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Schluss mit Sparen: Kinder, Klunker, Kunst

Die Zypern-Krise hat das Vertrauen der Anleger erschüttert. Die Deutschen haben Angst um das Ersparte. Wohin mit dem Geld? Ein paar Vorschläge.

Es ist vertrackt. Mehr als jeder zweite Deutsche glaubt nicht mehr an das Versprechen der Bundeskanzlerin, die Spareinlagen in Deutschland seien sicher. Zwei Drittel machen sich sogar regelrecht Sorgen um ihre Ersparnisse, hat das Forsa-Institut für den „Stern“ ermittelt. Der Zypern-Schock ist schuld, also die politischen Gedankenspiele, Guthaben unter 100 000 Euro mit einer Sonderabgabe zu belasten. Auch die Deutsche Bank beklagt bereits einen „Vertrauensverlust in die Sicherheit von Einlagen“. Wenn aber selbst Staatsanleihen und Sparkonten nicht mehr sicher sein sollten, lohnt ein neuer Blick aufs eigene Vermögen, egal ob klein oder groß. Angst ist ein schlechter Ratgeber, heißt es zwar. Aber was bleibt auf längere Sicht vom Einkommen übrig, wenn die Inflation über der Verzinsung auf dem Konto liegt – und was kann man dagegen tun?

AUSGEBEN GEHT IMMER

Endlich unbeschwert konsumieren, davon träumen viele. Und all die schönen Kreditangebote der Banken und Sparkassen suggerieren, man könne sich auf Pump sorglos die schönsten Wünsche erfüllen. Wer an eine dramatisch steigende Inflation glaubt, mag sogar bewusst darauf setzen, dass die Raten später nicht mehr wehtun. Aber das setzt voraus, dass das eigene Einkommen mit der Inflation Schritt hält – ob das klappt? Dennoch: Wer ohnehin absehbare größere Ausgaben jetzt vorzieht, fährt vermutlich richtig. Bei einem Neuwagen schreckt häufig der Wertverlust, aber ein junger Gebrauchter einer als solide geltenden Marke in einer gängigen Farbe und Ausstattung, notfalls finanziert über einen günstigen Bankkredit: Da lässt sich nicht so viel falsch machen. Auch Schmuck oder eine wertvolle Armbanduhr können Sinn machen, aber eben nur, wenn es Gegenstände sind, die man auch schön findet und brauchen kann. Sein Geld für Dinge auszugeben, die einem gefallen und die einen stabilen Wert haben – besser geht es kaum. mod

REISEN LOHNT SICH

Auch Reisen lässt sich als eine Investition sehen. Zwar ist das Geld nach der Rückkehr nach Hause futsch. Aber die Erinnerungen sind es nicht, jedenfalls nicht so bald. Und vor allem kann einem niemand die gesammelten Eindrücke wegnehmen. Eine Familie mit Kindern mag gerade jetzt überlegen, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, zum Beispiel die lang erträumte Reise durch Asien anzugehen. Selbst wenn man für die Entwicklung der Wirtschaft kein Katastrophenszenario unterstellt, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass der Wohlstand der Deutschen in den nächsten Jahren im besten Fall stagniert und dass für künftige Generationen viele Chancen im Ausland liegen. Also könnten es Eltern als ihre Pflicht begreifen, ihren Kinder die Welt zu zeigen, statt einen Bausparvertrag für sie abzuschließen. Mehr Spaß macht es allemal. mod

ALLES FÜRS KIND

Doch um mit Kindern die Welt zu bereisen, muss man erst einmal welche in die Welt setzen. Ist das geschafft, hat man meist weniger Probleme, Geld anzulegen, sondern eher damit, Geld fürs Kind aufzutreiben. Doch vielleicht ist ja das Kind selbst die beste Anlage? Auf den ersten Blick sieht das nicht so aus. Rund 120 000 Euro kostet der Nachwuchs bis zum 18. Lebensjahr, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Geht das Kind anschließend zur Uni, treibt das die Kosten weiter in die Höhe. Rund 50 000 Euro kostet ein zehnsemestriges Studium, hat das Deutsche Studentenwerk errechnet. Klar, man muss nicht alle Kosten selber tragen. Der Staat hilft mit Kindergeld, Riester-Zuschlägen, Steuerfreibeträgen, außerdem bringen Kinder Rentenpunkte. Doch unterm Strich lohnt sich das Kind finanziell nicht. Ja und? Wenn die Kleinen zum ersten Mal lächeln, als Erstklässler mit ihrer Schultüte vorm Schuleingang posieren, den ersten Freund oder Freundin mit nach Hause bringen und die Eltern dann eines Tages den Enkel in den Armen halten, weiß man: Besser kann man Zeit und Geld nicht investieren! hej

TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN

Keine Familie ohne Nest. Die eigenen vier Wände sind bei vielen fester Bestandteil der Familienplanung. Doch auch Singles entdecken zunehmend die eigenen vier Wände. Die Angst vor der Finanzkrise und die niedrigen Zinsen machen das Betongold so attraktiv wie nie. Wenn da nicht die hohen Preise wären. Um 73 Prozent sind die Immobilienpreise in Berlin seit 2007 gestiegen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ausgerechnet, und nach Meinung der Experten geht es weiter bergauf. An der Spree müssen Käufer in begehrten Lagen das 25fache der Jahresmiete für die Objekte bezahlen, „bei dieser Grenze sollte Schluss sein“, meint Jörg Sahr, Immobilienexperte der Stiftung Warentest. Wer jetzt noch kaufen will, sollte zwei Grundwahrheiten beherzigen: „Kaufen Sie nicht ohne Eigenkapital“, warnt Sahr, 20 Prozent sollte man schon mitbringen, sonst könnte der Hauskauf zum Hasadeursakt werden. Und: Achten Sie auf die Lage. Wer da kauft, wo keiner hinwill, hat auf Sand gebaut. hej

