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Warnung vor Schieflagen. Die Ratingagentur Fitch begründet ihre Herabstufung von insgesamt acht Großbanken mit der Schuldenkrise und höheren Kapitalanforderungen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Schlechte Noten

Fitch stuft die Landesbank Berlin und andere Geldhäuser herab – die Betroffenen geben sich gelassen

Berlin/Frankfurt am Main - Die Landesbank Berlin (LBB) hat es bereits am Donnerstag erwischt, ebenso die Schweizer Großbank UBS und zuvor die beiden britischen Banken Lloyds und Royal Bank of Scotland. Ihre Ratings und damit ihre Bonität wurden von der Ratingagentur Fitch um jeweils eine Stufe nach unten gesetzt. Anderen großen europäischen und US-Instituten – unter anderem auch der Deutschen Bank – steht dies möglicherweise noch bevor. Fitch nimmt auch sie vor allem wegen der Staatsschuldenkrise und des anhaltend schwierigen Umfeldes unter verschärfte Beobachtung und bewertet den Ausblick negativ.

Die Reaktionen fielen hingegen demonstrativ zurückhaltend aus. Die Deutsche Bank kommentierte die Warnung von Fitch gar nicht. Bei der LBB hieß es, man sehe das Downgrade „sehr gelassen“. „Es ist lediglich eine Anpassung an das sehr gute A+-Rating der Sparkassen-Finanzgruppe“, sagte Sprecher Frank Weidner dem Tagesspiegel, „das ist sachlich völlig in Ordnung.“ Die Sparkassenorganisation hatte die LBB 2007 übernommen. Zum Timing der Herabstufung wollte sich die Landesbank, die über eine solide Kapitalausstattung verfügt, nicht äußern. Dem Vernehmen nach ist man am Alexanderplatz aber durchaus verärgert, jetzt in die Nähe von gefährdeten Instituten gerückt zu werden, deren Kunden um ihre Einlagen bangen müssen. „Unterschätzen Sie die Kunden nicht. Sie wissen, dass ihr Geld bei der LBB sicher ist“, sagte Frank Weidner.

Im Fall der Deutschen Bank halten Beobachter die Entscheidung von Fitch für überzogen. Die Bank habe ihr Engagement in den Krisenländern deutlich zurückgefahren, zudem erwartet sie 2011 einen hohen einstelligen Milliardengewinn. „Die Deutsche Bank hat die Krise seit 2008 deutlich besser bewältigt als andere Institute. Sie ist immer ohne Staatshilfe ausgekommen“, sagte Dieter Hein, Bankenanalyst bei Fairesearch in Frankfurt. Auch Reinhard Schmidt, Bankprofessor am House of Finance der Frankfurter Universität, hält die Ankündigung von Fitch für übertrieben. Er sieht keinen Grund, das Investmentbanking der Deutschen Bank jetzt infrage zu stellen. Das Zerlegen dieser Sparte habe keinen Sinn. Sowohl das Investmentbanking als auch das klassische Privatkunden- und Kreditgeschäft seien mit Risiken verbunden. Gegenseitig federten sie auch Risiken ab.

Fitch hatte den Ausblick für acht Großbanken von „stabil“ auf „negativ“ heruntergesetzt. Dies ist in vielen Fällen ein Hinweis darauf, dass das imageträchtige Rating um eine Stufe gesenkt wird. Ein solcher Schritt verteuert für die Banken die Refinanzierung. Betroffen sind neben der Deutschen Bank, die britische Barclays, die französischen BNP Paribas und Société Générale, die Credit Suisse, die Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs. Bereits am Donnerstag war die Bonität der Landesbank Berlin von AA- auf A+ gesenkt worden.

Fitch, neben Standard & Poor’s und Moody’s die drittgrößte Ratingagentur, begründete ihren Schritt mit der Schuldenkrise und verschärften Kapitalanforderungen. Auch die gedämpften Konjunkturaussichten spielten eine Rolle. Derzeit stuft Moody’s die Deutsche Bank mit „Aa3“ ein, S & P mit „A+“ und Fitch mit „AA-“. Das ist jeweils die Einstufung in der zweitbesten Kategorie verbunden mit dem Urteil „Hohe Zahlungswahrscheinlichkeit“.

Vorstandschef Josef Ackermann hatte am Donnerstag erklärt, der Bankensektor stehe deutlich robuster da als in der Krise 2008. Nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg könnte aber auch der Deutschen Bank bei einer Verschärfung der Krise Kapital fehlen – bis zu 15 Milliarden Euro.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erklärte am Freitagabend, notfalls sei auch eine zwangsweise Kapitalzufuhr für schwache europäische Banken vertretbar.

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