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Wirtschaft: Schering prüft Aufsichtsratsvergütung

Hauptversammlung genehmigt das umstrittene neue System mit großer Mehrheit – Berliner Pharmakonzern bestätigt Ziele für 2004

Berlin (pet). Schering hat seine umstrittenen Pläne zur künftigen Vergütung der Aufsichtsräte verteidigt. „Insgesamt sollte sich die Gesamtvergütung des Aufsichtsrates gegenüber der alten Regelung eher verringern, als erhöhen“, sagte Finanzvorstand Jörg Spiekerkötter am Freitag auf der Hauptversammlung in Berlin. Trotzdem will das Berliner Pharmaunternehmen das neue System bis zur nächsten Hauptversammlung noch einmal „ergebnisoffen“ prüfen. „Wir sind nicht unbelehrbar“, sagte Aufsichtsratschef Giuseppe Vita. Allerdings machte der frühere Vorstandsvorsitzende deutlich, dass er eine erfolgsorientierte Vergütung für Aufsichtsräte für sinnvoll hält. Trotz heftiger Kritik im Vorfeld verabschiedete die Hauptversammlung die neue Vergütungsregelung am Freitag mit großer Mehrheit

Schering will die Bezüge seiner 16 Aufsichtsräte teilweise an die Entwicklung des Aktienkurses koppeln. Bisher orientierten sie sich an der Dividende. Aktionärsschützer und Aktienrechtsexperten befürchten, dass der Aufsichtsrat den Vorstand nicht mehr kritisch kontrollieren kann, wenn er zu sehr auf den Kurs schaut. Die Kritiker halten die Koppelung von Aufsichtsratsvergütung und Kurs auch für rechtswidrig. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im Februar in einem anderen Fall entschieden, dass kursabhängige Vergütungen für Aufsichtsratsmitglieder nicht zulässig sind.

„Vorstand und Aufsichtsrat starren nur noch auf den Kurs, um ihre Vergütung entsprechend zu beeinflussen“, sagte Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er kritisierte auch die Höhe der Bezüge. „Das ist ein enorm hohes, überzogenes Vergütungsniveau.“ Nach DSW-Angaben hat ein normaler Schering-Aufsichtsrat im vergangenen Jahr 195 430 Euro verdient – zwei Drittel mehr als der Durchschnitt der Dax-Kollegen.

Nach dem schwierigen Jahr 2003 versuchte Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen seine Aktionäre auf der Hauptversammlung wieder optimistischer zu stimmen. „Unser strategischer Kurs ist richtig“, sagte Erlen. Er räumte aber ein, dass das Unternehmen seine selbst gesteckten Ziele für 2003 nicht erreicht hat. Der Umsatz war wegen starker Wechselkursschwankungen und den Belastungen durch die Gesundheitsreform um vier Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zurückgegangen, das Betriebsergebnis zum ersten Mal seit sieben Jahren geschrumpft – um sieben Prozent auf 686 Millionen Euro. Trotzdem zahlt Schering den Aktionären mit 0,93 Euro eine unverändert hohe Dividende.

An den Zielen für 2004 hält Schering fest – trotz zusätzlicher Belastungen durch die Gesundheitsreform. Das Unternehmen erwartet einen Betriebsgewinn „oberhalb von 620 Millionen Euro“. Das entspricht dem um Sondereffekte bereinigten Wert des Vorjahres. Dabei rechnet Schering mit einem durchschnittlichen Eurokurs von 1,20 Dollar. Eine erste Zwischenbilanz will Erlen am 26. April bei der Vorlage der Quartalszahlen geben.

Der Vorstandschef bestätigte das Ziel, die operative Marge, also das Verhältnis von Umsatz zum Gewinn (siehe Lexikon auf Seite 16), bis 2006 von derzeit rund 15 auf 18 Prozent zu steigern. Allerdings sei es schwieriger geworden, sagte Erlen. Um den Ertrag zu verbessern, will Schering die strikte Kostenkontrolle fortsetzen, das Produktportfolio und Entwicklungsprojekte überprüfen. An einem „Gesamtkonzept“ werde derzeit gearbeitet. Es soll im Juni vorgestellt werden.

Für die Kritik der Aktionäre am schwachen Aktienkurs zeigte Erlen Verständnis. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir mit dem aktuellen Kursniveau alles andere als zufrieden sind.“ Die Gefahr, dass das Unternehmen dadurch zum Übernahmekandidaten werden könnte, suchte Erlen zu zerstreuen. „Als Spezialist bietet Schering jemandem, der kauft, keine Synergien.“ Umgekehrt bekräftigte Erlen, dass Schering nach wie vor an Übernahmen interessiert ist.

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