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Schmiergeld-Affäre: Was wusste die Siemens-Spitze?

Über die mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen von Siemens soll einem Pressebericht zufolge auch die Konzernspitze informiert gewesen sein. Der frühere Vorstand Thomas Ganswindt wird durch das Geständnis eines inhaftierten Siemens-Mitarbeiters schwer belastet.

München - Nach Aussage eines langjährigen Mitarbeiters, der in Untersuchungshaft sitzt, habe der frühere Vorstand Thomas Ganswindt die schwarzen Kassen und die Korruptionspraktiken des Konzerns gekannt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Der ehemalige Mitarbeiter, der bei der Staatsanwaltschaft als eine der zentralen Figuren in dem Skandal gelte, habe ein umfassendes Geständnis abgelegt und belaste Ganswindt schwer. Dieser habe über Schwarzgelder und die weltweite Korruption Bescheid gewusst. Ganswindt arbeitet dem Bericht zufolge mittlerweile nicht mehr bei Siemens, er wechselte vor wenigen Monaten an die Spitze eines anderen Unternehmens.

Der "Süddeutschen Zeitung" ließ Ganswindt am Freitagabend mitteilen, er verfolge "die laufenden Ermittlungen bei Siemens sehr aufmerksam". Sollte es erforderlich sein, werde er "selbstverständlich mit der Staatsanwaltschaft und anderen Behörden kooperieren". Zu einem laufenden Verfahren wolle er sich aber öffentlich nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft München I ließ am Freitag die Frage unbeantwortet, ob sie inzwischen auch gegen Ganswindt ermittle.

Schwarze Kassen in der Sparte Telekommunikation

Ganswindt gehörte dem Siemens-Vorstand seit Ende 2002 an und war im Oktober 2004 in den engsten Führungszirkel, den Zentralvorstand, berufen worden. Dort war er unter anderem für die Sparte Telekommunikation zuständig. In diesem Geschäftsbereich waren nach den bisherigen Ermittlungen in den vergangenen zehn Jahren schwarze Kassen in Österreich und der Schweiz angelegt und mit mehr als 200 Millionen Euro gefüllt worden.

Der inhaftierte Mitarbeiter sagte nach SZ-Informationen bei seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft aus, er sei Anfang 2004 bei Ganswindt gewesen und habe ihm geraten, die intern als "Provisionen" bezeichneten Schmiergeldzahlungen deutlich zu senken, da es ansonsten strafrechtliche Probleme geben könne. Ganswindt habe bei dieser Gelegenheit wissen wollen, welche Beträge wohin flössen. Der Ex-Mitarbeiter antwortete demnach, dass rund 15 Millionen Euro im Jahr nach Griechenland gingen, etwa 10 Millionen nach Nigeria und ebenfalls rund 10 Millionen Euro in Länder der ehemaligen Sowjetunion. Ganswindt habe dazu erklärt, er wolle darauf hinwirken, dass diese Provisionszahlungen gesenkt würden. (tso/AFP)

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