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Wirtschaft: Schlechtes Wetter für die Bau-Tarifverhandlungen

BERLIN .Drohungen gehören zum Geschäft der Tarifpartner.

BERLIN .Drohungen gehören zum Geschäft der Tarifpartner.So ist es eigentlich nicht überraschend, daß der Vorsitzende der IG-Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Klaus Wiesehügel, kurz vor Beginn der heute in Berlin beginnenden, vierten Runde der Tarifverhandlungen kräftig auf den Putz haute: Die Arbeitgeber, so Wiesehügel, sollten "den Bogen nicht überspannen", an der Basis sei die Stimmung inzwischen deutlich in Richtung "Kampfmaßnahmen" geschwenkt.Doch Grund zur Beunruhigung gibt es durchaus.In den wesentlichen Streitpunkten liegen die Positionen noch weit auseinander.

Das Pikante daran: Hauptgrund für das schon Wochen anhaltende Gezerre zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft ist der Streit um das Schlechtwettergeld - ein Thema, das gar nicht auf dem Verhandlungstisch liegt.Der Versuch von Bundesarbeitsminister Walter Riester, in Gesprächen mit beiden beteiligten Parteien eine einvernehmliche Lösung für eine Neuregelung zu finden, war Ende März endgültig gescheitert.Nun droht eine gesetzliche Regelung, wie sie die Gewerkschaft angestrebt hatte: Statt dem Ende 1997 gestarteten, flexiblen Modell, bei dem die Arbeitnehmer die ersten 50 Ausfallstunden im Winter durch Mehrarbeit im Sommer ausgleichen, könnte es nun zu einem Ausfallgeld von der ersten Stunde an kommen, für das die Arbeitgeber Vorsorge treffen müssen.Das würde die Lohnkosten um sechs Prozent erhöhen, rechnet der Bauindustrieverband vor, weil neben der erhöhten Zwangsumlage für das Wintergeld die Kostenvorteile der Flexibilisierung wegfielen.

Vorsorglich haben die Arbeitgeber deshalb Anfang April, unmittelbar vor Beginn der dritten Tarifrunde, das 13.Monatsgehalt gekündigt.Die Gewerkschaften sprechen von einem "Affront".Man werde sich nicht "durch die Hintertür" in eine Diskussion über das Schlechtwettergeld zwingen lassen, so IG-Bau-Sprecher Michael Knoche.

Statt dessen macht die Gewerkschaft die Rechnung nun von der anderen Seite auf: Die Kündigung des 13.Monatsgehaltes bedeute für die Beschäftigten eine Lohnkürzung von rund sechs Prozent, sagt Knoche.Sollten die Arbeitgeber an der Kündigung festhalten, müsse dies durch eine Lohnerhöhung kompensiert werden.Der Streit hat sich hochgeschaukelt.Denn angetreten war die IG Bau ohne konkrete Lohnforderung.Vordringlicher erschien ihr die Einführung einer tariflichen Zusatzrente für Bauarbeiter, die oft von Altersarmut betroffen sind, und die Neuregelung der Mindestlöhne.Beim Thema Zusatzrente zeichnet sich nun eine Grundsatzeinigung ab.Bei den Mindestlöhnen aber gibt es Streit.Sie liegen derzeit bei 15,14 DM im Osten und 16 DM im Westen.Die IG Bau fordert nicht nur eine Erhöhung, sondern auch Mindestlöhne für mehrere Lohngruppen.Treffen würde dies jene Betriebe, vor allem im Osten, die ohnedies nur noch den Mindestlohn zahlen.Eine Erhöhung, so ist bei den Arbeitgebern zu hören, sei "vorstellbar".Mindestlöhne für mehrere Lohngruppen aber lehnen sie weiterhin ab.Dies sei "nicht kontrollierbar".

Für Diskussionsstoff ist also noch gesorgt.Wohlweislich wurde die Gesprächsrunde in Berlindenn auch auf zwei Tage terminiert.

MARGARITA CHIARI

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