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„Es ist nichts mehr da“, sagte Meike Schlecker Ende Januar 2012 über das private Vermögen der Familie. Die Tochter von Anton Schlecker äußerte sich auf einer Pressekonferenz am Stammsitz in Ehingen – die erste Pressekonferenz von Schlecker seit 1990.

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Update

Schlecker Insolvenz: Es ist doch noch was da

Die Familie Schlecker hat sich mit dem Insolvenzverwalter geeinigt und zahlt mehr als zehn Millionen Euro an die Gläubiger der früheren Drogeriemarktkette.

Die Aussage überraschte viele Beobachter. „Es ist nichts mehr da“, hatte Meike Schlecker im Januar vergangenen Jahres über das private Vermögen ihrer Familie gesagt. Das war überraschend, weil das Privatvermögen ihres Vaters Anton Schlecker vor der Pleite seiner Drogeriemarktkette auf nahezu zwei Milliarden Euro geschätzt wurde. Und die Aussage stimmte offenbar auch nicht. Denn nun zahlt die Familie 10,1 Millionen Euro zurück, die in die Insolvenzmasse fließen. Das teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Dienstag mit. Weil die Familie damit seine Anfechtungen anerkenne, komme es nicht zu einem kostspieligen Gerichtsverfahren.
Anton Schlecker hatte die einstige Drogeriemarktkette als eingetragener Kaufmann geführt, deshalb haftet er mit seinem gesamten Privatvermögen. Bei einer Insolvenz hat ein Insolvenzverwalter regelmäßig zu prüfen, welche Vermögensteile in den zehn Jahren zuvor übertragen wurden und welche Geschäftsvorfälle es im In- und Ausland gegeben hat. Besonders streng werden dabei die letzten vier Jahre geprüft.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt noch.

Herausgekommen ist in diesem Fall, dass die Familie Schlecker jetzt 10,1 Millionen Euro zurückzahlt. Das ist der Marktwert der Immobilien und teuren Geschenke sowie nicht zuletzt das viele Bargeld, das Anton Schlecker vor der Pleite an seine Frau Christa und seine Kinder Lars und Meike übertragen haben soll. Dazu gehören unter anderem das luxuriöse Anwesen in Ehingen bei Ulm, das allein auf zwei Millionen Euro geschätzt wird. Und ein Logistikzentrum im österreichischen Pöchlarn, das Anton Schlecker sechs Tage vor der Insolvenzanmeldung Ende Januar 2012 für 2,5 Millionen Euro an seine Kinder verkaufte. Wie viel Vermögen wirklich übrig ist, bleibt jedoch ein Geheimnis der Familie. Denn die Summe, auf die man sich jetzt einigte, ist nur ein Kompromiss.
Der wird die Gläubiger nicht glücklich machen: Sie hatten Forderungen von insgesamt 1,075 Milliarden Euro angemeldet. Und von den einst 25 000 Beschäftigten in Deutschland sucht knapp die Hälfte immer noch einen Job. Immerhin konnte Insolvenzverwalter Geiwitz jetzt die ersten zwei Regionallager der Kette verkaufen. Für zwölf weitere Logistikimmobilien in Deutschland sowie für die Konzernzentrale und das Schlecker Logistikzentrum in Ehingen sucht er noch Käufer.

Keine Auswirkungen hat der Kompromiss übrigens auf das Ermittlungsverfahren, das derzeit noch bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart läuft. Sie ermittelt gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte wegen des Verdachts des Bankrotts, der Untreue und der Insolvenzverschleppung. (mit dpa)

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