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Wirtschaft: Schneller, biegsamer, effizienter

Bundespräsident zeichnet Forscher mit dem Deutschen Zukunftspreis aus.

Berlin - Der Bundespräsident ist nicht schnell genug: Krachend fällt das Stück Holz zu Boden, das Christian Wulff hätte auffangen sollen. So hat Uwe Franke seinen Beweis erbracht: Der Forscher hat gezeigt, dass ein Mensch nicht schnell genug reagiert, wenn er abgelenkt ist. Im Straßenverkehr kann das gefährlich sein. Darum haben Franke und sein Team aus der Forschungsabteilung von Daimler die „6D-Vision“-Technik für das Auto entwickelt, die es zum Beispiel erlaubt, spielende Kinder am Straßenrand in weniger als 0,2 Sekunden zu erkennen. Ein Mensch braucht dazu mehr als doppelt so lang. Doch es kommt noch besser: Sieger des Abends ist Karl Leo. Der Forscher aus Dresden lässt einen Teller und eine Banane fallen und zeigt so, dass organisches Material elastischer ist. Biegsam sind auch die organischen Halbleiter, die er und sein Team entwickeln. „Wir werden die Welt verändern helfen“, kündigt er an.

Für sein Projekt „Organische Elektronik – mehr Licht und Energie aus hauchdünnen Molekülschichten“ erhält das Wissenschaftlerteam um Karl Leo vom Fraunhofer-Institut IPMS am Mittwochabend bei einem Festakt in Berlin den Deutschen Zukunftspreis. Dieser Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, der mit 250 000 Euro dotiert ist, wird zum 15. Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden bisher unter anderem die mp3-Technik, hochauflösende Plasmabildschirme, energiesparende Leuchtdioden und leistungsstarke Miniatur-Sensoren. Der Jury gehören Fachleute aus Wissenschaft und Praxis an. Geleitet wird sie vom Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Günter Stock.

Christian Wulff macht es sichtlich Freude, sich an diesem Abend mit optimistischen Visionen für die Zukunft zu beschäftigen. Die Diskussion über seinen umstrittenen Privatkredit aus der Vergangenheit ist auf der Bühne kein Thema.

„Diese Ergebnisse machen Mut, dass die Energiewende gelingt“, sagt Wulff bei Verleihung des Preises. Was die Forscher in Dresden entwickeln, kommt in Displays von Smartphones und in Leuchten zum Einsatz, die dadurch nur noch einen Bruchteil der bisher benötigten Energie verbrauchen. Zudem ermöglichen die innovativen Halbleiter, dass Solarzellen künftig als Folie produziert werden können. So können sie fast unsichtbar in Glasfassaden verborgen Strom produzieren.

Dass die Dresdner gewinnen, kommt für viele Beobachter überraschend. Dem Daimler-Team um Franke waren zuvor wohl die meisten Chancen eingeräumt worden. „Bei dieser Mischung aus Politik und Wissenschaft war es schwer vorherzusagen, wer gewinnt“, sagt Leo im Anschluss. „Deswegen haben wir den Ball flach gehalten.“ Seinen Teil vom Preisgeld will er für die Forschung und eine Fete für die Mitarbeiter stiften. Neben Daimler ging auch das Team um Hansjörg Lerchenmüller aus Freiburg mit dem Projekt „Geballtes Sonnenlicht effizient nutzen“ leer aus. Doch allein die Nominierung habe für viel positive Resonanz gesorgt, sagt Lerchenmüller. Corinna Visser

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