GELD AN DER WAND

Über viele Jahrhunderte haben reiche Leute selbstverständlich einen Teil ihres Geldes in Kunst angelegt. Kunst hat den Vorteil, dass man sie unmittelbar genießen, mit ihr leben kann. Der Blick auf das Bild, die Skulptur oder das schöne Möbelstück ist quasi die emotionale Rendite. Kunst hat einen Wert jenseits des Geldes. Dennoch kann man mit ihr viel Geld verdienen, wenn man das richtige Gespür hat: Trends erkennen, günstig einkaufen und teuer verkaufen, das ist auch auf dem Kunstmarkt das Rezept für Erfolg. Und auch in Zeiten der Finanzkrise wurden Höchstpreise für Kunstwerke erzielt. Allerdings gilt das immer nur für erstklassige Ware. Weil immer mehr Werke über Auktionshäuser verkauft werden, ist der Markt inzwischen viel transparenter geworden. Doch den wahren Preis eines Kunstwerkes findet man eben erst heraus, wenn man einen Käufer findet. Für Einsteiger ist es also wichtig, sich gut beraten zu lassen. Als Einstiegsobjekte werden oft Fotografien empfohlen. Bernd Schultz, Geschäftsführender Gesellschafter der Villa Griesebach, rät jedoch: „Wer die Kunst nicht liebt, sollte die Finger davon lassen.“ Übrigens: Bald stehen die Frühjahrsauktionen an. vis

GOLDFIEBER

Ähnlich wie ein Bild kann auch der Anblick von Gold beruhigen. Um zu prüfen, ob es wirklich noch da ist, reicht der Blick in den Safe. Beliebt sind die Barren und Münzen aus dem glänzenden Edelmetall bei all denjenigen Anlegern, die Angst vor Inflation haben. Denn das Gold wirft zwar keine Zinsen ab, dafür verliert es anders als Papiergeld nicht so schnell an Wert. Wer sein Vermögen vergolden will, hat die Wahl zwischen Münzen und Barren. Münzstücke eigenen sich für Anleger, die kleinere Beträge in Gold investieren wollen. Und sie sehen noch dazu schön aus. Den Krügerrand ziert etwa das südafrikanische Nationaltier, der Springbock. Den Wiener Philharmoniker schmücken Horn, Fagott, Harfe, vier Geigen und ein Cello. Wer es schlichter mag, wählt die kanadische Münze mit dem Ahornblatt. Und wer sich gar nicht entscheiden kann, zieht sich einfach einen Mini-Goldbarren wie Kaugummi oder Zigaretten am „Gold-to-go“-Automaten in den Galeries Lafayette. Bei allem Goldfieber, das jetzt erwachen könnte: Experten raten maximal fünf bis zehn Prozent des Vermögens in das glänzende Edelmetall zu investieren. Schließlich hat es immer nur den Preis, den wir Menschen ihm beimessen. Der lag am Mittwochnachmittag bei 1598 Dollar die Feinunze und damit deutlich unter seinem Höchststand vom vergangenen Sommer. Die Analysten der DZ Bank prognostizieren allerdings, dass der Preis bis Jahresende wieder auf 1860 Dollar steigen könnte. cne

PLANSPIEL BÖRSE
Aktien kann und sollte jeder haben, ob jung oder alt, Frau oder Mann, ob kein, ein kleines oder ein großes Vermögen. Denn langfristig hat bisher keine Anlageform im Schnitt höhere Renditen abgeworfen. Eine Garantie, dass das immer so bleibt, gibt es jedoch nicht. Stellschraube für den Aktienanteil am eigenen Vermögen ist die Risikoneigung. Ängstliche Naturen fahren besser mit zehn bis 20 Prozent Aktienanteil, Risikobewusstere können auch über 50 Prozent ihres Geldes in Aktien stecken. Beide müssen in größeren Zeitspannen denken, dürfen nicht erwarten, dass sich das angelegte Geld binnen zwölf Monaten verlässlich vermehrt. Denn nur auf Sicht von fünf, besser zehn Jahren glätten sich die Ausschläge wieder, die kurzfristig hohe Verluste (aber auch hohe Gewinne) bescheren können. Wer nicht täglich am Ball bleiben möchte, nimmt besser die Expertise eines Profis in Anspruch und kauft Fonds, die das Geld der Anleger auf hunderte Unternehmen splitten. Alternativ bieten sich so genannte Exchange Traded Funds an, mit denen Anleger zu sehr geringen Kosten in einen eher fixen Korb verschiedener Aktien, also einen Index, investieren – zum Beispiel in den deutschen Dax, den europäischen EuroStoxx oder den amerikanischen S&P 500. Das geht auch mit ganz kleinem Geld: Sparpläne für Aktien und Fonds gibt es ab 25 Euro monatlich. Zwei Bonbons erhält der Aktienanleger dazu: Zum einen sind Aktien Sachwerte und bieten damit einen Inflationsschutz. Zum anderen gibt’s vielfach eine Zusatzrendite, die Gewinnbeteiligung oder Dividende. moc

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