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Wirtschaft: Schlussverkauf auf Kassenkosten

Von Heike Jahberg So hatte sich das die Gesundheitsministerin wohl nicht gedacht. Statt die fraktionsübergreifende Rettungsaktion der Politik zugunsten der Not leidenden Krankenkassen zu unterstützen, sind die Kunden auf Schnäppchenjagd gegangen.

Von Heike Jahberg

So hatte sich das die Gesundheitsministerin wohl nicht gedacht. Statt die fraktionsübergreifende Rettungsaktion der Politik zugunsten der Not leidenden Krankenkassen zu unterstützen, sind die Kunden auf Schnäppchenjagd gegangen. Weil die Kassen seit Jahresanfang nur noch verschreibungspflichtige Medikamente ersetzen, haben ihre Mitglieder im Dezember noch einmal groß eingekauft und sich mit rezeptfreien Arzneimitteln auf Kassenkosten eingedeckt. Brillenträger haben sich neue Gläser besorgt, selbst Sterilisationen und künstliche Befruchtungen haben kurz vor Jahreswechsel einen Boom erlebt. Wer sowieso zum Arzt gehen wollte, hat das im alten Jahr erledigt, um die Praxisgebühr zu sparen. Und wer jetzt neue Medikamente braucht, sucht nach Tricks und Auswegen, wie er die Kasse doch noch zur Kasse bitten kann.

Ist das verwerflich? Haben die Bürger denn nicht begriffen, dass die Gesundheitsreform wichtig ist, damit die Lohnkosten sinken und neue Arbeitsplätze entstehen? Sind wir unverbesserliche Egoisten, die nicht bereit sind, Opfer zu bringen, um die Wirtschaft zu retten? Oder liegt es nicht vielleicht eher daran, dass die Verbraucher auf Gedeih und Verderb einem System ausgeliefert sind, dem sie nicht entkommen können? An dem ständig herumgedoktert wird, ohne dass das Gesundheitswesen wirklich gesundet. So lange nur an den Symptomen herumkuriert wird, kann man den Versicherten nicht vorwerfen, dass sie versuchen, die Grenzen des Systems zu ihren Gunsten zu testen. Wer weiß schon, was morgen wieder auf uns zukommt?

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