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Wirtschaft: Scholz&Friends verabschiedet sich von der Börse

Mehrheitseigentümer geben Aktie keine Chance mehr und wollen Kleinaktionäre aus der Agentur drängen – SdK kündigt Prüfung an

Berlin (mot). Die renommierte Werbeagentur Scholz&Friends verlässt nach knapp zwei Jahren die Börse. Da sich das in eine Holding umgewandelte Unternehmen inzwischen mehrheitlich im Besitz des Finanzinvestors Elektra Partners und von 20 Führungskräften befindet, sollen die verbleibenden Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen gedrängt werden. Dies kündigte Scholz&Friends am Freitag an. Der genaue Zeitpunkt, wann die Aktien vom Markt genommen werden, steht allerdings noch nicht fest. Das so genannte „Squeeze out“Verfahren, bei dem den restlichen Kleinaktionären eine Abfindung gezahlt wird, ist umstritten. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kündigte am Freitag eine rechtliche Überprüfung an.

Mit dem Abschied vom Kapitalmarkt beendet Scholz&Friends eine kurze Börsenkarriere. Das Unternehmen war nach der Fusion mit der Berliner United Visions AG im November 2001 als erste deutsche Werbeagentur an die Börse gegangen. Die Aktie verlor seitdem rund 65 Prozent ihres Wertes. In Turbulenzen geriet Scholz&Friends, als der frühere Mehrheitseigner, die britische Cordiant Communications Group, wegen der Werbeflaute in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Cordiant hatte die Agentur 1987 zu 100 Prozent übernommen. Beim Börsengang 2001 reduzierte sich der Anteil auf 77 Prozent. Im Juni 2003 musste sich Cordiant schließlich von Scholz&Friends ganz trennen.

Die Aktien wurden an eine Holding übertragen, an der die Scholz&Friends-Vorstände Thomas Heilmann und Sebastian Turner sowie weitere Manager 20 Prozent übernahmen, der Rest ging an die Beteiligungsgesellschaft Electra. Anschließend machte Scholz&Friends den freien Aktionären ein Kaufangebot von 1,75 Euro je Aktie. Wie die Agentur am Freitag mitteilte, habe die Mehrheit seit Mitte Juli das Angebot angenommen. Der Anteil der restlichen Anteilseigner schrumpfte deshalb von 14 auf rund drei Prozent.

Angesichts des nunmehr stark verringerten Streubesitzes sehe die Scholz & Friends Holding keine interessante Kursentwicklung mehr, teilte das Unternehmen mit. Die Hauptaktionäre schlagen dem Vorstand daher ein Squeeze-out-Verfahren vor, über das eine außerordentliche Hauptversammlung entscheiden muss. Aktionärsvertreter teilen diese Einschätzung nicht. „Wenn der Aufschwung kommt, werden die Unternehmen wieder mehr in Werbung investieren“, glaubt SdK-Sprecher Michael Kunert. Dies werde auch der Aktie helfen. „An den Kursgewinnen werden die Kleinaktionäre aber nach dem Squeeze-out nicht mehr teilhaben.“ Juristisch klären wollen die Aktionärsvertreter, welche Rolle Turner und Heilmann bei der Übertragung ihrer Aktien auf die Scholz&Friends Holding gespielt haben. „Wir vermuten, dass die Holding nur geschaffen wurde, um einen Umgehungstatbestand zu verschleiern“, sagt Kunert. Turner und Heilmann seien als frühere Aktionäre der AG heute indirekt auch Eigentümer der Holding. Dies sei juristisch zumindest umstritten und werde nun geprüft, so der SdK-Sprecher.

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