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Wirtschaft: Schlußverkauf statt Sommerrallye

BERLIN (Tsp). Die Gerüchte über eine Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag bestimmten zum Wochenschluß das Geschehen an den Börsen.

BERLIN (Tsp). Die Gerüchte über eine Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag bestimmten zum Wochenschluß das Geschehen an den Börsen. Die Aktienkurse der beiden Standardtitel legten deutlich zu - und zogen den Deutschen Aktien-Index nach oben, der einer schwächeren amerikanischen Börse trotzte. Auch am Neuen Markt war von Panik nichts mehr zu spüren. Doch einige Anteilscheine verloren kräftig, so erneut DaimlerChrysler.Die Gerüchte über eine Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag haben die Kurse der beiden Aktien am Freitag kräftig nach oben getrieben. Der Aufschwung der beiden Aktien beflügelte die gesamte Börse. Veba-Aktien verteuerten sich bis zum Börsenschluß um fast vier Prozent von 54,87 auf 57 Euro. Viag-Aktien gewannen sogar knapp zehn Prozent von 431,85 auf 474,90 Euro. Obwohl beide Konzerne konkrete Fusionspläne dementierten, bestätigten sie allgemeine Gespräche über Kooperationsmöglichkeiten im Stromgeschäft. Das verlieh den Investoren offenbar die nötige Phantasie. Ohne die Nachricht von der möglichen Megafusion hätte die Börse einen ausgesprochen traurigen Tag erleben können. Der Kursrutsch der Papiere von DaimlerChrysler, einem der Schwergewichte im Dax, setzte sich zum Wochenschluß fort. Am Donnerstag nachmittag hatte DaimlerChrysler über enttäuschende Halbjahreszahlen berichtet - die Aktie gab daraufhin um mehr als sieben Prozent nach. Am Freitag kamen noch einmal knapp vier Prozent dazu, und der Anteilschein des Autoriesen schloß mit 71,20 Euro.Insgesamt aber kam die Börse mit einem blauen Auge davon. Unter den 30 Werten im Dax standen sich 21 Gewinner und acht Verlierer gegenüber. Der Dax legte um fast ein Prozent auf 5101,87 Zähler zu, nachdem er am Donnerstag mehr als drei Prozent eingebüßt hatte. Ob sich die Erholung freilich nachhaltig fortsetzt, wurde von Analysten bezweifelt. Nach unten sei der Markt zwar gut abgesichert, nach oben fehle aber zunächst die Kraft, hieß es im Wochenbericht der Commerzbank. Die Landesbank Rheinland-Pfalz sprach von einem "Sommergewitter", die Unsicherheit der Investoren werde zunächst noch anhalten. "Die erhoffte Sommerrallye ist zu einem Sommerschlußverkauf mutiert", spottete die Berenberg-Bank. Analysten einer Frankfurter Großbank sprachen von einem überverkauften Markt. Allerdings hätten anhaltende Renditesteigerungen am Rentenmarkt, die Schwäche des Dollars und die unterm Strich enttäuschenden Halbjahresergebnisse der Unternehmen eine Erholung bisher verhindert. Dennoch sei nicht damit zu rechnen, daß die wichtige Unterstützung bei 5000 Dax-Punkten nachhaltig unterschritten werde. Im Wochenvergleich setzte der Dax seine Talfahrt fort, wenn auch im Vorwochenvergleich gebremst. Hatte das Börsenbarometer damals noch rund 310 Punkte eingebüßt, waren es in dieser Woche nur 210 Punkte.Die Wachstumswerte am Neuen Markt haben sich nach drastischen Kursstürzen am Vortag gestern wieder leicht erholt. Der marktbreite Nemax-Index gewann 0,3 Prozent auf 3256,5 Punkte; der Nemax-50 der wichtigsten Wachstumstitel stieg von knapp 4100 Zähler zum Wochenschluß auf 4122,50 Punkte. Dennoch werden im Markt neue Rückschläge nicht ausgeschlossen, zumal am Vortag von Panikverkäufen die Rede war. Zu den größten Verlierern am Neuen Markt zählten die Software- und Computeraktien Brain International, Computerlinks und Beta Systems.Darüber hinaus litten die europäischen Börsen unter der Angst vor einem Crash an der Wall Street. In New York nämlich hatten ungünstige US-Wirtschaftsdaten dem Finanzmarkt einen schweren Schlag versetzt. Die Aktienbörsen, der Rentenmarkt und der US-Dollar verbuchten aufgrund neuer Inflationsängste starke Einbußen. Der Dow-Jones-Index fiel um 180,78 Zähler auf 10 791,29 Punkte. Noch schlimmer erwischte es den Nasdaq-Sammelindex, der zumeist aus Technologiewerten besteht. Diese zuletzt besonders erfolgreichen Aktien sackten stark ab. Hauptauslöser war der Beschäftigungskosten-Index. Er zeigt, wie stark die Löhne, Gehälter und Lohnnebenkosten in den USA zugelegt haben. Der Index ist im April-Juni-Abschnitt um 1,1 Prozent gestiegen - so stark wie seit acht Jahren nicht mehr.

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