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Wirtschaft: Schering plant höhere Dividende

Berliner Pharmakonzern verdient glänzend mit der Anti-Baby-Pille Yasmin

Berlin - Schering hat das beste Quartalsergebnis seiner Geschichte hinter sich. Das Berliner Pharmaunternehmen steigerte Umsatz und Betriebsgewinn deutlich und will nun auch im Gesamtjahr die selbst gesteckten Gewinnziele übertreffen. „Schering ist in hervorragender Verfassung“, sagte Konzernchef Hubertus Erlen am Montag in Berlin. Wesentlichen Anteil am starken Wachstum hat die Verhütungspille Yasmin, die nach Angaben von Erlen inzwischen die meistverkaufte Anti-Baby-Pille der Welt ist. Auch Kostensenkungen haben zu dem starken Gewinnwachstum beigetragen. Finanzvorstand Jörg Spiekerkötter kündigte eine Erhöhung der Dividende an, ließ die Höhe aber noch offen.

Die Börse reagierte erfreut: Der Kurs der Schering-Aktie legte am Montag deutlich zu. Zum Börsenschluss notierte der Pharmawert mit plus 2,06 Prozent bei 51,08 Euro und setzte sich damit an die Dax-Spitze.

Das drittgrößte deutsche Pharmaunternehmen hatte in den vergangenen Monaten vor allem mit Negativmeldungen auf sich aufmerksam gemacht. Bei einer Reihe von hoffnungsvollen Medikamentenkandidaten, darunter auch Krebsmitteln, war es wegen enttäuschender Studienergebnisse zu Verzögerungen gekommen, einige Mittel haben Analysten bereits ganz abgeschrieben. Diese Rückschläge haben noch keine Auswirkungen auf das Geschäft, sie könnten aber in einigen Jahren zum Problem werden.

Bisher verdient Schering mit umsatzstarken Mitteln wie dem Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon und Verhütungsmitteln wie Yasmin und Mirena viel Geld. Im dritten Quartal steigerte Schering den Umsatz um zehn Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 33 Prozent auf 244 Millionen Euro. Zum „Topseller“ hat sich nach Angaben von Schering-Chef Erlen Yasmin entwickelt. Der Umsatz damit stieg allein im dritten Quartal um ein Drittel. Auf dem wichtigen US-Markt hat die Pille inzwischen einen Marktanteil von 13 Prozent erreicht. Das stärkste Mittel im Schering-Portfolio bleibt aber nach wie vor Betaferon, das fast die Hälfte zum Gesamtumsatz beigetragen hat.

Im Gesamtjahr erwartet Erlen einen Betriebsgewinn im Verhältnis zum Umsatz von mehr als 17 Prozent – und ist damit nach eigenen Angaben seinem Ziel näher gekommen, 2006 eine operative Marge von 18 Prozent zu erzielen. Das vierte Quartal ist erfahrungsgemäß allerdings immer schwächer als das dritte.

Aus Sicht der Analysten lief es für Schering bisher überraschend gut. „Die Zahlen sind insgesamt besser als erwartet“, sagte Pharmaanalyst Carsten Kunold von der Privatbank Merck&Finck. Unklar bleibt nach Meinung von Marcus Konstanti von Sal. Oppenheim, wie viel der guten Zahlen auf den Produktmix und wie viel auf Kostensenkungen zurückgeht. Schering dürfte in diesem Jahr mehr eingespart haben als bisher erwartet, meint Konstanti.

Der Konzern hatte 2003 ein umfassendes Sparprogramm („Focus“) eingeleitet, um profitabler zu werden. Es sieht neben Werksschließungen auch den Abbau von 2000 Stellen bis 2006 vor.

Nach Angaben von Finanzvorstand Spiekerkötter werden bis zum Ende des Jahres 1800 der geplanten 2000 Arbeitsplätze abgebaut sein. Betroffen sei vor allem die chemische Produktion im Werk Bergkamen. Aber auch in Berlin seien bis heute 160 Stellen gestrichen worden, unter anderem im Standortmanagement und in der Verwaltung. Dabei wird es vielleicht nicht bleiben, denn das Sparprogramm soll fortgesetzt werden. „Alle Funktionen und alle Regionen“ würden überprüft, kündigte Spiekerkötter an.

Die Konzernkassen sind nach Angaben des Finanzchefs prall gefüllt. Spiekerkötter kündigte Zukäufe an, „wo es Sinn macht“, und schloss auch Aktienrückkäufe nicht aus. 450 Millionen Euro sollen zudem in den eigenen Pensionsfonds fließen. Analysten drängen darauf, dass Schering einen Teil des Geldes dazu nutzt, die geschwächte Produktpipeline aufzufüllen. „Ein Pharmaunternehmen wächst über die Einführung neuer Produkte“, sagte Konstanti. „Ich glaube kaum, dass Schering ohne Zukäufe nennenswert an Attraktivität gewinnen kann.“

Maren Peters

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