zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Schickedanz will Allianz mit Karstadt

Quelle-Mutter steigt beim größten deutschen Warenhaus-Konzern ein / Weitere Zukäufe möglich MÜNCHEN (tmh/ro/vwd).Die Fürther Schickedanz-Gruppe hält eine weitere Aufstockung ihres Karstadt-Anteils für möglich.

Quelle-Mutter steigt beim größten deutschen Warenhaus-Konzern ein / Weitere Zukäufe möglich

MÜNCHEN (tmh/ro/vwd).Die Fürther Schickedanz-Gruppe hält eine weitere Aufstockung ihres Karstadt-Anteils für möglich.Schickedanz hatte am Montag abend angekündigt, gut ein Fünftel des größten deutschen Warenhauskonzerns von den bisherigen Aktionären Commerzbank und Deutsche Bank übernehmen zu wollen.Weitere Karstadt-Zukäufe seien "grundsätzlich nicht ausgeschlossen", aber noch nicht konkret geplant, sagte Schickedanz-Sprecher Andreas Neuner am Dienstag in Fürth auf Anfrage.Nach oben gebe es dafür keine Grenze, auch nicht die kartellrechtlich relevante 25 Prozent-Schwelle.Deutsche Bank und Commerzbank, die je gut zehn Prozent der Karstadt AG abgeben, lösen sich damit komplett vom Kaufhausengagement. Die Verflechtung von Karstadt mit Europas führendem Versandhaus Quelle unter dem Dach des Schickedanz-Konzerns sei eine strategische Allianz, die viele Kooperationsmöglichkeiten biete, erklärte Schickedanz.Konkrete Felder der Zusammenarbeit würden in den nächsten Monaten festgelegt."Es ist sehr viel möglich", meinte er.Karstadt und Schickedanz hätten viele Gemeinsamkeiten.Die beträfen zum einen den Versandhandel mit Quelle und der Karstadt-Tochter Neckermann, in Deutschland die Nummer drei hinter Quelle und Otto.Im stationären Handel stünden den Karstadt- und Hertie-Warenhäusern seitens Schickedanz die Filialisten Sinn und Leffers gegenüber.Überschneidungen gebe es auch bei Reisen mit der NUR Touristik bei Karstadt und der Schickedanz-Beteiligung TUI Reisen.Schiêkedanz hält 20 Prozent an der TUI, Europas größtem Reiseveranstalter.Die Schickedanz-Töchter Quelle, Quelle-Bank und Quelle-Versicherungen sind auf ihrem Gebiet ebenfalls Branchenführer.Karstadt-Chef Walter Deuss erklärte am Dienstag im ZDF-Mittagsmagazin, daß die Konzerne "gemeinsame Aktivitäten im Ausland, im Einkauf aber auch im Verkauf" entwickeln könnten. Probleme mit dem Berliner Kartellamt erwarte Schickedanz "generell nicht", sagte Neuner.Kartellamts-Sprecherin Elke Zeise erklärte dagegen, ein möglicher "Knackpunkt" des Schickedanz-Engagements müsse nicht nur der Versandhandel sein.Auch beim Tourismus und im Einzelhandel könne es zu Additionen von Marktanteilen kommen. Über den Preis der Großtransaktion herrscht offiziell Stillschweigen.Eine Gesamtsumme von angeblich 1,2 Mrd.DM wird weder von Schickedanz noch von den Banken bestätigt.Auch zur Finanzierung machen die Fürther keine Angaben.Man sei sich mit den Banken schnell einig geworden, sagte Neuner.Die Gespräche hätten sich "nicht ewig hingezogen".Der Verkauf der Karstadt-Beteiligungen paßt im übrigen in die Strategie der Deutschen Bank und auch der Commerzbank.Erklärtes Ziel der Geldhäuser ist seit langem, sich von Industriebeteiligungen zu trennen und sich auf Geld- und Finanzgeschäfte zu konzentrieren.Gemessen am Marktwert sind die Karstadt-Pakete der beiden Frankfurter Banken jeweils rund 600 Mill.DM wert.Ende 1996 lag der Wert der Karstadt-Beteiligungen der beiden Banken noch bei je bei rund 430 Mill.DM. Pläne, Quelle 1998 in eine reine Aktiengesellschaft umzuwandeln, stünden mit dem Karstadt-Deal in keinem Zusammenhang, erklärte Schickedanz-Sprecher Neuner.Zwar wolle man mit Quelle an die Börse gehen.Der Einstieg bei Karstadt habe diese Pläne, etwa zur Kapitalbeschaffung, aber nicht forciert.Es sei "ein Muß", in neuen Größenordnungen zu denken, hatte der inzwischen ausgeschiedene Schickedanz-Chef Wolfgang Bühler vor einem halben Jahr zur Strategie der Gruppe bemerkt, dabei aber eher eine Expansion ins europäische Ausland angedeutet.Vor kurzem hat Schickedanz die Noris Verbraucherbank GmbH an die Bayerische Vereinsbank AG verkauft.Mit dem Einstieg beim Kaufhauskonzern sind die Nürnberger Versandhändler mit 20,3 Prozent nach der Hertie-Stiftung, die 29,4 Prozent hält, zweitgrößter Karstadt-Aktionär.Zu einem Stellenabbau werde es durch die Verflechtung von Schickedanz und Karstadt nicht kommen.Für den Karstadt-Konzern arbeiteten zuletzt rund 100 000 Frauen und Männer, für Schickedanz über 33 000 Mitarbeiter.1996 setzte der Kaufhauskonzern 26,9 Mrd.DM um.Das Ergebnis soll 1997 verdreifacht werden.1996 war der Jahresüberschuß von 109 Mill.DM auf 58,6 Mill.DM gesackt.Schickedanz erwirtschaftete 1996 einen Umsatz von 14,2 Mrd.DM.Dank Finanzdienstleistungen und Konsolidierungen erreichte die Gruppe ein Ergebnis von 190 Mill.DM, ein Plus von 60 Mill.DM im Vergleich zum Vorjahr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false