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Wirtschaft: Schlecker übernimmt Ihr Platz

Investmentbank Goldman Sachs beendet Engagement in der Drogeriebranche / Die Traditionsmarke soll erhalten bleiben

Düsseldorf - Die Konsolidierung in der deutschen Drogeriemarktbranche geht weiter. Nach Idea und kd verliert nun auch das Traditionsunternehmen Ihr Platz seine Eigenständigkeit. Wie der Filialist am Donnerstag in Osnabrück mitteilte, wird zum Jahreswechsel Schlecker das Ruder übernehmen – falls das Kartellamt zustimmt. In Berlin firmiert Ihr Platz unter drospa. Verkäufer sind die US-Investmentbank Goldman Sachs sowie die US-Investmentgesellschaft Fortress, die erst vor einem Jahr mit rund 25 Prozent bei Ihr Platz eingestiegen war.

Die ehemaligen Seifenfabrikanten Frömbing hatten die Drogeriekette 1895 gegründet, in den 1990er Jahren aber heruntergewirtschaftet. Dabei galt Ihr Platz wenige Jahre zuvor noch als Marktführer. Unternehmerische Pannen – wegen eines Softwarefehlers verkaufte die Kette ihre Produkte ein Jahr lang unter Einstandspreisen – und fehlendes Investitionskapital führten dazu, dass Wettbewerber an den Osnabrückern vorbeizogen. So unterhält Schlecker heute rund 10 800, Konkurrent Rossmann 1284 und die Drogeriekette dm 908 Filialen. Ihr Platz hat gerade einmal 700 Filialen.

Seit 2000 schreiben die Osnabrücker rote Zahlen. 2003 übernahmen die Banken über zwei Rechtsanwälte die Führung der Firma, bis zwei Jahre später das Osnabrücker Amtsgericht eine Insolvenz in Eigenverwaltung anordnete. Zwar bewahrte Goldman Sachs die Kette vor dem endgültigen Aus, die Sanierung aber lief schleppender als erwartet. Die Zahlen blieben rot.

Auch 2007 werde es wohl noch keinen Gewinn geben, hatte die neue, seit Mitte 2006 amtierende Geschäftsführung um die Handelsexperten Michael Wilmes, Thomas Helmreich und Thomas Mussler angedeutet. Als Erfolg der Sanierung bewerten sie, dass man erstmals seit Jahren wohl den Umsatz stabil halten werde – bei 695 Millionen Euro. Indes: Vor sieben Jahren waren noch 1,2 Milliarden Euro durch die Kassen des Drogeriefilialisten geflossen.

Schlecker übernimmt mit dem defizitären Unternehmen zahlreiche ungünstige Mietverträge und Verpflichtungen für 7000 Mitarbeiter. Der Zukauf bedeutet für den Marktführer aus dem schwäbischen Ehingen nun erstmals wieder signifikantes Wachstum in Deutschland, nachdem man zuletzt gegenüber dm, Rossmann und Müller massiv Marktanteile verloren hat.

„Ihr Platz und Schlecker unterscheiden sich in ihren Formaten und Sortimenten“, mahnt KPMG-Handelsexperte Johannes Siemes, „ebenso wie in ihrer Unternehmenskultur.“ Die Erfolgsstory schreibe sich daher nicht von allein. James Bacos von der Beratungsfirma Mercer/Oliver Wyman begrüßt dagegen, dass Schlecker die Marke „Ihr Platz“ erhalten will. Das neue Konzept der Osnabrücker, das bereits in einigen Pilotläden zu sehen ist, habe sich bewährt. „Die Läden erneut umzurüsten, macht keinen Sinn“, urteilt der Drogerieexperte. Schlecker selbst erklärte: „Beide Unternehmen werden durch das Zusammengehen von Synergieeffekten und vom Erfahrungsaustausch profitieren.“ Die Ihr-Platz-Geschäftsführung werde im Amt bleiben, die Frage nach Stellenabbau blieb unbeantwortet. Christoph Schlautmann/HB

Christoph Schlautmann, HB

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