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Ende einer Legende. 6,8 Milliarden Dollar Schulden lasten auf Kodak. Foto: rtr

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Wirtschaft: Schlecht entwickelt

Der amerikanische Foto-Pionier Kodak ist pleite / Deutschland ist vorerst nicht betroffen.

Berlin - Dass die Menschen ihre Erinnerungen auf Film festhalten können, verdanken sie Kodak. Das US-Unternehmen erfand den Fotofilm und machte das Fotografieren den Massen zugänglich. Nun, nach gut 130-jähriger Geschichte, ist die Traditionsfirma pleite. Am Donnerstag hat Kodak nach einem langen Überlebenskampf Insolvenz in den USA beantragt.

Die Insolvenz sei ein „notwendiger Schritt“, um wieder auf die Beine zu kommen, erklärte Konzernchef Antonio Perez. Das Geschäft soll weiterlaufen. In den USA ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Unternehmen für ihre Sanierung in ein Insolvenzverfahren flüchten. Das schützt vor Forderungen der Gläubiger und gibt den Firmen Zeit, sich neu zu sortieren.

Doch die Sanierung des von George Eastman gegründeten Unternehmens könnte schwer werden: Den Vermögenswerten von 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) stehen Schulden von 6,8 Milliarden Dollar gegenüber. Eine Serie von Verlustjahren hatte die Bargeldreserven angegriffen.

Kodak, das weltweit noch 17 000 Mitarbeiter hat, rechnet damit, das Insolvenzverfahren unter Gläubigerschutz bis 2013 hinter sich zu lassen. „Wir freuen uns darauf, uns als schlankes Weltklasseunternehmen für digitale Fotografie und wissenschaftliche Materialien aufzustellen“, sagte Perez. Damit Kodak weitermachen kann, stellt die Großbank Citigroup nun fast eine Milliarde Dollar zur Verfügung. Die Finanzierung muss allerdings noch vom Insolvenzrichter gebilligt werden.

Die deutschen Gesellschaften des Unternehmens sind nicht von der Insolvenz betroffen. Die Entscheidung habe „keine direkten Auswirkungen“, sagte ein Sprecher von Kodak Deutschland. Mitarbeiter wie auch Kunden müssten nicht befürchten, dass sich etwas ändere. Die Produkte würden weiter vertrieben, Kodak Deutschland werde weiter beliefert, auch die Herstellung von Druckplatten gehe weiter. Dennoch machten sich die Mitarbeiter Sorgen, sagte Betriebsratschef Wolfgang Eisele am Donnerstag. Kodak ist seit 1896 über Tochterfirmen hierzulande aktiv. Aktuell gibt es in Deutschland noch etwas mehr als 1000 Mitarbeiter, Hauptsitz ist Stuttgart mit 380 Stellen. Der Standort hat jedoch schon deutlichen Personalabbau hinter sich: Zu Spitzenzeiten hatten allein in Stuttgart einmal 4500 Menschen Diaprojektoren, Kameras und Kopierer hergestellt.

Kodak kämpft schon lange ums Überleben. Das Unternehmen, das die analoge Fotografie entscheidend geprägt hatte, tat sich schwer mit dem Wechsel zu digitalen Bildern. Zwar war die Firma an den Anfängen beteiligt, verlor aber schnell den Anschluss an Konkurrenten aus Asien. Schließlich brachen durch den Siegeszug der Digitalfotografie tragende Säulen des Geschäfts wie der Fotofilm praktisch weg.

Einen Trumpf hat Kodak aber im Ärmel: Der Konzern hält diverse grundlegende Patente für die Digitalfotografie, die in fast allen Geräten von der Spiegelreflexkamera bis zum Handy zum Einsatz kommen. Diese will der Konzern zu Geld machen. Der Verkauf stockt seit Monaten – aus Sorge um eine Insolvenz. Jetzt könnten die Patente womöglich leichter den Besitzer wechseln. rtr/dpa

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