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Schlechte Qualität. Gerade in Branchen, die über Fachkräftemangel klagen, ist das Niveau der Ausbildung oft niedrig.

© picture-alliance/dpa

Schlechte Ausbildung: Junge Köche, Maler und Fachverkäufer sind unzufrieden

Viele Lehrstellen bleiben dieses Jahr unbesetzt. Die Unternehmen klagen über mangelnde Leistungsbereitschaft der Schulabgänger - doch häufig ist auch die Qualität der Ausbildung schlecht.

Von Carla Neuhaus

Etliche Überstunden, eine schlechte Bezahlung, wenig Anleitung: So haben sich viele Lehrlinge ihre Ausbildung nicht vorgestellt. Gerade in Branchen mit Nachwuchsproblemen ist die Qualität der Ausbildung noch immer schlecht – und das obwohl die Betriebe sich das langfristig gar nicht leisten können. Vor allem junge Menschen, die eine Ausbildung zum Koch, Hotelfachmann, Maler und Lackierer oder zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk machen, sind unzufrieden. Das zeigt eine Umfrage unter gut 18.000 Auszubildenden, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.

Viele Überstunden schrecken ab

„Es ist kein Zufall, dass gerade jene Branchen über Fachkräftemangel klagen, in denen es große Probleme mit der Ausbildungsqualität gibt“, sagte Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär beim DGB. So müssen zum Beispiel junge Menschen, die eine Ausbildung zum Koch oder zum Hotelfachmann machen, besonders häufig Überstunden leisten. Und zwar auch diejenigen unter 18 Jahren, die eigentlich besonders geschützt werden sollten. Bei den Köchen und bei den Hotelfachleuten müssen fast 60 Prozent der Lehrlinge unter 18 Jahren über 40 Stunden die Woche arbeiten. Das sei „ein klarer Gesetzesverstoß“, heißt es beim DGB. Das Problem seien fehlende Kontrollen, sagt Haggenmiller. „In manchen Bundesländern gibt es sogar die Anweisung, dass nur noch kontrolliert werden soll, wenn es zuvor Klagen gab.“ Und selbst wenn es dann Kontrollen gäbe, würden die meist im Vorfeld angekündigt, sodass sich die Unternehmen darauf vorbereiten könnten.

Die Hälfte der Azubis braucht finanzielle Hilfe der Familie

Zu den langen Arbeitszeiten kommt häufig  eine schlechte Bezahlung. Nur die Hälfte der Lehrlinge kommt ohne eine finanzielle Unterstützung zum Beispiel aus der Familie aus. Vor allem Hotelfachleute und Friseure klagen über eine schlechte Bezahlung in der Lehre. Verschlimmert wird ihre Lebenssituation auch  dadurch, dass die Lehrlinge oft noch zusätzliche Kosten tragen müssen. So müssen Köche bereits in der Lehre ihre eigenen Messer mitbringen, was sie im Jahre 360 Euro extra kostet. Bei den Friseuren, die ihre eigenen Scheren kaufen müssen, liegt die Zusatzbelastung im Schnitt bei 247 Euro jährlich.

Jeder zweite Koch bricht die Ausbildung ab

Angesichts der Arbeitsbedingungen ist es laut DGB nicht verwunderlich, wenn die Lehrlinge  ihre Ausbildung nicht beenden. Bei den Köchen bricht sogar fast jeder zweite Auszubildende die Lehre  ab. Haggenmiller sagt, es sei unbegreiflich, dass „in manchen Berufen die Auszubildenden davon laufen und trotzdem nichts passiert“. Der DGB fordert deshalb unter anderem die Einführung „eines Qualitätsmanagements für die duale Berufsausbildung“.

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