen werden.

Das Programm werde „planmäßig“ umgesetzt, sagte Schering-Chef Erlen. 600 Stellen seien bisher abgebaut worden. Für den Standort Berlin werde es aber „keine substanziellen Veränderungen“ geben. Wie viele Arbeitsplätze in der Stadt abgebaut werden, sagte er nicht.

Im dritten Quartal hat Schering den Konzerngewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um fast ein Drittel auf 123 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 1,23 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn – der Auskunft über den tatsächlichen Geschäftsverlauf gibt – um zehn Prozent auf 182 Millionen Euro. Er entsprach damit den Erwartungen der Analysten.

Für das Gesamtjahr erwartet Finanzvorstand Jörg Spiekerkötter einen Betriebsgewinn von 700 Millionen Euro. Als Grund für die nach eigener Aussage „konservative“ Prognose nannte er die Belastungen durch das Sparprogramm. Insgesamt kalkuliert Schering dafür 50 Millionen Euro ein, der größte Teil soll im vierten Quartal verbucht werden.

Sehr zuversichtlich ist der Pharmakonzern bei seinem neuen Verhütungsmittel Yasmin, das sich vor allem in den USA sehr gut verkauft. Im Gesamtjahr will Schering damit jetzt weit mehr als die bislang erwarteten 400 Millionen Euro umsetzen. Das umsatzstarke Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon, bisher Bestseller im Konzern, hat dagegen seinen Höhepunkt überschritten. „Wir haben verstärkten Wettbewerb in den USA“, sagte Erlen. Der Markt rechnet schon im vierten Quartal mit der Einführung eines neuen Konkurrenten (Antegren), entwickelt von den Biotechnologiefirmen Biogen Idec und Elan.

Schering hat reagiert – und die Umsatzerwartung für Betaferon im Gesamtjahr zurückgeschraubt. „Die Prognosesenkung war enttäuschend“, sagte Antje Laschewski von der Landesbank Baden-Württemberg. Ein Frankfurter Analyst sagte: „Das Produkt ist alt, neues Umsatzwachstum kommt frühestens mit der Einführung des neuen Krebsmedikaments PTK/ZK.“ Das Darmkrebsmittel, das Schering mit Novartis entwickelt, könnte – wenn die Zulassung erfolgreich verläuft – 2005 auf den Markt kommen.

Maren Peters

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