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Wirtschaft: Schlüsseltechnologie Internet: Beste Chance haben Frühstarter - Analysten sehen Parallelen zur Entwicklung der US-Automobil-Branche in den 20er Jahren

Das Internet ist die Autoindustrie des 21. Jahrhunderts.

Das Internet ist die Autoindustrie des 21. Jahrhunderts. In den 20er Jahren gab es in Nordamerika hunderte kleiner Autohersteller. Die Nachfrage nach den neuen Transportmitteln stieg - und die Zahl der Hersteller nahm ebenso kontinuierlich ab. Heute kann man ihre Zahl an einer Hand abzählen. Genau das widerfährt jetzt einem Teil der Internetbranche, meinen Analysten. "Die Industrie spaltet sich in Gewinner und Verlierer", beschreibt StarAnalystin Mary Meeker von Morgan Stanley Dean Witter die Situation, in der sich zurzeit vor allem solche Firmen befinden, die ihre Waren direkt an den einzelnen Kunden verkaufen. Diese so genannten Business-to-Consumer (B2C-)Unternehmen haben seit Jahresbeginn teilweise mehr als zwei Drittel ihres Börsenwertes verloren, erste Konkurse schockten die Anleger. "Man darf das nicht generalisieren - genauso wenig wie einen Boom", warnt Christian Raute, Analyst bei der Commerzbank in New York. "Zweifellos hat eine Korrektur stattgefunden, und der größte Teil der Internet-Aktien ist jetzt so bewertet, wie es der Realität entspricht."

Das Interesse der Investoren hat sich verschoben: Rosige Versprechungen für die ferne Zukunft und der Hinweis auf hohe Anfangsinvestitionen, um Kunden zu gewinnen, ziehen nicht mehr. Unternehmen, die kaum Aussicht auf Gewinne in den kommenden ein bis zwei Jahren haben, werden verschmäht. Da helfen auch Wachstumsraten von mehr als 50 Prozent nicht. "Wer nicht kurzfristig Resultate zeigt, wird es schwer haben", sagt Raute voraus. Hinzu kommt: Traditionelle Einzelhändler mit eingeführten Markennamen lernen, das Internet als Verkaufsweg zu beherrschen. Die USBuchkette Barnes and Noble etwa macht mit ihrer Verbindung aus Hunderten realen und einem virtuellen Buchladen dem InternetPionier Amazon.com inzwischen ernsthafte Konkurrenz. David Dwyer, Analyst bei Salomon Smith Barney, sieht auf längere Sicht die traditionellen Anbieter sogar vorn.

Henry Blodget, Merrill Lynch-Analyst, empfiehlt inzwischen nur noch drei Internet-Werte: Amazon, AOL und Ebay, die Branchenführer. "Die Kurse der Unternehmen der zweiten Reihe haben ihre Höhepunkte hinter sich - auf Jahre, oder für immer." Er findet, dass zwei Drittel der Internet-Firmen, die heute an die Börse drängen, in fünf Jahren nicht mehr existieren, übernommen oder bankrott gegangen sind.

Auch andere Marktbeobachter setzen auf die Internet-Pioiniere. Solche Frühstarter haben oft die beste Ausgangsposition im harten Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden. Selbst bei Unternehmen, die gut verdienen, fressen die Kosten für alles, was den Käufer anlockt - etwa Werbung, Geschenke, freie Warenlieferung und Zugaben - die schmalen Gewinne auf. Im Schnitt 300 Dollar gibt ein B2C-Unternehmen dafür aus; 1999 waren es rund 5,5 Milliarden Dollar, fast zehn Mal soviel wie nur ein Jahr zuvor.

Paul Merenbloom, Analyst bei Prudential Securities, empfiehlt vor allem solche Unternehmen, die hauptsächlich Abonnenten haben, etwa den Virenspezialisten McAfee. Solche relativ verlässlichen Zahlen helfen bei der Schätzung von Umsätzen für das kommende Quartal, begründet er.

su

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