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Wirtschaft: Schlechte Stimmung in der Wirtschaft

München (Tsp). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend deutlich verschlechtert.

München (Tsp). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend deutlich verschlechtert. Dabei ist die Skepsis unter westdeutschen Managern offenkundig größer als unter ostdeutschen Unternehmern. Der stark beachtete Geschäftsklima-Index des Ifo-Institutes sank in den alten Bundesländern von 91,3 Punkten im Vormonat auf 89,9 Punkte. Auch im Osten ging der Wert von 99,9 auf 99,6 Punkte leicht zurück. Der Index war bereits im Juni gesunken. Für Juli hatten die Fachleute mit einer Stagnation oder allenfalls mit einer leichten Verschlechterung des Geschäftsklimas gerechnet. Das Ifo-Institut ermittelt den Geschäftsklima-Index einmal monatlich und befragt dazu 7000 Unternehmer in Deutschland.

Nach Einschätzung von Ifo-Konjunkturfachmann Gernot Nerb ist unklar, ob es sich bei den Resultaten für Juli nur um einen leichten Dämpfer oder eine Unterbrechung der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung handele. Doch dürfte sich der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland infolge des neuerlichen Rückgangs sehr wahrscheinlich verlangsamen. Gehe der Index auch im August, und damit zum dritten Mal in Folge zurück, könnte sich die wirtschaftliche Erholung um ein bis zwei Quartale verzögern, sagte Nerb am Donnerstag dem Tagesspiegel. Bisher rechnet das Ifo-Institut für 2002 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für Deutschland. Für das kommende Jahr veranschlagen die Münchener das Wachstum mit 2,3 Prozent. 

Ministerium hofft auf Welthandel

Trotz der bisher nur mäßigen Signale für einen baldigen und kräftigen Wirtschaftsaufschwung rechnet das Bundesfinanzministerium unverändert mit einem Wachstum von 0,75 Prozent im laufenden Jahr. Wie das Ministerium in seinem am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturbericht mitteilte, werde die Wirtschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres mit einer Jahresrate von zwischen 2,5 Prozent und drei Prozent wachsen. Im nächsten Jahr werde sich der Aufschwung fortsetzen und noch an Breite gewinnen, heißt es in dem Bericht weiter. Für die positiven Erwartungen sprächen „die sich bereits abzeichnende Belebung der Weltwirtschaft und des Welthandels, die nach wie vor niedrigen Zinsen, die moderate Lohnentwicklung sowie stabile Preise.

Ifo-Fachmann Gernot Nerb verwies darauf, dass insbesondere die für die weitere konjunkturelle Entwicklung wichtige Industrie pessimistisch in die Zukunft blicke , während sich der angeschlagene Handel langsam erhole und auch die Bauwirtschaft nicht wesentlich weiter zurückgegangen sei. „Die Industrie ist aber der Motor der Konjunktur,“, sagte Nerb. Nach wie vor hielten sich die Unternehmen mit eigentlich überfälligen Investitionen zurück, und auch der Konsum sei noch nicht richtig in Schwung gekommen. „Damit bringen die beiden eigentlichen Triebkräfte der Konjunktur noch nicht das, was man von ihnen erwartet“, erläuterte Nerb.

Nach Einschätzung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung  (ZEW) trägt nicht zuletzt die Börsenflaute zur Beeinträchtigung des Konsums bei. So werde auch die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate beeinträchtigt. Wie aus einer am Donnerstag vorgelegten Untersuchung des ZEW hervorgeht, schwächen sich die realen Einzelhandelsumsätze um 0,5 Prozent ab, wenn sich das Aktienvermögen in Deutschland um zehn Prozent reduziert. Vollständig sichtbar werde diese Beeinträchtigung aber erst nach zwei Jahren. Gemessen am Rückgang des Deutschen Aktienindex (DAX) um 55 Prozent seit Anfang 2000 könnten sich also die realen Einzelhandelsumsätze um insgesamt etwa 2,8 Prozent verringern, heißt es in der Studie. In den angelsächsischen Ländern seien die Wechselwirkungen typischerweise noch ausgeprägter als hier zu Lande.

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