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Wirtschaft: Schering streicht 950 Jobs in Deutschland

Betriebsrat: Wir sind überrascht und bestürzt

Berlin - Der angekündigte Personalabbau bei Schering wird vor allem Deutschland treffen. „Die hohen Lohnkosten sind ein Wettbewerbsnachteil“, sagte ein Sprecher. Von den weltweit 2000 Arbeitsplätzen, die in den nächsten Monaten wegfallen sollen, werden im Hauptwerk Berlin 250 und in Bergkamen 700 Stellen gestrichen, teilte der Pharmakonzern am Dienstag mit. Die Belegschaft zeigte sich „über das Ausmaß überrascht und bestürzt“, wie der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Webers dieser Zeitung sagte. Er geht davon aus, dass vor allem junge Mitarbeiter betroffen sein werden.

Dass Stellenstreichungen drohen, hatte Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen bereits angekündigt. Offen war bislang aber, wie stark die einzelnen Standorte bluten müssen. Der Stellenabbau ist Teil eines Sparprogramms („Focus“), mit dem Schering auf den Umsatz- und Gewinnrückgang im vergangenen Jahr reagiert hat. Ziel ist es, wieder rentabler zu werden und die operative Marge von 13 Prozent im Vorjahr auf 18 Prozent im Jahr 2006 zu steigern. Das läge immer noch unter dem Durchschnitt der Pharmakonkurrenz. Im Rahmen des Rationalisierungsprogramms sollen mittelfristig auch zwölf der 26 Produktionsstätten geschlossen werden. Die Kosten für das Programm beziffert das Unternehmen mit insgesamt 70 Millionen Euro, verteilt auf dieses und das nächste Jahr.

Schering begründete die Stellenstreichungen am Dienstag mit dem „erhöhten Kostendruck durch europäische und internationale Wettbewerber“. Von den 2000 Stellen seien bis zum Ende des dritten Geschäftsquartals bereits 600 abgebaut worden. Der Personalabbau sei bisher nur zur Hälfte sozialverträglich abgesichert. Am Standort Bergkamen werden wir betriebsbedingte Kündigungen voraussichtlich nicht vermeiden können, weil wir im Bereich der Wirkstoffproduktion für Dritte einer stark gesunkenen Nachfrage und erhöhtem Kostendruck begegnen müssen“, sagte Finanz- und Personalvorstand Jörg Spiekerkötter. In Berlin sind vor allem Jobs in der Verwaltung und im Produktionsumfeld gefährdet. Ob es hier zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, ist noch offen. „Wir wollen das möglichst vermeiden“, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen habe Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen.

Nach Auskunft von Gesamtbetriebsratschef Webers ist die Wirkstoffproduktion für andere Pharmakonzerne, die im Werk Bergkamen über 40 Prozent der Auslastung ausmacht, in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Frühere Auftraggeber ließen ihre Wirkstoffe inzwischen in kostengünstigeren Ländern wie China oder Indien herstellen.

Vorstandsmitglied Spiekerkötter sagte, die Entscheidung, über den Job-Abbau sei nicht leicht gefallen. „Wir müssen alles tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu erhalten und damit die verbleibenden Arbeitsplätze abzusichern.“

Maren Peters

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