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Wirtschaft: Schlussverkauf, jetzt

Berlin (fw/msh). Die deutschen Verbraucher halten sich bei Einkäufen weiter zurück.

Berlin (fw/msh). Die deutschen Verbraucher halten sich bei Einkäufen weiter zurück. Nach Angaben des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) sank der Umsatz im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres fehlten den Händlern schon fünf Milliarden Euro Umsatz, sagte HDE-Präsident Hermann Franzen am Montag in Berlin. Große Einzelhändler wie Kaufhof oder Karstadt reagieren fünf Wochen vor Beginn des Sommerschlussverkaufs mit massiven Preissenkungen auf die Flaute. Kaufhof hat am Montag von der Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerb eine einstweilige Verfügung gegen eine Rabattaktion erhalten.

Betroffen vom Umsatzeinbruch in den ersten fünf Monaten waren insbesondere Elektronikhändler mit einem Minus von 11,3 Prozent und Lebensmittelmärkte mit minus 7,7 Prozent. Nach einer Umfrage des HDE machten über die Hälfte der befragten Händler derzeit weniger Umsatz als im Jahr zuvor. „Ein Drittel der Einzelhändler ist akut in ihrer Existenz bedroht“, sagte Franzen. Mit einer Besserung der Lage rechnet Franzen erst in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Lohnerhöhungen der einzelnen Branchen mehr Geld in die Brieftaschen der Arbeitnehmer spülen. Trotzdem können die Umsatzeinbußen der ersten Jahreshälfte nicht mehr wett gemacht werden. Im Gesamtjahr 2002 rechnet der HDE jetzt mit einem Umsatzminus von 2,75 Prozent. Bisher hatte der Verband noch mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau gerechnet.

Wegen der Umsatzeinbrüche fangen die Einzelhändler schon fünf Wochen vor dem Start des Sommerschlussverkaufs an, sich Preisschlachten zu liefern. Seit der Abschaffung des Rabattgesetzes im vergangenen Jahr dürfen die deutschen Einzelhändler auch außerhalb des Sommer- und Winterschlussverkaufs Sonderangebote machen. Allerdings verbietet Paragraph 7 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) (siehe Lexikon Seite 16) Sonderveranstaltungen. Deswegen hat Kaufhof Galeria vom Landgericht Köln bereits eine einstweilige Verfügung erhalten: Die Einzelhandelskette habe mit ihre Rabattaktion gegen das UWG verstoßen, sagte Hans-Frieder Schönheit, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, am Montag dem Tagesspiegel. Falls sich herausstelle, dass der Kaufhof die Aktion nicht umgehend nach Empfang der einstweiligen Verfügung gestoppt habe, drohe dem Unternehmen eine Geldstrafe von bis zu 250 000 Euro, sagte Schönheit.

Der Kaufhof hatte in diversen Tageszeitungen Kupons drucken lassen, mit denen es am vergangenen Freitag und Samstag in allen Kaufhof-Galeria-Häusern 20 Prozent Rabatt auf fast alle Waren gab. Auch Karstadt-Quelle startete am Montag eine Rabattaktion: Drei Wochen lang gibt es auf diverse Artikel Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent.

Auf Grund der lahmenden Konjunktur und der Preiserhöhungen nach der Euro-Einführung halten sich die Verbraucher extrem zurück. „Unsere Lager sind noch voll“, heißt es beim KaDeWe. HDE-Präsident Franzen rechnet mit weiteren Rabattaktionen. Die flaue Urlaubszeit beginne erst jetzt. Franzen zufolge macht der Preiskampf aber keinen Sinn. „Ich glaube kaum, dass Kaufhof mit seiner Rabattaktion noch etwas verdient“, sagte Franzen. Ein Sprecher des Kaufhofs sagte, die Rabattaktion sei von den Kunden positiv aufgenommen worden. Um derartige Sonderaktionen ungehindert veranstalten zu können, fordern die Einzelhändler die Abschaffung des Paragraph 7 UWG: „Der Preis ist unser letztes Mittel, um den Verbraucher zurück zu holen“, heißt es bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels.

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