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Wirtschaft: Schrempp scheut den Blick in die Zukunft

Unsichere Weltlage lässt keine Prognose zu/Daimler-Chrysler will mehr als sechs Milliarden Euro Gewinn machen

Stuttgart (alf). DaimlerChrysler will den Gewinn in diesem Jahr trotz zunehmender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten erhöhen. Konzernchef Jürgen Schrempp lehnte am Donnerstag jedoch eine detaillierte Prognose über den Geschäftsverlauf 2003 ab. Angesichts der Risiken wäre das „unverantwortlich“, sagte Schrempp bei der Vorstellung der Bilanz in Stuttgart. Im vergangenen Jahr hatte Daimler-Chrysler das operative Ergebnis auf 5,8 (Vorjahr: 1,3) Milliarden Euro mehr als vervierfacht.

Der Konzernumsatz fiel 2002 im Gegensatz zum Gewinn jedoch um zwei Prozent auf 149,6 Milliarden Euro. Zu dem deutlich besseren Ergebnis trug vor allem Chrysler bei. Der US-Arm des Konzerns schrieb nach einem Milliardenverlust im Vorjahr nun wieder schwarze Zahlen. Etwas getrübt wurde die Freude durch die Zahlen für das vierte Quartal 2002. Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte der Umsatz um rund drei Milliarden Euro auf 37 Milliarden Euro, wofür vor allem Chrysler verantwortlich war.

2003 „wird ein sehr schwieriges Jahr“, sagte Schrempp. Falls es zu einem Krieg im Irak kommt, befürchtet Finanzvorstand Manfred Gentz den Ausfall der Kapitalmärkte „für einige Wochen“. Daimler-Chrysler habe jedoch ausreichend Liquiditätsreserven, um das schadlos zu überstehen. Die Auseinandersetzung um den Irak, insbesondere der deutsch-amerikanischen Streit, habe das Geschäft des transatlantischen Autoherstellers bislang nicht beeinträchtig. „Es ist eindeutig nicht so, dass wir negative Einflüsse spüren würden“, sagte Dieter Zetsche, Chef der Chrysler Group. Zur Entspannung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses „sind wir auf beiden Seiten außerordentlich kommunikativ tätig“, sagte Schrempp. Sollten sich die Spannungen aber verschärfen, dann drohe eine Gefahr für Mercedes, da diese Marke in den USA sehr stark mit Deutschland identifiziert werde.

Trotz der aktuell „sehr begrenzten Wachstumsperspektiven“ erwartet das Unternehmen „in den Jahren 2003 bis 2005 steigende Erträge“. Dabei geht der weltweit drittgrößte Autohersteller davon aus, dass die Weltwirtschaft Ende dieses Jahres an Fahrt gewinnt. Im laufenden Jahr werde der Autoabsatz jedoch bestenfalls stagnieren: Der Markt in den USA schrumpft voraussichtlich, und in Japan und Westeuropa „ist nicht mit einer nachhaltigen Belebung zu rechnen“.

Dennoch sieht Daimler-Chrysler Wachstumschancen, und zwar vor allem in Nischen, „insbesondere bei vielseitig einsetzbaren Crossover-Fahrzeugen“. Schrempp kündigte 13 neue Pkw in der Mercedes Car Croup bis 2005 an, zu der die Marken Maybach, Mercedes und Smart gehören. Die Chrysler Group (mit den Marken Chrysler, Dodge und Jeep) werde mit 16 neuen Fahrzeugen auf den Markt kommen und die japanische Mitsubishi Motors, an der Daimler-Chrysler eine strategische Beteiligung hält, mit zwölf neuen Modellen. Bis 2005 will der Konzern 41,6 Milliarden Euro investieren, davon 17,6 Milliarden in Forschung und Entwicklung.

Mit der Markteinführung neuer Modelle wird sich Schrempp zufolge in den kommenden Jahren die Strategie des Weltkonzerns voll auszahlen. Bereits jetzt seien die Synergien durch die Integration von Mercedes, Chrysler, Mitsubishi sowie verschiedener Lkw-Marken „im Bereich von Milliarden“ anzusiedeln, sagte der Vorstandschef. Bei den in der Autodindustrie üblichen Produktzyklen von vier bis sieben Jahren, stünden die größten Synergieeffekte noch bevor.

Chrysler-Chef Zetsche kündigte an, in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro zum Konzernergebnis beisteuern zu wollen. Im vergangenen Jahr hatte Chrysler 1,3 Milliarden Euro verdient, nachdem es 2001 einen Verlust von 2,2 Milliarden Euro gegeben hatte. Zetsche zufolge ist die Chrysler-Sanierung weitgehend abgeschlossen, seit 2001 wurden 26 000 Arbeitsplätze gestrichen und Komponentenwerke mit 3500 Beschäftigten verkauft. Durch die forcierte Kooperation mit Mitsubishi und Mercedes sollen „die Kosten weiter verringert und die Margen verbessert werden“, kündigte Zetsche an.

Das meiste Geld im Konzern verdiente auch 2002 Mercedes. Mit weltweit 1,23 Millionen Autos der Marken Mercedes, Smart und Maybach wurden gut drei Milliarden Euro Gewinn eingefahren nach 2,96 Milliarden Euro im Vorjahr. Schrempp war zufrieden über den „Enthusiasmus“ den der Luxuswagen Maybach auslöse; die Jahresproduktion von 1000 Einheiten sei bereits verkauft.

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