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Schmiergeldaffäre: Externe Fachleute ermitteln bei VW

Das Ausmaß der Affäre um Betrug und Korruption beim Autokonzern Volkswagen ist weiterhin unklar. Jetzt sollen unabhängige Fachleute die Aufklärung der Schmiergeld-Vorwürfe vorantreiben und die Staatsanwaltschaft unterstützen.

Wolfsburg (01.07.2005, 16:17 Uhr) - Das Ausmaß der Affäre um Betrugs- und Korruptionsverdacht beim Autokonzern Volkswagen ist weiterhin unklar. Jetzt sollen unabhängige Fachleute die Aufklärung der Schmiergeld- Vorwürfe vorantreiben und die Staatsanwaltschaft unterstützen. Im Zentrum der Ermittlungen stehen der ehemalige Skoda-Personalchef Helmuth Schuster und einer seiner Ex-Mitarbeiter. Konzernbetriebsratschef Klaus Volkert war vor dem Hintergrund der Affäre am Donnerstag überraschend zurückgetreten.

«Wir haben die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kontaktiert und beabsichtigen, sie damit zu beauftragen, alle Vorgänge unabhängig zu überprüfen», sagte Konzernchef Bernd Pischetsrieder am Freitag in Wolfsburg. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch VW-Aufsichtsratsmitglied ist, nannte dies den richtigen Weg. Das Ausmaß des Skandals sei heute noch nicht abzusehen. Pischetsrieder hatte eine «lückenlose Aufklärung» angekündigt.

Neben der derzeitigen Hauptfigur Schuster ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig auch gegen einen seiner früheren Mitarbeiter. Gegen beide bestehe der Verdacht auf Untreue und Betrug, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag. Der Autobauer hatte zwei Strafanzeigen gestellt. Ein VW-Sprecher sagte, Volkswagen habe sowohl Schuster als auch den anderen Mitarbeiter Mitte Juni fristlos entlassen.

Der Sprecher der Justizbehörde sagte, es gebe Anhaltspunkte dafür, dass Gelder, die VW beziehungsweise der tschechischen VW-Tochter Skoda zugestanden hätten, auf Privatkonten gelandet seien. Der neben Schuster angezeigte Mann war früher Mitglied der VW- Personalabteilung, die Schuster in den 90er Jahren geleitet hatte.

Schuster soll unter anderem Schmiergelder von Zulieferfirmen verlangt haben. VW habe für Anfang der kommenden Woche schriftliche Unterlagen über die internen Ermittlungen in Aussicht gestellt, bekräftigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Es gebe derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass der überraschend zurückgetretene VW-Betriebsratschef Volkert in die Affäre verwickelt sei, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter. Laut «Spiegel» prüft die interne Revision von VW Vorwürfe, nach denen Volkert mit Schuster an einem Unternehmen beteiligt sein soll, das sich um einen Auftrag von Skoda beworben hatte. In Branchenkreisen hatte es geheißen, es gebe «Unregelmäßigkeiten».

Volkert hatte zu seinem Rücktritt erklärt, dies sei «in Kenntnis der zu erwartenden öffentlichen Diskussion um scheinbare Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit seiner Person» erfolgt. Er habe sich keiner kriminellen Handlung schuldig gemacht. Nachfolger Volkerts wird sein bisheriger Stellvertreter Bernd Osterloh. Der Wechsel an der Spitze des Betriebsrates sei seit längerer Zeit für den Sommer geplant gewesen, hieß es.

Unterdessen wies die Commerzbank Medienberichte zurück, dass sie die VW-internen Ermittlungen ins Rollen gebracht habe. Es sei richtig, dass sich die Bank von einem Mitarbeiter in Düsseldorf getrennt habe, sagte ein Sprecher in Frankfurt/Main. Dieser Mitarbeiter habe «persönliche Querverbindungen» zu Schuster gehabt. Darüber habe die Bank VW informiert. Das Unternehmen habe die Hinweise aber schon selbst gehabt. (tso)

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