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Wirtschaft: Schneller wachsen

Wir stören die derzeitige Euphorie im Weißen Haus ja nur ungern. Aber jemand sollte erwähnen, dass die große amerikanische Mittelklasse Präsident George W.

Wir stören die derzeitige Euphorie im Weißen Haus ja nur ungern. Aber jemand sollte erwähnen, dass die große amerikanische Mittelklasse Präsident George W. Bush nicht wiedergewählt hat, damit er die Währung abwertet. Dieser ketzerische Gedanke muss vor dem Hintergrund des jüngsten Dollarverfalls erlaubt sein. Selbst Bushs Finanzministerium scheint nun den DollarVerfall inoffiziell zu bejubeln, weil er das amerikanische Leistungsbilanzdefizit mildert – während gleichzeitig offiziell der „starke Dollar“ beschworen wird. Sollte irgendjemand in der Bush-Regierung mit dieser Losung offen hausieren gehen, hoffen wir, dass Präsident Bush ihn sofort feuert.

Es ist schlicht unmöglich für Amerika, eine starke Außenpolitik zu betreiben, wenn die Welt das Vertrauen in seine Währung verliert. Wenn das Abwerten der Währung den Weg zu Wohlstand ebnen würde, würde Argentinien die Welt beherrschen. Jedenfalls ist die Vorstellung, dass das Leistungsbilanzdefizit die Ursache für die Dollarschwäche ist, heute so verkehrt wie eh und je. Der Wert von Währungen wird durch die Geldpolitik von Zentralbanken bestimmt. Die Dollarschwäche ergibt sich weitgehend aus der Tatsache, dass die US-Notenbank seit geraumer Zeit eine lockerere Geldpolitik betreibt als etwa die Zentralbanken Europas und Japans.

Unterdessen würde es nicht schaden, wenn etwas mehr Gelassenheit bezüglich des Handelsdefizits einkehren würde, denn Versuche, es zu „korrigieren“, würden mehr Schaden anrichten als das Defizit selbst. Nach buchhalterischen Grundsätzen ist das Handelsdefizit die Kehrseite des US-Kapitalüberschusses. Das bedeutet, dass die USA weiterhin Güter und Investitionen anlocken – Signale einer soliden Expansion, die immer noch schneller fortschreitet als im Rest der Welt. Statt auf einen schwächeren Dollar zu hoffen, täten offizielle Stellen in den USA besser daran, Europa und Japan dazu zu bewegen, ihre sozialistischen, regulierenden Fesseln abzuschütteln und schneller zu wachsen.

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