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Wirtschaft: Schlechte KLM-Prognosen belasten die Lufthansa

Niederländische Luftfahrtgesellschaft gibt Gewinnwarnung aus – anderen Gesellschaften droht dasselbe

Brüssel (ebe/sbe/HB). Die Gewinnwarnung der niederländischen Fluggesellschaft KLM hat am Montag den gesamten europäischen Luftfahrtsektor belastet. Verkehrsaufkommen und Erträge seien im dritten Quartal geringer gewesen als erwartet, teilte die Gesellschaft mit. Weil die Unsicherheit auch im vierten Quartal anhalte, werde das operative Geschäft bei KLM wohl erneut mit einem Minus abschließen. Analysten rechnen damit, dass die viertgrößte Fluglinie Europas im Geschäftsjahr 2002/2003 (Ende März) einen Rekordverlust ausweisen wird – zumal in der Prognose die hohe Schadenersatzzahlung von 250 Millionen Euro noch nicht enthalten ist, die KLM wegen der geplatzten Fusion an die italienische Fluggesellschaft Alitalia zahlen muss.

Die Aktie reagierte auf die Gewinnwarnung mit einem Kursrutsch von über 25 Prozent. Im Sog der schlechten KLMNachrichten gaben am Montag auch die Aktien der großen europäischen Luftfahrt-Konkurrenz nach: Die Deutsche Lufthansa war zeitweise deutlicher Dax-Verlierer mit einem Minus von fast sechs Prozent, konnte sich aber zum Abend hin wieder erholen. British Airways-Aktien verloren dagegen fast 17 Prozent. Zwar begrüßen Analysten das Krisenmanagement der Lufthansa. Investoren halten sich aber vor allem wegen der steigenden Ölpreise und des drohenden Irak-Kriegs zurück, der die Luftfahrt- und Touristikbranche in die nächste Krise zu stürzen droht.

Rabobank-Analyst Eric Vos erwartet bei KLM einen Betriebsverlust zwischen 40 und 50 Millionen Euro. Um Kosten zu sparen, wird KLM den Linienbetrieb zwischen dem schottischen Aberdeen und dem norwegischen Stavanger einstellen. Weitere Routenstreichungen sowie der Verkauf von Flugzeugen würde erwogen, sagte KLM.

Schon lange auf Sparkurs

KLM hatte eine weitere Verschärfung seiner Sparbemühungen bereits vor der Gewinnwarnung angedeutet: Um in 2004 nicht zum dritten Mal in Folge in den roten Zahlen zu landen, müsse noch mehr gespart werden, teilte Vorstandschef Leo van Wijk mit. Rabobank-Analyst Vos prognostiziert wie andere KLM-Insider für dieses Jahr einen Rekordverlust von bis zu 390 Millionen Euro nach 156 Millionen Euro im Vorjahr. Hauptursache ist aber nicht das operative Geschäft, sondern die Schadenersatz-Zahlung in Höhe von 250 Millionen Euro plus Zinsen und Kosten an Alitalia. Ein Gericht hatte im Dezember geurteilt, KLM habe die Kooperation mit Alitalia im April 2000 zu Unrecht aufgekündigt. Sie sollte in der ersten grenzüberschreitenden Fusion europäischer Carrier münden.

Zwar hat KLM seine Auslastung in den ersten neun Monaten im Personen- und Cargo-Verkehr verbessern können – insgesamt um zweieinhalb Prozentpunkte auf 78,8 Prozent. „Wettbewerb und Preisdruck haben jedoch wieder zugenommen, so dass der Effekt höherer Volumen durch niedrigere Tarife aufgezehrt wurde“, sagte Vos. Da KLM die Einnahmen auf seinem kleinen Heimatmarkt kaum erhöhen kann, die Kosten jedoch weiter steigen, muss KLM sich umstellen. Das will das Unternehmen auch mit einer stärkeren Fokussierung auf den kostengünstigeren Online-Vertrieb sowie durch preiswerten Flugzeugeinkauf während flauer Zeiten für die Luftfahrtbranche.

Um langfristig überleben zu können, muss sich KLM zudem einer der großen Allianzen anschließen. Alitalia-Chef Francesco Mengozzi hat die Arme längst ausgebreitet: „Wir sind bereit, um KLM im Skyteam willkommen zu heißen.“ Das Allianz Skyteam um Air France und Alitalia gilt als klarer Favorit vor der anderen großen Allianz Oneworld. Die beiden US-Partner von KLM, Northwest und Continental Airlines, werden in den USA die Bande mit dem Skyteam-Partner Delta Air Lines bald enger schnüren. „Deshalb wird das Skyteam zum natürlichen Dach für KLM“, sagte Analyst Dieter Metting von BNP Paribas. Am 23. Januar will KLM die Ergebnisse für das letzte Quartal veröffentlichen.

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