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Wirtschaft: Schneider gibt Fälschung von Kreditunterlagen zu

Fiktive Rechnung über 29 Mill.DM / Immobilienspekulant spricht von "vollkommen bescheuerter Rechnung" FRANKFURT (MAIN) (ro).

Fiktive Rechnung über 29 Mill.DM / Immobilienspekulant spricht von "vollkommen bescheuerter Rechnung"

FRANKFURT (MAIN) (ro). Erstmals nach seiner Erklärung zu Prozeßbeginn im Juli hat sich der ehemalige Immobilienunternehmer Jürgen Schneider am Dienstag wieder ausführlich geäußert.Dabei räumte er ein, mit gefälschten Unterlagen gearbeitet und die Deutsche Bau- und Bodenbank bei der Gewährung eines 126 Mill.-DM-Kredites für den Zentralmeßpalast in Leipzig betrogen zu haben.Dabei fügte er den Kreditunterlagen eine Scheinrechnung einer European Pacific Investment über 29 Mill.DM für angebliche Ansprüche Dritter bei, die beim Kauf des Zentralmeßpalastes angefallen seien."Diese Rechnung ist falsch, dahinter steht keine reelle Geschäftsbewegung, das Geld ist nie geflossen", räumte Schneider gegenüber dem Gericht ein.Für Staatsanwalt Dieter Haike ist dies zwar ein Geständnis, aber es blieben trotzdem noch viele Fragen offen."Herr Schneider hat sich bewegt.Aber es war nur ein kleiner Schritt, dem noch viele große folgen müssen, um das Verfahren zügig abschließen zu können." Ein Ende des Prozesses sei nicht in Sicht, "wir haben noch einen gewaltigen Weg vor uns." Im Gegensatz zum Prozeßbeginn legte Schneider am Dienstag keine Erklärung vor, sondern antwortete auf die Fragen von Richter Heinrich Gehrke zum Punkt eins der fünf Punkte umfassenden Anklage.Dabei geht es um den Zentralmeßpalast in Leipzig.Für den Erwerb und den Umbau dieses Komplexes hatte Schneider im Juni 1991 von der in Frankfurt ansässigen Deutschen Bau- und Bodenbank AG eine Kreditzusage über 126 Mill.DM erhalten.Grundlage dafür war nach Ansicht der Staatsanwälte jene Scheinrechnung der European Pacific über 29 Mill.DM. Nachdem Schneider den Zentralmeßpalast Anfang 1991 für 44,5 Mill.DM erworben hatte, plante er die Umgestaltung des Komplexes mit hochwertigen Büros und Läden.Dadurch werde der Verkehrswert des Gebäudes, meinte Schneider am Dienstag vor Gericht, auf schätzungsweise 300 Mill.DM steigen.Weil die Banken aber nur den Kaufpreis finanzierten habe er die Scheinrechnung eingesetzt.Mit diesen 29 Mill.DM habe er dann die Kreditzinsen zahlen wollen.Die Rechnung habe er auf Blankopapier der European Pacific schreiben lassen. Bankdirektor Helmut Schmidt von der Deutschen Bau- und Bodenbank habe er bei der Erläuterung des Kreditantrages nicht gesagt, daß die Rechnung gefälscht und das Geld nie geflossen sei.Er sei sich aber nicht sicher, ob der Banker dies nicht doch gemerkt habe.Schließlich sei es, so Schneider, "eine vollkommen bescheuerte Rechnung" gewesen: Nur 15 Zeilen lang, kopiert, ohne Belege und mit der Aufforderung, das Geld auf Schneiders Privatkonto zu überweisen.Außerdem sei jener Herr Schmidt ein Profi."Und die Banker sind viel gescheiter als sie sich hier im Prozeß dargestellt haben." Schneider betonte aber auch, daß die Bau- und Bodenbank "wahnsinnig" interessiert gewesen sei, mit ihm ins Geschäft zu kommen.Jedenfalls hatte Schneider schon drei Wochen nach der Einreichung des Kreditantrages die Kreditzusage, "die schnellste Kreditzusage, die ich je erlebt habe".Im Dezember zahlte die Bau- und Bodenbank rund 83 Mill.DM an Schneider aus, davon flossen 39 Mill.DM auf sein Privatkonto.Während er die Fälschung der Rechnung einräumt, beschreitet er allerdings, die Flächenangaben beim Zentralmeßpalast getürkt zu haben.Die Staatsanwälte halten ihm vor, statt 8000 rund 12 000 Quadratmeter angegeben zu haben.Schneiders Anwalt Christoph Rückel bewertete die Aussagen seines Mandaten als Geständnis.Das liege auf der Linie der Verteidigung, die immer betont habe, daß Schneider in der Verantwortung stehe.Daß er trotzdem nur zögernd aussage, müsse man verstehen.Die persönliche Bewältigung der Ereignisse koste Schneider viel Kraft.Richter Heinrich Gehrke hatte am Dienstag ausdrücklich begrüßt, daß Schneider zur abschließenden Bereinigung der Dinge beitragen wolle.Hilfreich sei dies aber nur, wenn er zumindest nahe an der Wahrheit bleibe."Drumhergerede hilft nicht." Als Schneider bei seiner Aussage zeitweise zögerte, mahnte ihn Gehrke, er solle sich einen Ruck geben.Schließlich ginge es jetzt ums Eingemachte.

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